Ingolstadt
Ingolstadt trauert um Lemmy

29.12.2015 | Stand 02.12.2020, 20:22 Uhr

Betretene Mienen: Sänger Claus Lessmann und Gitarrist Hans Ziller (mit ungewohnter Kurzhaarfrisur) bestritten das Konzert vor wenigen Wochen in Poltawa/Ukraine im Sitzen, da sich Lessmann bei einem Bühnenunfall drei Rippen gebrochen hatte. Ihr Blick passt aber auch zu der neuen Mini-CD, mit der sie sich gegen Tierquälerei stark machen.

Ingolstadt (DK) Lemmy ist tot. Der legendäre Frontmann der britischen Band Motörhead, Ian Lemmy Kilmister, ist kurz nach seinem 70. Geburtstag gestorben. Unzählige Konzertbesucher haben ihn live gesehen, viele Fans trauern um den Sänger und Bassisten. Bonfire-Gitarrist Hans Ziller hat ihn kennenlernen dürfen.

Cajonist Dino von der Band Serious Project schreibt:
"Lemmy Kilmister war für mich mehr als eine Metal Ikone... er war "das Original" "der lebendige Beweis" "der Rock'n Roll Rebel"! Er ist ohne Zweifel eine Legende gewesen und wird für immer eine bleiben. Sam Gopal, Hawkwind oder Motörhead wären ohne Lemmy nur wie Rockmusik ohne E-Gitarre gewesen."

Flo Jung von der Band Voltraid schreibt: 
"Es war zwar zu erwarten und selbst vor 18 Jahren, als ich ihn das erste Mal live in Nürnberg sah, schien dieser Moment bereits anzustehen, da dieser riesige, eindrucksvolle Typ mit seinen hässlichen Warzen im Gesicht fast drei!!! Flaschen Jack Daniels während des Konzerts in sich hineinschüttete! Pur natürlich... Aber trotzdem bin ich nun schockiert von seinem plötzlichen Aufstieg in den Olymp des Rock'n'Roll zu allen anderen Rock-Göttern! Er wird wohl mit Ronnie James Dio, Gary Moore, John Bonham und vielen weiteren viel zu früh aufgestiegenen, eine richtig geile Band aufmachen und die wird, so wie das bei einem Motoerhead Konzert üblich war, so laut sein, dass man sie bis hier runter wieder hören wird! Cause he is Lemmy and he plays Rock'n'Roll- 4ever!" 

Unser Kollege Bernhard Pehl hat sich außerdem mit Bonfire-Gitarrist Hans Ziller unterhalten:„We are Motörhead and we play Rock ’n’ Roll.“ Millionen Fans haben diese Ansage schon mindestens einmal im Leben gehört. Sie gehörte zu einem Motörheadkonzert wie das Bier oder Stücke wie „Ace of Spades“ oder „Overkill“ – 40 Jahre lang. Lemmy war zweifellos eine Ikone der Rockmusik, Motörhead mit der so einzigartigen Verbindung aus Hardrock und Punk inspirierend für unzählige jüngere Musiker. Einige haben ihn auch abseits der Bühne erlebt. So wie etwa in den 80er-Jahren Mitglieder der früheren Ingolstädter Metalband Vectom, die Lemmy während eines USA-Aufenthalts in Los Angeles öfter in seiner damaligen Stammkneipe gesehen haben. Der Ex-Roadie von Jimi Hendrix saß in einer Ecke und spielte das seinerzeit sehr populäre Computerspiel Pac-Man. 
Hans Ziller hat den verstorbenen Sänger nicht nur mehrmals gesehen, sondern sogar persönlich kennengelernt. „Das ist aber schon ziemlich lange her“, erinnert sich der Gitarrist der Ingolstädter Hardrockband Bonfire. Es war, um genau zu sein, am 7. September 1988, als im Universal Amphitheatre in Los Angeles die MTV-Music Awards vergeben wurden. Bonfire waren als Gäste eingeladen und durften Zeugen sein, wie INXS, Prince, Guns n’ Roses und andere ihre Preise erhielten. Und am Rande lernten sie auch Lemmy kennen. „Das war ein total netter Kerl“, weiß Ziller noch heute: „Gar nicht überheblich, sondern völlig normal.“ Lemmy, so erinnert er sich, habe damals besonders die deutschen Fans gelobt, die Motörhead auch während der Zeit die Stange gehalten haben, als die Band ansonsten nicht ganz so angesagt war. 
Für die Ingolstädter Hardrockband ist der Tod des 70-jährigen Lemmy beinahe so etwas wie eine Ironie des Schicksals. Denn fast 30 Jahre später wäre es beinahe noch einmal zu einer Begegnung gekommen. „Wir haben jetzt die gleiche Plattenfirma wie Motörhead“, erzählt Ziller, der zurzeit wieder ein Konzert nach dem anderen gibt und im kommenden Jahr wieder in Pförring auftritt. Für 2016 war sogar ein gemeinsamer Auftritt von Bonfire und Motörhead bei einem Open Air geplant. 
Obwohl Lemmy eigentlich überhaupt nicht singen konnte, ist dessen Bedeutung für die Musik nicht hoch genug einzuschätzen. „Zweifellos ist er eine Legende“, sagt Hans Ziller.