Ingolstadt
In der Welt der Schönen zu Hause

14.09.2011 | Stand 03.12.2020, 2:24 Uhr

 

Ingolstadt / New York (DK) Kein Geld, keine Arbeit – nur zwei große Koffer und einen Traum hatte Roland Brummer, als er Anfang der 1990er-Jahre in New York City landete. Zwanzig Jahre später ist er in der Szene der Topmodels zu Hause, kennt Heidi Klum, Claudia Schiffer und Linda Evangelista.

Ein einziger Besuch in New York City und die Sache war klar: „Hier muss ich hin“, dachte Roland Brummer. „Ich habe mich sofort in diese Stadt verliebt.“ Zurück in Deutschland, hält der Friseur es nur drei Monate aus, dann holt er seine zwei Koffer aus dem Schrank, packt sie und fliegt zurück nach New York – one way, ohne Rückflugticket.

Der Start in der Metropole war alles andere als leicht: „Ich hatte keine Agentur in New York, musste mir alles neu aufbauen“, erzählt der heute 46-Jährige. „Und dann ging es rauf und runter“: Mal kamen jede Menge Aufträge rein, mal waren es gar keine.

Doch dann kam der Erfolg: Aus dem Friseur wurde ein „Hairstylist and Make-up Artist“ und aus den kleinen Aufträgen wurden große. Er arbeitete plötzlich für Magazine wie Cosmopolitan und stylte Topmodels wie Claudia Schiffer – „die übrigens sehr deutsch“ sei, sehr nett, aber distanziert. Heidi Klum sei da ganz anders, plaudert der Ingolstädter über das Topmodel. „Die Energie, die man im Fernsehen von ihr immer sieht, die hat sie wirklich“, erzählt der Auswanderer von „Shoots“ mit ihr, von Fototerminen, als sei es das Normalste der Welt.

Ganz so aufregend, wie das klinge, sei sein Leben aber gar nicht, sagt der Ingolstädter bescheiden. Im Moment arbeitet er hauptsächlich für ein großes amerikanisches Kaufhaus und stylt dort die Models für Katalogfotos. Damit sei seine Arbeit strukturierter als man glaube: „Ich arbeite von neun bis fünf, ganz regelmäßig“, erzählt er. Und dann?

Brummer lebt in Harlem, ganz in der Nähe vom Central Park, wo er mit seinem Terrier oft spazieren geht. Zwei Zimmer, Küche, Bad und Dachterrasse – reiner Luxus in der Metropole New York, in der es alles gibt, wenn man es sich denn nur leisten kann. Und das liebt Brummer so an Manhattan: „Wenn ich in die Oper will, bekomme ich eine Weltklasse-Oper“, sagt der Wahl-New Yorker, „und wenn ich ein Musical besuchen will, bekomme ich am Broadway ein Weltklasse-Musical.“ Auch Pizza um zwei Uhr in der Früh ist in der Stadt, die nie schläft, kein Problem. Und das unterscheide New York natürlich ganz klar von Ingolstadt: „Hier kann ich einfach machen was ich will, wann ich will und wie ich will“, mit einem ganz deutlichen Unterschied zu Ingolstadt: „Hier schaut einfach keiner hin.“

Auch wenn New York City die Stadt seiner Träume ist, kann Brummer sich vorstellen, irgendwann zurück nach Deutschland zu kehren. Nicht beruflich, aber vielleicht privat, in der Rente. „Meine Familie lebt dort und meine Schwestern und deren Kinder“, erklärt er. Und dann kommt für ihn in Deutschland nur eine Stadt infrage: Ingolstadt.