Ingolstadt
Citystreife soll für Ruhe und Ordnung sorgen

10.02.2010 | Stand 03.12.2020, 4:16 Uhr

Weniger Einwegbehälter, mehr Abfalleimer: Der Qualitätszirkel hat sich Gedanken gemacht, wie Schmutz und Lärm in der Altstadt eingedämmt werden können. - Foto: Herbert

Ingolstadt (DK) "Streng vertraulich" steht auf dem Deckblatt: Der Maßnahmenkatalog mit Vorschlägen zur Eindämmung von Lärm und Schmutz in der Altstadt wird wie ein Geheimpapier gehandelt. Der Qualitätszirkel will bis April seine Ideen präsentieren: Dazu zählt eine neue "Citystreife".

Der Qualitätszirkel wurde im vergangenen Herbst auf Betreiben einer Initiative von Altstadtbewohnern gegründet, die sich seit Jahren durch Alkoholexzesse, Lärm und Dreck belästigt fühlen. Eine der Initiatorinnen ist Hermine Siering. Sie und weitere Betroffene zählen ebenso zu den Teilnehmern des Qualitätszirkels wie Behördenvertreter, Stadträte und Gastromomen. Ziel ist es, bis April, also noch rechtzeitig zur Freiluftsaison, einen Maßnahmenkatalog zum Erhalt der Aufenthalts- und Lebensqualität in der Altstadt zu erarbeiten und dem Stadtrat vorzulegen.

Die Vorschläge – bisher "streng vertraulich" – sind vielfältig und zum Großteil nicht mehr ganz neu: So wird die Einführung einer "Citystreife" empfohlen, die nachts patrouillieren soll, um Vandalismus, Ruhestörungen und Verschmutzungen einzudämmen. Stadt und Gastronomen sollen diesen privaten Sicherheitsdienst beauftragen. Einer Wiedereinführung der Sperrzeit auf Landesebene stehe der Qualitätszirkel grundsätzlich offen gegenüber, heißt es im aktuellen Entwurf.

Überlegt wurde im Qualitätszirkel auch, Autos ohne Anwohnerausweis aus Teilen der Altstadt am Wochenende zur Nachtzeit zu verbannen. Denn zum einen kritisieren Bewohner der Altstadt zunehmend, dass sie abends keinen Parkplatz mehr finden. Zum anderen häufen sich Beschwerden über sinnloses Umherfahren mit voll aufgedrehter Musikanlage und über schier endlosen Kreisverkehr auf der Suche nach einem freien Parkplatz – vor allem im Bereich Theresienstraße, Luftgasse, Donaustraße und Steuartstraße. Als Vorbild für eine teilweise Verkehrsberuhigung wird die Stadt Schrobenhausen genannt: Die dortige Innenstadt sei in den Abendstunden quasi verkehrsfrei, heißt es.

Um die zunehmende Verschmutzung der Altstadt zu bekämpfen, schlägt der Qualitätszirkel vor, die Benutzung von Einwegbehältern im Straßenverkauf zu beschränken. Außerdem sollen Wirte nicht nur direkt vor ihrem Lokal, sondern auch im Umfeld für Sauberkeit sorgen. Die Stadt soll darüber hinaus dafür sorgen, dass mehr Abfallbehälter an stark frequentierten Straßen und Plätzen stehen. Die neuen Mülleimer seien zudem unpraktisch, weil beispielsweise Pizzakartons nicht durch die Öffnung passen. Der Qualitätszirkel wünscht sich auch mehr öffentliche Toiletten, und die sollen nachts offen sein – vor allem im Münsterumfeld. Abhilfe könnte dort ein WC-Container schaffen.

Damit sich keine lärmenden Menschenmassen vor Lokalen ansammeln und die Sicherheit der Besucher gewährleistet ist, fordert der Qualitätszirkel überdies, dass Lärm- und Brandschutzauflagen, Fluchtwege und die Zahl der Gäste überprüft werden.

Speziell um diese Punkte kümmert sich das Ämter übergreifende Kompetenzteam in jüngster Zeit sehr intensiv. Teilweise waren die Männer von der Stadtverwaltung alle 14 Tage unterwegs, um den Wirten Druck zu machen. Erst kürzlich wurde auch eine bereits beworbene All-inclusive-Party wieder abgesagt.

Während Rechtsreferent Helmut Chase die Arbeit des Qualitätszirkels als "sehr konstruktiv" bezeichnet, ist Altstadtbewohnerin Hermine Siering eher enttäuscht von den ersten Ergebnissen: "Die Interessen gehen weit auseinander und es ist sehr schwierig, einen Konsens zu finden."