Beilngries
Integration als Gemeinschaftsaufgabe

Neue Strukturen bei den ehrenamtlichen Flüchtlingshelfern in Beilngries

19.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:17 Uhr

Integration hat viele Seiten: Bei der Betreuung der Flüchtlinge spielen viele Aspekte eine Rolle. Auch gemeinsame Freizeit wie ein Spieletreff oder Singstunden sind wichtig. Rund 35 Personen engagieren sich in Beilngries derzeit als Flüchtlingshelfer. ‹ŒArch - foto: Fabian Rieger

Beilngries (DK) Die ehrenamtliche Flüchtlingshilfe in Beilngries hat eine neue Struktur. Es wurden themenspezifische Sparten gebildet, auf die sich derzeit rund 35 freiwillige Helfer verteilen. Besonders viele Aufgaben gibt es derzeit auf den Gebieten Arbeit und Wohnraum.

Rund zwei Jahre ist es inzwischen her, dass der Landkreis erstmals eine Unterkunft für eine Flüchtlingsfamilie in der Großgemeinde Beilngries angemietet hat. Welche Dynamik das Thema gewinnen sollte, war zu dieser Zeit noch nicht absehbar. Dass es ehrenamtlicher Hilfe bedarf, um die Menschen gut zu versorgen und bestenfalls sogar zu integrieren, wurde schnell deutlich. Hier tat sich von Anfang an die Beilngrieser Nachbarschaftshilfe (NBH) unter der Leitung von Willy Hanemann hervor.

Wie vor einiger Zeit berichtet, wollte sich die NBH aber wieder etwas aus dieser Aufgabe zurückziehen, um stärker ihrer eigentlichen Bestimmung nachzugehen. Stadt und Ehrenamtliche machten sich folglich an die Aufgabe, die Organisation der Flüchtlingshilfe anders zu organisieren und einen Helferkreis Asyl zu gründen. Als neue Herausforderung kam die Gemeinschaftsunterkunft im ehemaligen Hotel Gallus mit Platz für bis zu 120 Asylbewerber hinzu.

Bei einem Termin im Juni wurde im Haus des Gastes der Versuch gestartet, Bürger für diesen ehrenamtlichen Dienst zu begeistern. Ihre Bereitschaft zur Hilfe erklärten aber hauptsächlich bereits bekannte Gesichter, wie Regina Hartig-Drelse, Anja Ouakili und Rolf Drießen aus dem Organisationsteam bei einem Gespräch mit unserer Zeitung erläutern. Der Großteil der aktuell 35 Ehrenamtlichen ist Mitglied der Nachbarschaftshilfe oder war bereits in den vergangenen Monaten und Jahren in der Flüchtlingshilfe tätig. "Jeder, der uns unterstützen möchte, ist willkommen", sagt Drießen.

Anhand der Erfahrungen der vergangenen beiden Jahre sowie der Tipps der Ehrenamtskoordinatorin im Landkreis Eichstätt, Christine Pietsch, werden die Arbeiten künftig themenspezifisch aufgegliedert. Die Helfergruppen sind jeweils für eines der folgenden Themen zuständig: Hauspaten, Sport, Mobilität, Integration, Arbeit und Projekte. Auch für Wohnen und Sprache sind eigenständige Fachbereiche vorgesehen. Die Fäden laufen beim Organisationsteam zusammen. Hartig-Drelse, Ouakili und Drießen sind davon überzeugt, dass man auf diese Weise wesentlich effektiver helfen kann.

Die Anforderungen an die Flüchtlingsunterstützung haben sich ein Stück weit verschoben. Während es in der Zeit der beinahe täglichen Neuankünfte vor allem darum ging, die Menschen zu empfangen und ihnen bei den ersten Schritten in neuer Umgebung zu helfen, stünden nun vor allem Fragen der Arbeits- und Wohnungssuche im Mittelpunkt. Gerne könnten sich Betriebe, die einem Asylbewerber beispielsweise einen Praktikumsplatz anbieten möchten, an den Helferkreis wenden. "Wichtig ist uns auch, die Menschen im Gallus nicht als Flüchtlinge zweiter Klasse zu behandeln", so Drießen. Die Helfer seien für alle da.

Ihre bisherigen Erfahrungen in der ehrenamtlichen Arbeit seien ausschließlich positiv. Man könne dabei viel für das eigene Leben gewinnen, berichtet Anja Ouakili. Zudem müsse niemand Angst vor Verpflichtungen und zu großer zeitlicher Belastung haben, betont das Trio vom Organisationsteam. Jeder könne sich seinen Fähigkeiten und den zeitlichen Kapazitäten entsprechend einbringen. Drießen weist zudem darauf hin, dass die Helfer über die Stadt versichert sind. Darin ist auch die Anfahrt mit dem Auto inbegriffen.

Da zur Integration nicht nur Arbeit und Wohnung, sondern auch private zwischenmenschliche Kontakte gehören, weist Regina Hartig-Drelse auf ein Angebot hin, das in der Gemeinschaftsunterkunft im ehemaligen Hotel Gallus ins Leben gerufen wurde. Dort setzt man sich seit Kurzem an jedem Freitag von 15 bis 17 Uhr zusammen, um gemeinsam zu spielen. Unterstützung gibt es dabei von Elke Lause, die am bestehenden Beilngrieser Spieletreff "spielbar" beteiligt ist. Jeder, der Spaß am gemeinsamen Spiel hat, ist in der Gemeinschaftsunterkunft willkommen. Freuen würden sich die Organisatoren, wenn ausrangierte, aber noch funktionstüchtige Spiele gespendet werden. Am liebsten werden Brett- und Würfelspiele genommen, die kein allzu kompliziertes Regelwerk haben, um einfach drauflos spielen zu können.

 

Wer Spiele spenden oder sich anderweitig in der Flüchtlingshilfe einbringen möchte, findet im Internet unter www.fluechtlingshilfe.beilngries.de Informationen und Kontaktdaten.