Pfaffenhofen
Großer Chor und wenig Zuhörer

Grandioses Konzert zum 100. Todestag von Max Reger in der Stadtpfarrkirche

19.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:17 Uhr

Volle Konzentration an der Tastatur zeigte Organist Bernhard Buttmann (rechts), assistiert von Max Penger. - Foto: Steininger

Pfaffenhofen (PK) Das war sicher enttäuschend für Max Penger, den Münchener Bach-Chor und für Organist Bernhard Buttmann: Vergleichsweise nur wenige Zuhörer füllten die Kirchenbänke, und das trotz eines weltbekannten Ensembles und eines großen Organisten.

Ist das Pfaffenhofener Publikum übersättigt aufgrund der vielen Konzerte der Memo-Reihe, hört es lieber Mozart als Max Reger oder ist die Affinität der Zuhörer zu Orgelwerken weniger ausgeprägt? Am schlechten Wetter kann es kaum gelegen haben, denn bereits im Vorverkauf lief der Kartenabsatz schleppend. Ebenso wenig können die Eintrittspreise von rund 16 bis 22 Euro Grund für den geringen Besuch gewesen sein, denn die sind vergleichsweise moderat für solche Interpreten von Weltrang.

Gut beraten aber waren die Musikfreunde, die sich am Sonntag in die Stadtpfarrkirche begaben. Denn die erlebten ein Konzert, das im Jahreskalender seinesgleichen sucht. Fast 50 Damen und Herren des Münchener Bach-Chores boten mit der Motette "Komm, Jesu, komm" einen Einstieg in die mehrstimmige Vokalmusik, mit einem Werk, bei dem Bach "mit nur schwer sauber zu treffenden Intervallen nicht gerade geizte", heißt es in der Literatur. Dagegen aber soll Max Regers "Introduktion und Passacaglia d-moll" "vergleichsweise leicht ausführbar" sein, was aber relativ ist und einen gestandenen Organisten vom Schlage eines Bernhard Buttmann verlangt. Dessen Einspielung von Regers gesamtem Orgelwerk auf CD sorgte für Furore in der Musikwelt.

Die Introduktion beginnt mit mächtigen Akkorden, ihr folgt das eigentliche Hauptthema, die Passacaglia, die mit den Füßen auf den Pedalen bedächtig anfängt. Dann erst kommen die Tastatur und mit ihr die Flöten zum Einsatz, mit zunehmenden Tempi steigert sich auch der Klang der Orgel, mit immer mehr Registern und auf- und absteigenden Tonfolgen gewinnt das Werk an Dramatik, bis es mit lang andauernden Akkorden zur Ruhe kommt.

Überhaupt stand Max Reger anlässlich seines 100. Todestages im Mittelpunkt des Programms. Daher auch seine "Acht geistliche Gesänge" für vier- bis achtstimmigen Chor, ein Zyklus, den Reger im Jahr 1914 geschrieben hatte. Paradestücke für diesen Laienchor, der wie ein Profiensemble klingt und der mit vollem Körpereinsatz dirigiert wurde von Karl-Friedrich Beringer. Der führte einst den Windsbacher Knabenchor zu Weltruhm und wurde mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Unter seiner Leitung präsentierte sich der Chor als homogener Klangkörper mit makelloser Intonation und prägender Dynamik, vom Forte bis ins wie gehauchte Pianissimo. Man hätte eine Stecknadel im Kirchenschiff fallen hören können, so andächtig lauschte das Publikum diesem Chorwerk Regers, das leichter fassbar ist als andere seiner Kompositionen.

Das trifft allerdings auch auf Peter Wittrich zu. Dessen "Paulus" aus den Apostelbildern stellt nicht nur für den Organisten, sondern auch an das Publikum höchste Anforderungen. Ersterem spieltechnisch, Letzteren beim Zuhören, denn Wittrichs Kunst des dissonanten Tonsetzens weist Züge auf, die bei etlichen Zuhörern eher verwirrte als begeisterte Mienen verursachen. Das soll Wittrichs Genialität keineswegs schmälern, aber dem Musikgeschmack des überwiegenden Teils der Zuhörer wird das wohl eher weniger gerecht.

Einen versöhnlichen Schlusspunkt dagegen setzte der Chor mit Bach's Motette "Singet dem Herrn", ein jubelnder, kanonartiger, achtstimmiger Chorgesang, der mit einem "Halleluja" festlich endet. Lang anhaltender Beifall des Publikums am Ende für Chor und Organisten gleichermaßen, den der Chor mit einer Zugabe quittiert.