Eichstätt
Immer Recht haben als Beruf

Ernst Fricke über das Spannungsfeld zwischen Jurist und Journalist

09.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:56 Uhr

Der Journalist und Rechtsanwalt Ernst Fricke bei seinem Vortrag an der Uni. - Foto: Tatschner

Eichstätt (EK) Das komplexe Feld der Gerichtsberichterstattung hat Ernst Fricke in seinem Vortrag beim journalistischen Kolloquium an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt erläutert.

Der Anwalt für Medienrecht sprach am Mittwochabend über das Verhältnis zwischen Juristen und Journalisten sowie über die Tücken der Gerichtsberichterstattung.

Richter urteilen im Namen des Volkes, aber damit das Urteil das Volk auch erreicht, brauche es Journalisten, die davon berichten. An diesem Beispiel erläuterte Ernst Fricke, wie wichtig die Gerichtsberichterstattung für die Gesellschaft ist.

Fricke kennt beide Seiten. Er ist ausgebildeter Journalist und arbeitet heute als Rechtsanwalt. Nach seiner Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule in München entschied sich Fricke für eine Laufbahn als Anwalt. Die Leidenschaft für die Gerichtsberichterstattung ließ ihn nie los. Für Focus Online berichtete er 2014 über den Hoeneß-Prozess und schreibt regelmäßig Kolumnen.

"Immer Recht haben als Beruf" das ist die Lebenseinstellung von Juristen. Nach Aussage von Ernst Fricke ist Selbstkritik innerhalb des Justizapparats deshalb Mangelware. Hier müssen Journalisten in die Bresche springen und Kritik üben. Fricke lobte die Arbeit der Gerichtsreporterin des Nachrichtenmagazins Spiegel Gisela Friedrichsen, die in ihrem Artikel "Schämt sich keiner" harsche Kritik gegen die Ingolstädter und Landshuter Justiz austeilte.

Auch mit Kritik an seinen Journalistenkollegen geizte Ernst Fricke nicht: Gerichtsberichterstattung der Medien sei vor allem bei der Darstellung komplexer Fälle oft überfordert. Die Folge: Inhaltliche Fehler und mediales An-den-Pranger-Stellen der Angeklagten. Die Lösung des Problems lieferte Ernst Fricke gleich mit: eine separate Ausbildung für die Berichterstatter aus dem Gerichtssaal.

In der Diskussion am Ende des Vortrags beantwortete der Medienrechtsexperte aus Landshut die Fragen des Publikums. Ausführlich antwortete er auf die Frage, ob viele Gerichtsberichte eher subjektive Reportage als objektive Berichterstattung seien. Juristen verwenden oftmals eine komplizierte Juristensprache, die sonst niemand versteht. Deshalb braucht man Journalisten für die Berichterstattung.