Augsburg/Rom (DK) Der Vatikan schweigt zum angeblichen "Geheimdossier Mixa". Der Papst habe seine Entscheidung zum Rücktritt Walter Mixas auf der Basis von Informationen getroffen. "Woher er diese bekommen hat, ist jedoch zweitrangig", erklärte Vatikansprecher Padre Federico Lombardi.
Nach Berichten der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" und der "Süddeutschen Zeitung" war eine geheime "Akte Mixa" am 27. April an den päpstlichen Nuntius in Berlin und dann nach Rom gegangen. Sie habe auch Papst Benedikt XVI. bei der Entscheidung über das Rücktrittsgesuch des umstrittenen Bischofs vorgelegen. Wie dpa aus Kirchenkreisen erfuhr, soll der Nuntius in Berlin, Erzbischof Jean-Claude Périsset, das Dossier aus Augsburg angefordert haben. Der Nuntius lehnte gestern jede Stellungnahme ab. "Es ist klar, dass die Presse spekuliert, aber wir wollen zu diesen Spekulationen nicht auch noch beitragen", wollte Lombardi die Veröffentlichungen über Alkoholmissbrauch und sexuelle Belästigungen Mixas gegenüber von ihm abhängigen Männern nicht weiter kommentieren. Es gebe nichts Neues zu berichten, so Lombardi.
In den Medienberichten ist von Zeugen aus dem engsten persönlichen Umfeld Mixas die Rede, deren Aussagen über seinen Lebenswandel dem Dossier beilägen. So gebe es Mitarbeiter, die den heute 69-Jährigen als "Spiegeltrinker" beschrieben, der seinen Alkoholpegel über den Tag hinweg halten müsse. Andere Zeugen schilderten homosexuelle Annäherungen des Bischofs in seiner Zeit als Stadtpfarrer Mitte der 1990er Jahre.
Mixas Rechtsanwalt Gerhard Decker (Augsburg) erklärte zu den Vorwürfen, er halte es mit den Grundsätzen des Rechtsstaates unvereinbar, sich auf angebliche Quellen zu berufen, die niemand nachprüfen könne. Die genannten Quellen seien "ebenso nebulös wie das berichtete Geschehen". Mixa könne und wolle sich zu den angeblichen Inhalten nicht äußern.
Ein früherer Ministrant, der Mixa durchaus kritisch gegenübersteht, sagte dem DONAUKURIER, er schließe für sich aus, dass Mixa auch nur im Entferntesten homosexuell sei. Ein Satz wie "bleib doch hier, ich brauche jetzt deine Liebe", könnte zwar schon zur Sprache Mixas passen, "aber nicht aufs Körperliche bezogen, sondern eher als Ausdruck von Mixas Unsicherheit, der jemanden zum Reden suchte".
Papst Benedikt XI. hatte am 8. Mai das am 21. April eingereichte Rücktrittsgesuch des Augsburger Bischofs angenommen. Mixa war in der vergangenen Woche in die Offensive gegangen und hatte erklärt, er sei nur unter großem Druck zurückgetreten. Dabei erhob er massive Vorwürfe gegen den Münchner Erzbischof Reinhard Marx und den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch. In einem Brief an den Vatikan drei Tage nach seinem Rücktritt hatte Mixa sein Rücktrittsangebot wieder zurückgezogen.
Mixa machte deutlich, dass er eine neue seelsorgerliche Aufgabe anstrebt. Der Vatikan hat zwischenzeitlich klargemacht, dass eine Rückkehr auf den Augsburger Bischofsstuhl nicht infrage kommt. Im Juli wird Mixa aber eine Audienz beim Papst bekommen.
Mixas Äußerungen hätten zu einer neuen Eskalation der Vorgänge geführt, sagte der Präsident des Zentralkomitees der Katholiken, Alois Glück, gestern. "Das ist eine bittere Entwicklung, die zu einer vergifteten Situation führt." Jetzt müsse mit Hilfe des Vatikans die ganze Angelegenheit um Mixa geklärt werden, sonst bleibe eine "unerträgliche Atmosphäre von Verdächtigungen und Vorwürfen".
Der Augsburger Diözesanratsvorsitzende Helmut Mangold sieht in einem Wegzug Mixas den "einzig vernünftigen Weg, wieder Ruhe in die Diözese zu bringen". Nach Angaben aus Kirchenkreisen drängt die Spitze des Bistums gegenwärtig Mixa, das Bischofshaus möglichst schnell zu verlassen. Mixa war vor kurzem nach einem Schweizer Klinikaufenthalt überraschend ins Augsburger Bischofspalais zurückgekehrt.
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