Immobilienboom in Deutschland - Preise weiter im Aufwärtstrend

21.11.2010 | Stand 03.12.2020, 3:26 Uhr

Wohneigentum wird immer teurer – eine Folge des geringen Angebots und niedriger Zinsen. Potentielle Immobilienkäufer sollten den Erwerb nicht auf die lange Bank schieben.

Die Preise für selbst genutztes Wohneigentum in Deutschland sind im dritten Quartal 2010 weiter gestiegen. Der vom Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP) veröffentlichte Preisindex lag um 1,4 Prozent über dem entsprechenden Vorjahresquartal. Der Index setzt sich aus der Preisentwicklung für Eigenheime und Eigentumswohnungen zusammen. Die Entwicklung beider Teilindizes verlief unterschiedlich: Während die Preise für Eigenheime 2010 um 2,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal angestiegen sind, sank der Index für Eigentumswohnungen um 0,3 Prozent. Wir gehen davon aus, dass sich die Preise für selbst genutztes Wohneigentum auch in den kommenden Monaten weiter aufwärts entwickeln, sagt Jens Tolckmitt, VDP-Hauptgeschäftsführer. Für diese Tendenz spreche die deutliche wirtschaftliche Erholung und die unerwartet positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Auch die günstigen langfristigen Finanzierungsbedingungen sowie die zurückhaltende Neubautätigkeit, durch die das Angebot an neu errichteten Wohnungen weiterhin beschränkt bleibt, unterstützen diesen Trend, so Tolckmitt.

Großstadtpreise wachsen besonders stark

Besonders Käufer in Großstädten müssen mit Preissteigerungen rechnen. Wie der Immobilienverband IVD ermittelte, liegen die Preise für Eigentumswohnungen in Städten mit mehr als 300.000 Einwohnern derzeit im Schnitt um 2,7 Prozent über dem Vorjahreswert. Bereits in den letzten beiden Jahren hatten die Wohnungspreise in Großstädten um rund 2,5 Prozent pro Jahr zugelegt. Auf Fünfjahressicht erreichen die Preissteigerungen bei Eigentumswohnungen sogar Jahreszuwächse von bis zu 3,6 Prozent, berichtet IVD-Vizepräsident Jürgen Michael Schick. Der Immobilienexperte nennt eine weitere Ursache für den anhaltenden Immobilienrun: Die Erschwinglichkeit von Wohneigentum ist so hoch wie in den letzten 20 Jahren nicht mehr. Niedrigzinsen und das wachsende Einkommen der Bevölkerung würden den Eigentumserwerb erleichtern. Schick ist ebenfalls der Ansicht, dass sich die Preissteigerungen in den nächsten zwölf Monaten ungemindert fortsetzen.

Die Knappheit käuflicher Immobilien stachelt in einigen Regionen inzwischen die Phantasie von Maklern und Immobilienvermittlern an. So wirbt beispielsweise die Münchner Immobilienberatung Stock Real Estate damit, dass sie jedem, der dem Unternehmen eine größere Wohn- oder Büroimmobilie zum Kauf vermittelt, eine Prämie von 10.000 Euro zahlt. Grund dafür ist der fortwährende Immobilienmangel in der Bayernmetropole. Wir haben hohe Nachfrage, aber ein viel zu geringes Angebot, deshalb gehen wir in die Offensive, sagt Geschäftsführer Alexander Stock. Die hohen Immobilienpreise in München scheuen Käufer offensichtlich nicht. So kosten laut IVD freistehende Eigenheime mit 125 Quadratmeter Wohnfläche in der bayerischen Landeshauptstadt im Schnitt 540.000 Euro. Zum Vergleich: In Hannover sind für die gleichen Objekte durchschnittlich 195.000 Euro fällig, in Leipzig 175.000 Euro und in Bremen 140.000 Euro.

Bauzinsen haben Talsohle erreicht


Immobilienkäufer sollten nicht darauf spekulieren, dass sich die Finanzierungsbedingungen weiter verbessern. Im Gegenteil, erstens hält der Preisanstieg bei Immobilien an und zweitens ist nach zweijähriger Talfahrt auf historische Tiefstände die Talsohle beim Baugeld erreicht.

Der Biallo-Baugeldindex für zehnjährige Finanzierungen wechselte jüngst die Richtung und legte zuletzt um knapp 0,2 Prozentpunkte zu. Kostete zehnjähriges Baugeld Anfang September im Schnitt 3,18 Prozent, so berechnen Kreditinstitute jetzt 3,37 Prozent. Baugeldexperten begründen den Anstieg mit guten Konjunktur- und Arbeitsmarktdaten, mit steigenden Preisen und wachsender Risikobereitschaft an den Kapitalmärkten. Die Inflationserwartung rings um den Globus nimmt zu. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen – ein sicherer Parameter für die Baugeldentwicklung – kletterte zuletzt von 2,1 auf 2,5 Prozent.

Zahlreiche Baugeldanbieter haben ihre Zinsen der veränderten Marktlage angepasst. So erhöhte die BHW/Postbank die Konditionen für zehnjährige Finanzierungen um 0,18 Prozentpunkte. Aktuell kostet Baugeld dort 3,58 Prozent Sollzins. Die LBS Nord schraubte die Hypothekenzinsen um 0,2 Prozentpunkte auf 3,55 Prozent nach oben und die ING-Diba verteuerte zehnjährige Baudarlehen um 0,25 Prozentpunkte auf ebenfalls 3,55 Prozent Sollzins. Die günstigsten Anbieter von Standarddarlehen sind laut Biallo Baugeldrankingderzeit Cosmos Direkt mit 3,23 Prozent, Continentale mit 3,25 Prozent sowie die Kirchliche Zusatzversorgungskasse, Provinzial Rheinland und R + V mit 3,30 Prozent Sollzins.

Baugeld-Vergleich: Verschaffen Sie sich einen Überblick über die aktuellen Baugeldkonditionen überregionaler und regionaler Anbieter.
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