Nürnberg
''Ingolstadt hat den besten Kader''

Club-Trainer Köllner warnt vor dem Bundesliga-Absteiger sieht für sein Team am Montag aber gute Chancen

03.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:16 Uhr

Nürnberg (DK) Der Respekt vor dem Gegner ist deutlich spürbar: "Ingolstadt hat den besten und vermutlich auch teuersten Kader der Liga", sagt Club-Trainer Michael Köllner vor dem Zweitliga-Topspiel seines 1. FC Nürnberg (Montag, 20.30 Uhr) gegen den FCI. "Von der Papierform her sind sie der Favorit."

Es gehört zu den Eigenheiten im Frankenland, dass wirkliche Derbygefühle nur bei einem Spiel aufkommen. Und so gerät Köllner erst mal ins Stocken, als er auf eine mögliche Brisanz beim bevorstehenden Vergleich zwischen Nürnberg und Ingolstadt angesprochen wird. "Naja, es ist schon ein anderes Spiel, als das gegen den Verein, der vor unserer Stadt liegt", sagt der 47-Jährige. Das Frankenderby - den Vereinsnamen Greuther Fürth mag Köllner nicht aussprechen - elektrisiert in der Region regelmäßig die Massen. Dagegen zeigt Köllner die zu erwartende Zuschauerzahl von 23 500 Fans (darunter 1000 Ingolstädter), dass die Montagpartie "eher ein normales Spiel" sein wird.

Brisanz erhält der Vergleich eher durch die sportliche Konstellation. Schließlich rangiert der Club als Dritter derzeit ziemlich genau dort, wo der FC Ingolstadt hin will. Nach einem schwachen Saisonstart hat der Bundesliga-Absteiger aus Oberbayern sich erst in den vergangenen Wochen mit 13 Zählern aus fünf Spielen bis auf Platz sieben vorgespielt. Der Abstand zu den Nürnbergern beträgt nur noch fünf Zähler. "Wenn man die letzten Wochen nimmt, sind die Ingolstädter der Favorit. Aber wir haben zuletzt so gut Fußball gespielt, dass wir die Favoritenrolle zumindest nicht komplett abgeben müssen. Wir sind schwer zu schlagen", stellt Köllner klar.

Die Entwicklung seiner jungen Mannschaft, in der mit Eduard Löwen, Cedric Teuchert (beide U 21), Lukas Mühl und Patrick Kammerbauer (beide U 20) vier Nachwuchs-Nationalspieler stehen, kommt selbst für den Trainer überraschend. "Das war so nicht zu erwarten", stellt Köllner fest.

Entsprechend nachsichtig ist der Übungsleiter auch, wenn er auf die Defizite seiner Elf angesprochen wird. Hierzu gehört zum Beispiel die Anfälligkeit bei gegnerischen Standards, die den Nürnberger bereits neun Gegentore eingebracht haben. "Zum einen waren da vier Elfmeter dabei, zum anderen wissen wir, dass bei uns gerade die jungen Spieler in Sachen Cleverness noch Bedarf haben. Da muss man das eine oder andere auch mal hinnehmen."

Unterm Strich sei die Bilanz aber immer noch gut, denn "wir schießen einen Haufen Tore und lassen aus dem Spiel heraus kaum noch etwas zu", stellt Köllner heraus. Unter anderem Dank der beiden Topangreifer Mikael Ishak (8 Tore) und Teuchert (6) stellt der Club mit 26 Toren nach Kiel (29) die zweitstärkste Offensive der Liga. 16 Gegentoren bedeuten dagegen nur Mittelmaß.

"Wir sind noch kein Spitzenteam", hat Köllner in der Vorwoche nach dem 0:1 gegen Heidenheim - der ersten Niederlage nach zuvor fünf Siegen in sechs Spielen - deshalb festgestellt. "Aber wir sind auf einem guten Weg dorthin."

Außenstehende trauen dem Club in dieser Saison durchaus einiges zu. Ein möglicher Aufstieg würde dem schon fast traditionell von Finanzsorgen geplagten Pokalsieger von 2007 natürlich auch dabei helfen, die jungen Talente im Verein zu halten. So laufen die Vereinbarungen mit Kevin Möhwald (24), Tim Leibold (23) und Teuchert (20) zum Saisonende aus. Gelingt hier keine vorzeitige Vertragsverlängerung, könnte der Club einmal mehr dazu gezwungen sein, den einen oder anderen sogar schon im Winter ziehen zu lassen, um Ablöse zu kassieren. Gerade im Fall von Teuchert, dem der Verein die gewünschte Ausstiegsklausel bisher nicht geben will, droht offenbar ein solches Szenario.

Köllner mag sich mit solchen Dingen derzeit aber nicht belasten. "Wichtig ist, dass die Spieler mit dem Kopf bei der Sache sind", sagt er. Außerdem würde der Club gerade viele Argumente sammeln, die die Spieler zum Bleiben bewegen könnten. Spannend bleibt die Sache aber trotzdem. Im Spiel gegen Ingolstadt, zumindest das steht fest, hat Köllner bis auf die vier Langzeitverletzten (Sebastian Kerk, Adam Zrelak, Enis Alushi und Dennis Lippert) alle Akteure zur Verfügung.