In Ogelbeng können Partner viel helfen

17.05.2011 | Stand 03.12.2020, 2:49 Uhr

Die Landesflagge bekam bei einem Besuch des Regionsbischofs in Mount Hagen Jürgen Krummel aus Beilngries als Sprecher der Delegation von der Sekretärin überreicht.

Beilngries/Neumarkt (DK) Beilngries hat neuerdings eine ganz besondere Beziehung zu einem Hochlandseminar in Papua Neuguinea: Die Beilngrieser Pfarrerin Dagmar Knecht ist die Dekanatsmissionspfarrerin und der Beilngrieser Jürgen Krummel ist Mitglied des Missionsarbeitskreises.

Da lag es nahe, dass Krummel Mitglied einer Delegation war, die vom evangelischen Dekanat Neumarkt ausgesandt wurde, um das Hochlandseminar in Ogelbeng zu besuchen. Mit der Frage, was kann das evangelische Dekanat Neumarkt für seinen Partner in Papua Neuguinea tun und welche Bedingungen herrschen dort, hat sich Jürgen Krummel gemeinsam mit Lukas Eichenseher aus Sulzbürg, Dagmar Fuhrmann aus Berching und Barbara Zingler aus Neumarkt auf den langen Weg nach Papua Neuguinea gemacht. Vor Ort stellte die Delegation fest, dass es den Menschen im Hochlandseminar auf den ersten Blick gut zu gehen scheint. Die Hauptnahrung der Niuginis sind Süßkartoffeln, sie wachsen hier bestens. Auch Kaffee wird angebaut, er wurde von deutschen Missionaren ins Hochland gebracht.

Auf den zweiten Blick offenbaren sich allerdings die Probleme: Immer wieder fiel der Strom aus, der Begriff Power-Cut ist in aller Munde. Auch während des Aufenthalts der Delegation war die meiste Zeit keine Energie da. Mit dem Strom fielen auch die Wasserpumpen aus, so dass die alltägliche Hygiene ein mittlerer Kraftakt wurde.

Typhus und Cholera

Was in drei Wochen nur lästig ist, wirkt sich auf die Dauer für die Familien der Studenten fatal aus. Eine Typhuswelle hatte gerade ihren Höhepunkt überschritten, mehr als 500 Menschen waren erkrankt. Immer wieder stirbt auch ein Kleinkind unter diesen schlechten Bedingungen. Die Kinder im Ogelbenger Kindergartens sehen allerdings putzmunter und wohlgenährt aus, es mangelt allerdings an Kleidung und Spielzeug. Als die Delegation ein Wimpel-Band, das in den Neumarkter Kindergärten gebastelt wurde, überreichte, konnten die Kleinen ihr Glück kaum fassen.

Mit dem Wissen, dass Krankheiten wie Typhus, TBC und auch Cholera verbreitet sind, kostete es am Anfang einige Überwindung, die vielen Menschen zu umarmen und permanent Hände zu schütteln. Mit zunehmender Aufenthaltsdauer wurden diese Bedenken weniger. Die Menschen in Papua-Neuguinea hatten mit ihrer liebevollen Art schnell die Herzen der Besucher erobert. Die Niuginis zeigten offen ihre Begeisterung über den Besuch aus Deutschland.

Das Auswärtige Amt empfiehlt Besuchern, sich vorsorglich in eine Krisenvorsorgeliste aufnehmen zu lassen und äußert ernste Sicherheitsbedenken. Diese Bedenken standen in totalem Gegensatz zu den Erfahrungen der Delegation. Sie hat überall Respekt verspürt und sich in keiner Sekunde bedroht oder belästigt gefühlt. Ein einfaches Kopfschütteln genügt, um Straßenhändlern klar zu machen, dass man nichts kaufen möchte. Lediglich die Tatsache, dass man innerhalb von Sekunden die Hauptattraktion für eine neugierige, aber freundliche Menschenmenge ist, ist gewöhnungsbedürftig.

Bei Besuchen in benachbarten Gemeinden wurde die Delegation mit allen Ehren empfangen, zu denen Niuginis fähig sind. Sie wurden mit Mützen und Bilums geschmückt und zum Essen eingeladen. Es gab Hühnchen, Gemüse und Kochbananen. Diese Gemeinden wünschen sich sehnlichst eine Partnerschaft mit einer deutschen Gemeinde. Die Menschen sind tiefgläubig, die Predigten leidenschaftlich und charismatisch. Die künftigen Pfarrer werden in Kirchengeschichte, Dogmatik, Altem und Neuem Testament unterrichtet. Es handele sich um eine vollwertige theologische Ausbildung, erklärte der Missionar Uwe Hummel, der in Ogelbeng unterrichtet. Die Ausbildung im Seminar dauert fünf Jahre, jeder Student bekommt ein Stück Land dazu, so dass er sich ernähren kann.

Arme Studenten

Sehr problematisch ist es für die Studenten, das Geld für das Seminar aufzubringen. Es kostet jedes Jahr 800 Kina, das entspricht 250 Euro. Nur wer über einen Sponsor verfügt, das kann die Familie sein oder ein Gönner in Deutschland, wird aufgenommen. Ein Student klagte der Delegation aus Bayern sein Leid, dass er alle seine Schweine verkaufen musste, um zu studieren, und er nun nicht weiß, wie er heuer seine Studiengebühr zahlen soll, da er keinen Sponsor hat.

Auch Familien, die Kinder haben, stehen vor unlösbaren Problemen. Denn für die Kinder wird zusätzlich Schulgeld fällig. Die Grundschule kostet zwischen 50 und 100 Euro im Jahr, die weiterführende Schule und das Gymnasium sind so gut wie unbezahlbar. Ein Lehrer erzählt uns, dass sein Jahresverdienst genauso hoch ist wie das Schulgeld für seine drei Kinder. Ein Studium geht bereits in die Tausende. Zwar gibt es eine demokratisch gewählte Regierung, die aber offenbar kein Interesse daran hat, dass sich das Land weiter entwickelt. In den Medien wird offene Kritik geübt und von Korruption gesprochen, was aber nicht viel zu ändern scheint.

Eines der Hauptprobleme des Landes sind die 800 zum Teil verfeindeten Stämme mit 800 Sprachen. Wer geschäftlich erfolgreich ist, wird oft daran gehindert, notfalls auch mit Sabotage. Der Besuch der Delegation hat aber dennoch konkrete Spuren hinterlassen, die künftig weiter vertieft werden sollen. Das Seminar hat eine Internetverbindung bekommen, so dass es dem evangelischen Dekanat Neumarkt möglich ist, in Verbindung zu bleiben und dringende Fragen schneller klären zu können. Der Missionsarbeitskreis beschäftigt sich überdies mit weiteren Projekten wie den Aufbau einer Schweine- und Hühnerzucht in Ogelbeng.