Geisenfeld
In der Gemeinschaft Schlimmes vergessen

"Z'samma-Kemma": Caritas Nachbarschaftshilfe lädt Geflüchtete zum Kennenlern-Treffen ein

11.04.2022 | Stand 23.09.2023, 0:41 Uhr
Ein Herz für die Ukraine-Geflüchteten bewiesen die beiden Schülerinnen Emily Nitsche und Sara Reichan, die im Rahmen des "Zsamma-Kemma" im Pfarrheim einen Scheck in Höhe von 225,40 Euro an den Helferkreis, vertreten durch Melanie Weiß (von links) und Silke Eberhardt sowie eine Schar fröhlicher Kinder, überreichten. −Foto: Zurek

Geisenfeld - "Z'samma-Kemma" - unter dieser Überschrift hat wieder einmal die Nachbarschaftshilfe der Caritas in Geisenfeld eingeladen.

Dieses Mal waren es rund 30 Geflüchtete aus der Ukraine, die sich in Begleitung ihrer gastgebenden Familien oder allein zu dem zwanglosen Treffen bei Kaffee und Kuchen einfanden.

Ein Ziel der 2015 erstmals organisierten und von der Pfarrei unterstützten Veranstaltung war es, Menschen, die in Geisenfeld eine vorübergehende Heimat gefunden haben, miteinander in Kontakt zu bringen. Unter die Gäste hatten sich auch Bürgermeister Paul Weber (USB) sowie Susanne Anzinger und Anna Salib aus der Verwaltung gemischt. Pfarrer Andreas Ring ließ sich wegen dringender Termine entschuldigen.

Bei einer kleinen Vorstellungsrunde wurde schnell deutlich, wo die meisten Flüchtlinge der Schuh drückt: "Deutsch lernen" und "Arbeit finden" standen für die Erwachsenen ganz oben auf der Liste. Man sei herzlich empfangen worden und danke den Gastgebern für ihre "liebevolle Unterstützung" und ihr "großes Herz", aber man wolle eben auch niemandem zur Last fallen und daher so schnell wie möglich "auf eigenen Füßen stehen" und "unabhängig sein", hieß es zur Begründung. Wichtig für die Kinder sei hingegen der Kontakt zu Gleichaltrigen - sei es in Schule oder Kita. "Das hilft, Schlimmes zu vergessen", meinte eine Mutter, die damit sicher im Sinne aller sprach.

Menge an "Papierkram"als höhe Hürde

Bevor diese mit Hilfe ehrenamtlicher Übersetzerinnen vorgetragenen Wünsche erfüllt werden können, ist indes jede Menge "Papierkram" nötig, dessen Bewältigung selbst für die deutschen Helfer bisweilen eine hohe Hürde darstellt. "Etliche wichtige Informationen auch für Betreuende und Wohnungsgeber haben wir inzwischen dank der Unterstützung der Caritas und des Landratsamtes zusammentragen können", heißt es seitens des Helferkreises, der indes erlebt, dass sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen derzeit "öfter mal ändern". Hilfestellung gibt es zudem von der Stadt, der man auch für die Bereitstellung des Bürgerbusses (nach terminlicher Absprache), des ehemaligen Hausmeisterhauses (als "Multifunktions-Raum") und für unentgeltliche Bauhofdienste dankbar ist.

"Wir sind froh, dass wir in Geisenfeld auf so breite Hilfsbereitschaft stoßen", erklärt die Leiterin der Nachbarschaftshilfe Gabi Fink mit Blick auf die große Spendenbereitschaft in der Bevölkerung, die Unterstützung durch Vereine und ein inzwischen über 30 potenzielle Helfer umfassendes Team, das sich von Deutschunterricht über Fahrdienste und Kinderbetreuung bis hin zu Übersetzungstätigkeiten bei Bedarf einbringt. Hinzu kommen jene, die ihr eigenes Zuhause für Geflüchtete öffnen - Rundumbetreuung inklusive (GZ berichtete).

Um all das machten sich die kleinen Besucher sicher "keinen Kopf". Es dauerte nur wenige Minuten, bis die jüngeren unter den Buben und Mädchen sich fröhlich lachend in der Spielecke zusammenfanden oder am Maltisch zu Stift und Papier griffen. "Das hat Spaß gemacht", meinte eine Achtjährige, die offensichtlich für ein paar Momente die Erlebnisse der Flucht vergessen konnte.

Notfallpolster für unbürokratische Hilfe

Durch die Überlastung der Ämter kann es derzeit mehrere Wochen dauern, bis die finanzielle Versorgung der Geflüchteten gesichert ist. Neben dem von der Stadt gewährten Überbrückungshilfe in Höhe von 100 Euro und einem Einkaufsgutschein für den Bürgerring, der großzügige Hilfe leistet, braucht es daher ein Notfallpolster, um im Bedarfsfall schnell und unbürokratisch medizinische oder sonstige Hilfsmittel besorgen zu können. Dass sich das dazu von der Stadt eingerichtete Konto (Stadt Geisenfeld, IBAN:  DE04 7215 1650 0000 0230 10, Verwendungszweck "Ukrainehilfe") füllt, dafür sorgen engagierte Bürger wie die Schülerinnen Emily Nitsche und Sara Reichan. Die Sechstklässlerinnen hatten Muffins gebacken und Kakao gemacht und diese auf dem Geisenfelder Wochenmarkt verkauft. Den Erlös in Höhe von 225,40 Euro übergaben sie - begleitet von Dankesrufen und Applaus - im Rahmen des Treffens an den Helferkreis.

PATEN ZUR UNTERSTÜTZUNG DER GEFLÜCHTETEN GESUCHT

Seit dem 24. Februar sind rund 50 Geflüchtete - in der Mehrzahl Frauen mit Kindern - in der Verwaltungsgemeinschaft Ernsgaden-Geisenfeld gemeldet. Hinzu kommen mutmaßlich weitere, die sich noch nicht haben registrieren lassen. Sie sind in privaten Familien, in kommunalen Liegenschaften oder in vom Landratsamt angemieteten Wohnungen sowie in einem örtlichen Hotel untergebracht. Die Verwaltung hat für Hilfesuchende eine Hotline unter der Telefonnummer (08452) 9898 sowie eine E-Mail-Adresse ukrainehilfe@geisenfeld. de eingerichtet. Hier kann sich auch melden, wer noch Wohnraum zur Verfügung stellen mag. Wer das Team der Nachbarschaftshilfe verstärken möchte (zum Beispiel als "Pate", der einer Geflüchteten Familie bei der ersten Orientierung im Alltag hilft), kann sich zudem dienstags und freitags zwischen 8.30 Uhr und 11.30 Uhr unter der Telefonnummer (08452) 388 oder per E-Mail an info@pfarrei-geisenfeld. de an das Pfarrbüro wenden.

GZ

Maggie Zurek