Infusion von Blutverdünnern - Hebamme wegen versuchten Mordes in München vor Gericht

26.01.2016 | Stand 02.12.2020, 20:17 Uhr

München (dpa) Wegen mehrerer Mordversuche an schwangeren Frauen steht eine Hebamme seit Dienstag in München vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft der 34-Jährigen vor, sie habe versucht, bei ihrer Arbeit im hessischen Bad Soden und am Münchner Klinikum Großhadern mehrere schwangere Frauen zu töten.

Von den ursprünglich neun angeklagten Fällen stellte das Landgericht München I am ersten Verhandlungstag zwei ein. Es folgte damit einem Antrag der Staatsanwaltschaft, die davon ausgeht, dass die beiden Fälle das mögliche Strafmaß nicht sonderlich beeinflussen.

In mehreren Fällen hatte die Frau laut Anklage den Infusionen der Frauen vor Kaiserschnitten heimlich blutverdünnende Mittel zugefügt. Notoperationen verhinderten, dass die Frauen verbluteten. Zwei Frauen wurde die Gebärmutter entfernt. In einem Fall soll die Hebamme sogar ein Mittel verabreicht haben, das bei Abtreibungen eingesetzt wird.

Das Motiv der Frau laut Anklage: „Aufwertung ihres Selbstwertgefühls“ und „insgeheime Demonstration einer Überlegenheit“. Die Angeklagte wollte sich am Dienstag vor Gericht zunächst nicht äußern. Eine der betroffenen Frauen war als Nebenklägerin im Gerichtssaal anwesend. Sie brach bei der Verlesung der Anklage in Tränen aus.

Wie es zum Start des Verfahrens hieß, will das Gericht den Fall an voraussichtlich mehr als 50 Verhandlungstagen klären.