Ingolstadt
Ingolstadt bald ausgemustert?

24.01.2011 | Stand 03.12.2020, 3:14 Uhr

64 000 Akten müssen umziehen. Montageleiter Norbert Hofer (links) erklärt der Umzugsbeauftragten Birgit Bäumler und dem Behördenleiter Christian Fuchs die Platz sparenden Umlaufregale. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Trotz bevorstehender Neugestaltung der Bundeswehr herrscht im Kreiswehrersatzamt reges Treiben: Die Behörde zieht um – obwohl durch den Wegfall der Wehrpflicht die Zukunft der Einrichtung ungewiss ist. Denn die Behörde könnte wahrhaftig ausgemustert werden.

Am 30. Dezember 2010 traten in Ingolstadt die letzten Wehrpflichtigen zur Musterung an. Auf Bestreben von Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) gibt es keine Einberufung mehr. Christian Fuchs, Leiter des Kreiswehrersatzamtes an der Manchinger Straße, und seine 65 Mitarbeiter können sich trotzdem nicht entspannt zurück lehnen. Schließlich bezieht die Behörde ein neues Dienstgebäude. Allerdings weiß heute keiner, ob der Umzug überhaupt sinnvoll ist: Durch die Reform des Bundesministers werden schließlich einige Kreiswehrersatzämter geschlossen, vielleicht auch die Behörde in Ingolstadt.
 

Der Umzug wurde bereits im November 2007 beschlossen: "Das war notwendig. Im jetzigen Gebäude gibt es einfach zu wenig Platz", erklärt Fuchs. "Außerdem liegt das Gebäude ungünstig. Seit der Halbierung der Kaserne sind wir etwas abseits." Der Regierungsdirektor und seine Mitarbeiter sollen ab Ende März 2011 nun im neuen Gebäude arbeiten. Das steht nur ein paar hundert Meter weiter auf Höhe der Pettenkoferstraße und damit direkt neben der Pionierkaserne.

Ob sich der Umzug auf lange Sicht rentiert, das vermag momentan niemand zu sagen. "Die Entscheidungen fallen Mitte diesen Jahres", meint Klaus Koch, stellvertretender Dienststellenleiter. Erst dann werde sich zeigen, ob es den Standort in Ingolstadt noch geben werde. "Da bräuchten wir eine Glaskugel", stimmt Fuchs ihm zu.

Reinhard Brandl, Mitglied des Verteidigungsausschusses, betont, dass in diesem Jahr lediglich die Entscheidungen getroffen werden. "Aber die Umsetzung wird noch ein paar Jahre dauern. Momentaner Zielpunkt ist 2016", stellt der Bundestagsabgeordnete klar. Bis dahin müsse die Arbeit weitergehen. "Das Kreiswehrersatzamt kümmert sich schließlich nicht nur um die Musterung. Die anderen Aufgaben müssen weiterhin erfüllt werden." Den Umzug zu stoppen sei nicht zwingend die beste Lösung. Außerdem hofft der CSU-Politiker, dass Ingolstadt ein Standort für die zukünftige Rekrutierung Freiwilliger wird.

"Ingolstadt liegt zentral und außerdem verkehrsgünstig. Der ICE fährt durch und die Autobahn ist nicht weit", zählt Fuchs auf. "Da wir durch das neue Gebäude besonders nah an der Kaserne sind, könnten entsprechende Sporttests vor Ort durchgeführt werden." Daher glauben er und Koch, dass Ingolstadt durchaus eine gute Wahl darstelle. Brandl selbst tritt ebenso für die Donaustadt ein und wirbt bereits um Unterstützung: "Ich versuche, die Vorteile Ingolstadts herauszustellen. Die neuen Räume sind dabei natürlich ein weiterer Pluspunkt."

Auch wenn Fuchs nicht an das mögliche Ende seiner Behörde denken mag: "Natürlich sind unsere Mitarbeiter verunsichert. Keiner weiß, was kommt. Selbst wenn es uns in Zukunft vielleicht noch gibt, kann heute keiner sagen, in welcher Form und mit welcher personeller Ausstattung."