Indexfonds - ETF, ETC, ETN: Was verbirgt sich dahinter?

03.08.2010 | Stand 03.12.2020, 3:48 Uhr

Investmenthäuser erfinden immer neue Produkte. An börsengehandelte Indexfonds, sogenannte ETFs, haben wir uns schon gewöhnt. Aber was bedeuten ETC und ETN?

Fonds und Zertifikate sind inzwischen genauso wichtige Anlageklassen wie Aktien oder Anleihen. Allein mit börsengehandelten Indexfonds setzt die Deutsche Börse Frankfurt pro Jahr über elf Milliarden Euro um. Der Umsatz hat sich seit Einführung der Börsenfonds vor gut zehn Jahren mehr als verfünfzigfacht. Mittlerweile gibt es in Deutschland über 600 ETFs, in die über 120 Milliarden Euro investiert sind. Seit einiger Zeit drängen neue Anlageprodukte auf den Markt, die versuchen, die Vorzüge von Fonds und Zertifikaten miteinander zu verknüpfen. Was dürfen Anleger von sogenannten ETCs und ETNs erwarten und wo liegen die Unterschiede zu ETFs?

ETFs – die Altmeister der Börsenfonds

Exchange Traded Funds (ETFs) sind passiv gemanagte Investmentfonds, die an der Börse gehandelt werden. Die Wertentwicklung dieser Fonds ist für Anleger leicht nachvollziehbar, weil sie stets einem Index oder einem speziellen Wertpapierkorb folgt. Das kann ein nationaler oder internationaler Aktienindex, Rohstoff-, Immobilien- oder auch Rentenindex sein. Mit ETFs lassen sich komplette Märkte, etwa der deutsche Aktienindex Dax, einfach und kostengünstig handeln wie eine Aktie. ETFs besitzen in der Regel keine Laufzeitbegrenzung. Aktuelle Kurse sorgen für stete Handelbarkeit an der Börse. Positiv: ETF werden als Sondervermögen geführt, im Insolvenzfall des Anbieters bleibt das Vermögen für Anleger reserviert.

Ein wichtiges Argument für die Geldanlage in ETF sind die vergleichsweise geringen Kosten und Gebühren. Passives Nachbilden eines Index kostet Fondsgesellschaften wesentlich weniger als ein aktives Fondsmanagement, bei dem ständig Aktien beobachtet, bewertet und ausgetauscht werden müssen. Indexfonds werden häufig von Computerprogrammen gesteuert. Die jährlichen Verwaltungsgebühren betragen je nach abgebildetem Index nur 0,15 bis 0,6 Prozent. Klassische Aktienfonds sind mit ein bis zwei Prozent Managementgebühren deutlich teurer. Die ETF-Kaufkosten setzen sich zusammen aus der Orderprovision der Bank, der Cortage für den Börsenanbieter sowie dem Spread, also der Differenz zwischen Kauf- und Verkaufskurs. Der Spread ist mit 0,1 bis 0,2 Prozent sehr kostengünstig, bei exotischen Indizes kann er bis auf 0,5 Prozent steigen. Zum Vergleich: Klassische Aktienfonds kosten bis zu sechs Prozent Ausgabeaufschlag! Die Courtagekosten bewegen sich mit 0,02 bis 0,08 Prozent ebenfalls am unteren Rand des Möglichen. Tipp: Beim ETF-Kauf über das Computersystem Xetra entfällt die Courtage.

Vorteilhaft ist ferner die schnelle Preisfeststellung für einen Fondsanteil. Während bei traditionellen, aktiv gemanagten Fonds nur einmal am Tag ein Anteilspreis festgestellt wird, werden bei ETFs fortlaufend Kurse gestellt. Daher können solche Fonds wie Aktien oder Zertifikate jederzeit am Parkett gehandelt werden. Der Kauf und Verkauf ist stets zu bekannten Kursen möglich, bei klassischen Fonds werden Handelskurse immer erst im Nachhinein abgerechnet. Auch unter Sicherheitsaspekten ergeben sich Vorteile: ETFs können mit Limits gekauft und mit Stopp-Loss-Orders gegen Kursverluste gesichert werden.

ETC – leicht nachvollziehbare Rohstoffwetten


Exchange Traded Commodities (ETC) sind Wertpapiere, die an die Wertentwicklung eines oder mehrerer Rohstoffpreise gekoppelt sind. Ähnlich ausgestaltet wie börsengehandelte Indexfonds sind sie offen strukturiert, können jederzeit gehandelt werden und besitzen eine günstige Kostenstruktur. Rechtlich gesehen handelt es sich – wie bei Zertifikaten – um Schuldverschreibungen des Emittenten. ETCs stellen somit kein Sondervermögen in Form einer Fondsstruktur dar! Anlegersicherheit erzielen die Emittenten dadurch, dass sie entsprechend der Höhe der angelegten Gelder physische Rohstoffe erwerben. Die Rohstoffe dürfen bei einem Zahlungsausfall nicht angetastet werden. Vielmehr fließt der Erlös an die Anleger zurück. Bei Rohstoffen, bei denen eine physische Hinterlegung nicht sinnvoll ist, etwa bei Agrarprodukten, sind entsprechende Terminkontrakte eines Lieferanten hinterlegt. Außerdem können Terminkontrakte mit Kreditsicherheiten untermauert werden, etwa mit Barmitteln, Staatsanleihen oder Geldmarktpapieren. In einigen Fällen fungieren unabhängige Drittbanken als Treuhänder für das ETC-Vermögen.

ETCs sind für Privatanleger eine sehr praktische Möglichkeit, in einzelne Rohstoffe wie Gold oder Öl zu Investieren. Die Wertentwicklung korreliert 1 zu 1 mit dem zugrundeliegenden Rohstoffpreis. ETCs erlauben Anlagechancen mit Rohstoffen – ganz ohne physische Lieferung, Lagerkosten oder den Erwerb von Rohstoffaktien. Rund 150 verschiedene ETCs sind an der Frankfurter Börse gelistet. Der Handel funktioniert genauso wie mit ETFs: Anleger können börsentäglich Anteilscheine kaufen und verkaufen. Auch die börsenüblichen Absicherungsmechanismen wie Limits und Stopp/Loss-Order sind möglich.

Wie bei ETFs fallen bei ETCs weder Ausgabeaufschläge noch Rücknahmegebühren an. Die Verwaltungsgebühr bewegt sich laut Deutscher Börse zwischen 0,36 Prozent (z.B. für Xetra-Gold) und 0,98 Prozent für gehebelte ETCs. Anfallende Zinseinnahmen werden nicht ausgeschüttet, sondern wieder angelegt. Beim Kauf entstehen ähnliche Kosten wie bei ETFs: die Orderprovision der Bank, der Spread sowie die Maklercourtage.

ETN – ausgefallene Märkte im Visier


Exchange Traded Notes (ETN) sind börsengehandelte Schuldverschreibungen, die an die Wertentwicklung eines festgelegten Marktindex gekoppelt sind. Dabei handelt es sich um Devisen- und Aktienindizes oder um Volatilitätsindizes (Indikator für Schwankungsanfälligkeit). Ähnlich wie ETCs können ETNs wertbesichert oder unbesichert sein. ETNs gibt es in den USA seit 2006, dort werden inzwischen mehr als 100 Produkte dieser Art angeboten, sagt Edda Vogt von der Deutschen Börse Frankfurt.

Im Prinzip sind ETNs das gleiche wie ETCs, der Unterschied ist lediglich begrifflicher Natur: ETNs sind rechtlich und handelsseitig dasselbe wie ETCs, so Vogt. Allerdings habe es sich am Markt etabliert, Wertpapiere, die die Preisentwicklung von Rohstoffen abbilden, als ETCs zu bezeichnen. Zudem sind derzeit nahezu alle ETCs im Handel an der Börse Frankfurt durch physische Hinterlegung von Rohstoffen oder treuhänderische Sicherheiten besichert. Bei ETNs ist das nicht so häufig der Fall. Beide Wertpapierarten, ETCs und ETNs werden unter dem Oberbegriff Exchange Tradet Product (ETP) zusammengefasst.

Unterschied: Im Gegensatz zu börsengehandelten Indexfonds (ETFs) zählen die in ETNs investierten Vermögen nicht zum Sondervermögen der Emittenten, so dass insbesondere bei unbesicherten Produkten ein Emittentenrisiko lauert. Dafür erlaubt es die Konstruktion von ETNs, an exotischeren Wertpapieren und ausgefallenen Marktindikatoren zu partizipieren. So ist es beispielsweise bislang nicht möglich, mit ETFs in die Volatilität von Aktienmärkten zu investieren. ETNs werden wie ETFs vollelektronisch auf Xetra gehandelt. Die Börsenteilnehmer gewährleisten fortlaufende An- und Verkaufskurse. Die Kosten für ETNs sind in etwa mit denen von ETCs vergleichbar. ETNs auf exotische Indizes können allerdings relativ hohe Verwaltungskosten verursachen. So kostet etwa ein Engagement in Afrika über den MSCI EFM Africa ex South Africa Daily Net TR Index ETN immerhin 1,35 Prozent Managementgebühr pro Jahr. Der Spread beläuft sich unter normalen Marktbedingungen auf ca. 1,1 Prozent, hinzu kommen die Orderprovision der Bank sowie die Maklercourtage.

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