Geisenfeld
In der Natur lernen und Spaß haben

Streuobstwiese im Zentrum eines umfangreichen Kinder- und Jugendprogramms des Gartenbauvereins

04.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:25 Uhr
  −Foto: Fotos: Gartenbauverein

Geisenfeld (GZ) Reges Leben herrscht auf der Streuobstwiese des Geisenfeldder Gartenbauvereins das ganze Jahr über, dient sie doch allerlei Getier als Lebensraum. Doch heuer ist "Gewusel" auch aus anderen Gründen angesagt: Der Verein hat ein umfangreiches Kinder- und Jugendprogramm aufgelegt.

Hintergrund der Aktion ist ein vom Bayerischen Landesverband für Gartenbau und Landespflege initiierter Wettbewerb mit dem Titel "Streuobst-Vielfalt - Beiß rein!", dessen Ziel es ist, die heranwachsende Generation vor dem Hintergrund des viel diskutierten Insektensterbens für die ökologische Bedeutung von Streuobstwiesen zu sensibilisieren. "Wir halten das für sehr wichtig", erklärt Werner Weiß als Vorsitzender des Ortsvereins. Nach dem Krieg als vitaminreiche Nahrungsquelle für die Bevölkerung angelegt, seien die der Artenvielfalt dienenden Streuobstwiesen mit der Zeit vernachlässigt worden, bedauert Weiß eine verbreitete Entwicklung. In Geisenfeld allerdings ist die Anlage bestens gehegt und kann so als Anschauungsobjekt für vielfältige Projekte dienen, die im Laufe des Jahres geplant sind.
Federführend bei der Organisation der Aktivitäten ist Isabelle Oeder, die von einem Team unterstützt wird. "Wir haben noch keine eigene Jugendgruppe und mussten erst einmal überlegen, wie wir Kinder für unser Programm gewinnen können", so die zweite Vorsitzende Theresia Neumaier. Der erste Schritt war denn auch der Entwurf eines Flyers, in dem Gartenbau-Maskottchen "Flori" für die gute Sache Werbung macht. Als schlaues Kerlchen vermittelt dieses auch auf den kindgerechten Infoblättern, die bei allen Veranstaltungen eine Rolle spielen, Gärtnerwissen. Dabei stehen nicht nur der Obstbaum oder das Herstellen von Apfelsaft im Fokus. Mal widmet sich das Maskottchen dem Igel als liebenswertem Stacheltier, mal den Schmetterlingen als fliegenden Edelsteinen oder der Biene als fleißiger Sammlerin. Und vergisst nicht die Bedeutung von Maulwurf, Fadenwurm und Co..
Am Interesse des Nachwuchses mangelt es nicht. "Die ersten Angebote wurden rege angenommen", so Neumaier mit Blick etwa auf die Auftaktveranstaltung anlässlich der Saisoneröffnung des Geisenfelder Wochenmarktes. Am Infostand hielten die Gartler kindgerechte Infomationen in Sachen Biodiversität und Streuobst bereit, es gab eine Malstation und ein Quiz zum Thema. Nur eine Woche später, am 19. Mai, fanden sich 14 eifrige Jung-Gärtner ein, um am Hochstarrfeld eine rund 100 Quadratmeter große Blumenwiese als Nahrungsquelle für Insekten anzulegen. Da wurde Unkraut gezupft, der Boden gelockert, geeignetes Saatgut ausgebracht und festgetreten. Ganz nebenbei konnten die eifrigen Helfer Imker Peter Hübner bei der Arbeit beobachten.
"Wir haben viele weitere Aktionen geplant, können aber die Termine immer nur kurzfristig bekannt geben," so Pressewart Bernhard Wiedemann. Man müsse sich halt nach der Natur richten. Marmelade-Kochen steht auf dem Plan, wenn die Johannisbeer-Sträucher am Rande der Streuobstwiese Frucht tragen. Das Pressen von Saft, wenn die Äpfel reif und süß sind. Für das Heumandl-Basteln braucht es eine Mahd, die "mit Rücksicht auf Bodenbrüter erst nach der Nistsaison vorgenommen wird", lässt Weiß wissen. Auch das herbstliche Kürbisschnitzen hängt terminlich davon ab, wann die orangenen "Köpfe" groß genug sind. Fest steht indes der Ferienpass-Termin im August, bei dem Nistkästen und Baumgeister gestaltet werden.
"Wir wollen das Programm offen halten für weitere spontane Geschichten", betont Weiß, dass der Verein für jede Anregung dankbar ist. Und er unterstreicht: Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen solle im Verein "keine nur auf den Wettbewerb bezogene Eintagsfliege bleiben". Deshalb absolviere Isabelle Oeder derzeit die Ausbildung zur Jugendleiterin.
Eine Fachjury wird am Ende jene Mitstreiter auswählen, die aus ihrer Sicht die Streuobstwiese am besten "verständlich, erleb- und begreifbar" gemacht haben. Der Siegerverein wird dann 2019 vom Landesverband ausgezeichnet. "Wir fühlen uns unabhängig vom Ergebnis als Sieger, wenn es uns gelingt, ein paar Heranwachsenden die Freude an der Natur und dem umsichtigen Gärtnern zu vermitteln", meint Weiß mit einem Schmunzeln.

Maggie Zurek