In Kipfenberg "das große Los gezogen"

20.08.2009 | Stand 03.12.2020, 4:43 Uhr

Ein Abschied, wie er bezeichnend war: Gitarre spielend verließen am vergangenen Sonntag Pfarrer Wolfgang Butzer und seine Haushälterin Birgit Scharnagl Kipfenberg in Richtung Neumarkt. - Foto: gfs

Kipfenberg (gfs) Am Sonntag wurde Pfarrer Wolfgang Butzer in Kipfenberg verabschiedet. Der beliebte Seelsorger geht nach zehnjähriger Wirkungszeit als Krankenhauspfarrer nach Neumarkt. Dass er hier viele Spuren hinterlassen hat, zeigte die große Anzahl an Menschen, die zur Verabschiedung kamen.

Mit Pfarrer Wolfgang Butzer, der die Pfarrei Kipfenberg nach zehn Jahren verlässt, hat sich DK-Mitarbeiter Andreas Graf unterhalten.

Herr Pfarrer, was hat Ihnen in der Pfarrgemeinde Kipfenberg besonders gut gefallen?

Butzer: Ich denke, da sind zuallererst die Menschen zu nennen, denen ich hier begegnet bin. Ob in der Kirche beim Gottesdienst oder draußen auf der Straße. Ich habe mich immer sehr gefreut, wenn mir jemand freundlich zugewunken oder mich mit einem "Hallo!" oder "Grüß Gott, Herr Pfarrer!" gegrüßt hat. Dass viele Leute bereit waren beziehungsweise sind, sich in der Pfarrgemeinde ehrenamtlich zu engagieren, sei es in Pfarrgemeinderat, Kirchenverwaltung, Kolpingjugend, Kolpingsfamilie, Senioren- oder Kinderarbeit oder als Mesner, Organist, Ministrant, für den Kirchenputz oder Blumenschmuck und so weiter, ist sicher nicht selbstverständlich. Was könnte denn ein Pfarrer ausrichten ohne solche ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer? Und auch mit meinen bisherigen Sekretärinnen sowie den Gemeindereferentinnen habe ich immer "das große Los gezogen".

Was hat Ihnen am Ort Kipfenberg und an der Umgebung besonders gut gefallen?

Butzer: Also der Marktplatz zum Beispiel mit dem Fasenickelbrunnen und der Blick vom Torbäckgässchen hinauf zur Pfarrkirche und Burg sind schon ein Gedicht. Das St. Georgskirchlein vorne an der Kreuzung und gegenüber der Geißbrunnen, darüber der Michelsberg, schließlich der Brandplatz über dem Birktal und dann auf der anderen Seite über der Altmühl die "Schöne Aussicht" – all diese schönen Plätzchen so nahe beieinander – wo findet man so etwas? Auch die Filialen haben ihren eigenen Reiz. Gerade die Abwechslung der Gebäude und der Landschaft wie Berg und Tal, Fluss und Land, Fels, Acker und Wiese gefallen mir in und um Kipfenberg so gut.

Welches Ereignis hat Sie in Kipfenberg besonders geprägt oder beeindruckt?

Butzer: Neben den kirchlichen Festen und Veranstaltungen, den Patrozinien, dem Kipfenberger Pfarrfest oder auch dem Pfarrfasching hat mich immer auch der Kipfenberger Fasching mit den Fasenickeln und dem Goaßlschnalzen beeindruckt. Die meisten wissen wohl, dass auch ich mich in dieser Kunst versucht habe, aber immer noch im Anfangsstadium, also beim Lernen, bin. Ich finde es toll, zu sehen, wie schon kleine Kinder beide Schläge perfekt beherrschen. Was mich in Kipfenberg aber geprägt hat, sind Ereignisse, die mit meinem Dienst als Seelsorger zu tun haben.

Da gibt es viele freudige Ereignisse, an denen ich als Pfarrer teilhaben durfte: Hochzeiten, Taufen, Jubiläen, Einweihungen und so weiter. Da waren aber auch Situationen, wo ich mit Menschen in Berührung kam, die Schweres zu ertragen hatten: Krankheit, Sterben und Tod, besonders durch Unfall oder Suizid. Gerade bei den Angehörigen spürte ich da sehr viel Ehrlichkeit, Offenheit und auch Dankbarkeit, dass da einer da ist und nicht wegläuft. Da wird der christliche Glaube plötzlich ein ganz wichtiger Halt, und ich darf als Pfarrer von dem sprechen, was letztlich im Leben wie im Sterben zählt: Dass wir niemals tiefer fallen können als in die geöffneten, liebenden Hände Gottes. Diese mich prägenden Ereignisse im Umgang mit solchen Grenzerfahrungen sind übrigens auch der Grund für den in mir gewachsenen Wunsch, in die Krankenhausseelsorge zu wechseln.

Worin besteht Ihre neue Aufgabe als Krankenhausseelsorger in Neumarkt?

Butzer: Ja, das hängt wohl mit dem eben Genannten zusammen. Ich habe zwar vor meiner Priesterweihe schon mal ein Praktikum im Neumarkter Krankenhaus gemacht, war aber noch nie Krankenhausseelsorger. Ich denke, dass ein Großteil meiner Arbeit dort im Zuhören besteht. Freilich will ich den Kranken und ihren Angehörigen auch anbieten, mit mir zusammen zu beten, die kirchlichen Sakramente, Krankensalbung, Beichte und Eucharistie, als Stärkung und Hilfe in ihrer schwierigen Situation zu empfangen.

Auch die Seelsorge hinsichtlich des Krankenhauspersonals, also der Krankenschwestern und -pfleger, und der Kontakt mit den Ärzten werden einen Teil meiner Arbeit ausmachen. Außer in der St. Annakirche neben dem Pfarrhaus feiere ich die Heilige Messe in der Klinikkapelle mit Übertragung des Gottesdienstes auf die Zimmer. Ansonsten lasse ich mich überraschen, was da auf mich zukommt.