Wettstetten (DK) An jedem dritten Sonntag im Monat treffen sich Flüchtlinge und Gaimersheimer Bürger im Café International im Marktmuseum zum gegenseitigen Kennenlernen. Sie machen gemeinsam Sport, spielen oder tauschen sich bei einem Stück Kuchen aus.
Das provisorische Volleyballfeld vor dem Gaimersheimer Marktmuseum hat an diesem Sonntag wohl den meisten Zulauf. Zwischen 20 und 30 junge Leute machen hier lachend Sport. Der zweite wichtige Ort im Café International ist natürlich die Kuchentheke. Dort stehen Jabran Naseer, Gulaam Shaber und Abdul Manan in ihren weinroten Café-International-Schürzen und verteilen Kuchen und Torten an die Besucher. Spenden sind willkommen und kommen dem Helferkreis Asyl in Gaimersheim und damit den Flüchtlingen selbst zugute. Die drei jungen Männer kommen aus Pakistan und wohnen im Container "Am Steinbruck". Die Bewohner organisieren an diesem Sonntag das Café International - und kleben Plakate, verteilen Einladungen und übernehmen Aufbau, Tisch- und Spüldienst sowie Kaffee-, Tee- und Kuchenausgabe. "Das macht großen Spaß hier, sogar das Spülen", erzählt Abdul Manan, der zwischen Küche und Theke hin und her flitzt und zwischendurch neue Gäste begrüßt.
In Gaimersheim leben derzeit rund 150 Asylbewerber, hauptsächlich alleinstehende junge Männer. Die meisten kommen aus Afghanistan, Pakistan, dem Senegal und Somalia. Untergebracht sind sie überwiegend in fünf Wohncontainern. Betreut werden die Flüchtlinge von Angelika Leilich, die für die Kooperation mit der Gemeinde zuständig ist, und vom Helferkreis Asyl.
Diesen gibt es seit drei Jahren. "Wir sind jetzt in eine Phase gekommen, in der es nicht mehr primär um Spracherwerb und soziale Themen geht, sondern wirklich um Integration. Das bedeutet vor allem Kennenlernen und Barrieren abbauen", sagt Monika Klement, die "den Helferkreis Asyl zusammenhält". Über 100 Interessierte hat sie im E-Mail-Verteiler, aktiv arbeiten etwa 40 bis 50 Gaimersheimer mit.
Das Café International hat der Helferkreis ins Leben gerufen, um die Hemmschwellen zu senken und ein ungezwungenes Zusammensein zu ermöglichen - bei Tee, Kaffee und Kuchen und mit Spielen, Bastelangeboten, Sport und Gesprächen. Das Konzept, das Café nicht nur für, sondern mit den Flüchtlingen zu realisieren, scheint der Schlüssel zum Erfolg zu sein. "Die Mitarbeit der jungen Männer ist eine super Sache. So fühlen sie sich angenommen, man lernt sich bei der gemeinsamen Arbeit besser kennen und freut sich, wenn man sich am nächsten Tag zufällig auf der Straße trifft", sagt Anni Wohlrab, die über die Kuchenspenden zum Helferkreis dazugestoßen ist und an diesem Sonntag schaut, ob im Café alles läuft.
Das Ambiente im und ums Marktmuseum ist verheißungsvoll. Der Zuspruch der Gaimersheimer Bevölkerung ist groß, es gibt reichlich Kuchenspenden. Über den Nachmittag verteilt kommen an die 200 Besucher: Gaimersheimer und Gäste aus den anderen Containern - sogar Bürgermeisterin Andrea Mickel schaut vorbei und freut sich über das bunte Treiben. "Natürlich kann man nicht alle erreichen", sagt Monika Klement. Aber die Akzeptanz der Bürger steige spürbar. "Integration ist ein langsamer Prozess. Das Café ist ein kleiner Baustein. Aber eben ein Baustein", ist sich die 49-jährige Sprecherin des Helferkreises sicher.
Einige Damen, die normalerweise an anderen Stellen beim Helferkreis Asyl aktiv sind, genießen das Zusammensein in der Sonne vor dem Marktmuseum. "Ich betreue zwei afghanische Jungs, die in die zweite Klasse gehen, und helfe einigen Flüchtlingen, erst einmal unsere Schrift zu lernen", erzählt Ursula Silvester. Ihre Tischnachbarin berichtet von Behördengängen, Arztbesuchen, Lehrstellenvermittlung und Wohnungssuche. Aber heute ist sie nur zum Entspannen da. Und das geht wunderbar bei einer Tasse Kaffee und dem von Jabran, Gulaam und Abdul servierten Kuchen.
Das Café International findet jeweils am dritten Sonntag im Monat von 14 bis 17.30 Uhr im Marktmuseum in Gaimersheim statt. Der nächste Termin ist der 20. November.
