Stammham
"In meinem Heimatland gibt es solche Geräte nicht"

Freundeskreis organisierte für Asylsuchende einen Besuch bei der Feuerwehr Stammham

31.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:51 Uhr

Die Funktionsweise eines Rettungsspreizers erklärt Markus Weber dem aus dem Senegal stammenden Ali Ou Diome (Bild links). Jeder Flüchtling durfte üben, wie man ein Feuer löscht (Bild rechts) - Fotos: Gerstmayer

Stammham (DK) Ein Rettungsspreizer und ein hochmodernes Feuerwehrhaus – das war fast allen unbekannt. Deshalb lud der Freundeskreis Asylsuchende Stammham Flüchtlinge zur Besichtigung der Freiwilligen Feuerwehr Stammham ein. „Diese Einrichtungen sind in vielen Teilen der Welt nicht üblich. Deshalb macht der Besuch durchaus Sinn“, so Helmut Reichgeld, der Sprecher des Freundeskreises.

 Zweiter Kommandant Alexander Hengl und Vereinsvorsitzender Markus Weber führten die rund 20 Personen durch die Räume der Feuerwehr. Hengl erklärte den Flüchtlingen, die überwiegend aus dem Senegal, aus Mali, dem Kongo und aus Afghanistan stammen, die Arbeitsweise einer ehrenamtlichen Einrichtung. Feuer gebe es heutzutage kaum mehr zu löschen. Die Feuerwehr werde dagegen häufig zu Rettungseinsätzen auf der Autobahn gerufen.Weber erklärte den Asylbewerbern die Funktionsweise eines Rettungsspreizers. Er dient zum Beispiel zum Auseinanderziehen verklemmter oder deformierter Wrackteile. Des Weiteren kann er zum Zusammendrücken oder Anheben verschiedener Materialen genutzt werden. „Das habe ich so noch nie gesehen. In meinem Heimatland gibt es solche Geräte nicht“, erzählte Ali Ou Diome aus dem Senegal.

Weber lud die Flüchtlinge zu einem Wettbewerb ein: Wer mochte, konnte gegen ihn antreten. Es galt, die Feuerwehrkluft in möglichst kurzer Zeit anzuziehen. Henry Asibor aus Nigeria nahm die Herausforderung an – und verlor. Asibor trat allerdings unter erschwerten Bedingungen an: Es war für ihn das erste Mal, dass er in die Uniform schlüpfte, Weber tut dies ständig.

Die Flüchtlinge, die im Schloss Westerhofen untergebracht sind, durften auch alle ran. Mit einem Feuerlöscher bekämpften sie im Wertstoffhof einen kleinen Brand. „Das habt ihr super gemacht“, kommentierte Hengl die Leistungen. Diese Übung habe durchaus einen realistischen Hintergrund, so der zweite Kommandant, denn brennen könne es überall mal.

Nach rund drei Stunden sehen und erleben ging es für die Asylbewerber zum gemütlichen Teil: Mitglieder der Feuerwehr Stammham grillten für die Flüchtlinge. Bei Steaks, Würstl und Bier gab es viel zu erzählen. „Das war für die Asylbewerber sehr lehrreich“, sagte Reichgeld. Damit komme auch etwas Abwechslung in den für manche tristen Alltag. Etwa die Hälfte der Personen habe eine Arbeitserlaubnis, üblicherweise ganz einfache Jobs.

Die meisten Flüchtlinge leben seit zwei Jahren in Stammham mit der Ungewissheit, ob ihr Asylersuchen Anerkennung findet. Die Bearbeitungsdauer der Asylanträge ziehe sich unerträglich in die Länge. Unter den 30 Bewohnern in Schloss Westerhofen seien sechs Kinder im Alter von sieben Monaten bis zu sechs Jahren. Für eine Person, die kürzlich in den Kosovo abgeschoben wurde, sei jetzt eine junge Frau mit Kind aus Afghanistan gekommen. Der Freundeskreis kümmert sich um die Integration.