Ingolstadt
Ingolstadts unbekannte Kirche

10.02.2010 | Stand 03.12.2020, 4:16 Uhr

Tiefe Risse in der Westwand: Architektin Gordana Gabriel inspiziert die Schäden der Spitalkirche. Die Malereien stammen aus dem späten 16. Jahrhundert. - Foto: Herbert

Ingolstadt (rh) "Das ist eine sehr wertvolle Kirche", sagt Gordana Gabriel, "aber das weiß kaum einer."

Im Gegensatz zu den meisten Ingolstädtern, die am Rathausplatz achtlos an der Spitalkirche vorbeigehen, muss die Architektin der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft dem Gotteshaus in diesem Jahr ihre ganze Aufmerksamkeit widmen. Das Baudenkmal aus dem 14. Jahrhundert ist in seiner Statik gefährdet, eine Sanierung dringend geboten.

Kriege überstanden

Die Gemeinnützige hat vor zwei Jahren die Aufgabe übernommen, sich um den technischen Bauunterhalt der Gebäude zu kümmern, die der Spitalstiftung gehören. Das sind außer dem Altenheim das Technische Rathaus, das Haus Rathausplatz 9 (Umweltamt) und eben die Spitalkirche. "Die Kirche hat den 30-jährigen Krieg und den Zweiten Weltkrieg fast ohne Schäden überstanden", weiß Architektin Gabriel um die Besonderheit dieses Sanierungsauftrages.

Der Sakralbau, den zurzeit vor allem die polnische katholischen Gemeinde nutzt, wurde in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts errichtet und im 15. Jahrhundert nach Westen hin erweitert. Die Wandmalereien stammen aus dem 16. Jahrhundert, sie wurden später überstrichen und erst im 20. Jahrhundert wieder freigelegt.

Besonders bemerkenswert ist die original gotische Dachkonstruktion, die weitgehend erhalten geblieben ist. Bestes Zimmermannshandwerk, wie Gabriel erklärt, und durch seine "zweifach liegende Kehlbalkenkonstruktion für die Bauzeit sehr neu und fortschrittlich". Alles in allem seien für den Dachstuhl rund 220 Kubikmeter bestes Bauholz verwendet worden, das entspricht etwa 240 Stämmen mit einer Länge von je 25 Metern.

"Das Holz ist noch in Ordnung", sagt die Architektin, nur die Auflagehölzer mit Feuchteschäden müssen ersetzt werden. Statische Probleme an der Kirche gibt es schon lange. Bereits nach der Schutterverlegung mussten vor 30 Jahren die verfaulten Eichenpfähle des Fundaments durch Betonpfeiler ersetzt werden. Doch inzwischen hat sich gezeigt, dass die Standsicherheit des Baudenkmals nur noch "bedingt gegeben" ist. Die Giebelseite neigt sich in Richtung Rathausplatz. Am Mauerwerk der Westwand sind tiefe Risse zu sehen. Deshalb duldet die Sanierung, die eine knappe Million Euro kostet, keinen Aufschub mehr.

Stiftung bezahlt

Das Dach wird komplett neu gedeckt. Während der Arbeiten muss ein Schutzdach aus Gitterfolie errichtet werden. Nicht nur die Kirche selbst, sondern auch ein Teil der Straße wird wegen des Baugerüstes gesperrt. Die Baukosten werden von der Spitalstiftung übernommen, eventuell mit Zuschuss des Denkmalschutzes.