Neuburg
Gespräche statt Beschlagnahme

31.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:51 Uhr

Neuburg (kpf) Der knallharte Bescheid, das Gebäude V der ehemaligen Lassignykaserne zu beschlagnahmen, ist gestern nicht aus dem Landratsamt rausgegangen. Der Ton scheint moderater zu werden. Heute Vormittag werden Vertreter der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) mit Landrat Roland Weigert zusammentreffen und das Thema erörtern.

Ob es dabei ausschließlich um das Gebäude V geht oder auch andere Liegenschaften des Bundes besprochen werden, ist nicht bekannt. Das Treffen findet hinter verschlossenen Türen statt. In einer Pressemitteilung hatte die BImA mitgeteilt, dass sie kommunale und staatliche Einrichtungen intensiv bei der Suche nach geeigneten Objekten zur Unterbringung von Asylbewerbern und Flüchtlingen unterstütze. Im Fall der Lassignykaserne seien noch einige Details zwischen den Betroffenen zu klären. Man sei, so BImA-Sprecher Thorsten Grützner, an einer einvernehmlichen Lösung interessiert.

Was die BImA darunter versteht, bleibt zunächst ihr Geheimnis. Für Landrat Roland Weigert (FW) beinhalten die Worte „einvernehmlich“ und „Lösung“, dass er Raum für die Unterbringung von Asylbewerbern bekommt. 300 Plätze will die Regierung von Oberbayern von ihm für die Erfüllung des Notfallplanes sehen. 140 davon können im Gebäude IV untergebracht werden, im umstrittenen Gebäude V wären es dann weitere 160 plus ein Materialdepot, plus Räume um kranke Menschen isolieren zu können. Wie berichtet, hatte es bei den Asylbewerbern in den Descartes-Turnhallen mehrere Fälle von Windpocken gegeben. Auch wenn der Krankheitsverlauf nicht unbedingt einen Klinikaufenthalt notwendig macht, isoliert müssen die Patienten bei einer so ansteckenden Krankheit doch werden. Bislang hat sich das Landratsamt mit dem alten Arbeitsamt als Isolierstation beholfen. Ob die BImA noch andere Gebäude oder Grundstücke im Landkreis in der Hinterhand hat, wird sich bei dem Gespräch heute im Landratsamt herausstellen. Eventuell bietet die Bundesanstalt auch etwas anderes an. Das wäre natürlich den Mietern in Gebäude V nur recht. Wie berichtet, haben dort zehn Bands eine Heimstatt gefunden, wo man richtig aufdrehen kann, ohne Nachbarn zu verschrecken. Sie verfügen über langfristige Mietverträge, sehen nun ihre Kulturarbeit in Gefahr und hoffen auf eine andere Lösung, wie Musiker Hans-Peter Schertler gegenüber unserer Zeitung erklärt hat.