Neuburg
Immer mehr junge Leute ohne Arbeit

25.01.2010 | Stand 03.12.2020, 4:18 Uhr

Die Arge mit Anton Schäringer (links) und Josef Girtner muss ihre direkte Zusammenarbeit heuer beenden. - Foto: r

Neuburg (r) Für die Beschäftigten im Raum Neuburg schaut es weiterhin gut aus: Es gibt Stellenangebote und eine niedrige Arbeitslosenquote, die sich im Jahresschnitt bei 2,9 Prozent einpendelte. Diese Zahl sei deutschlandweit einmalig günstig, wie die Lokalpolitiker immer wieder gerne feststellen.

2010 könne man mit einer ähnlich guten Entwicklung rechnen, schätzt Anton Schäringer. Der Leiter der örtlichen Arbeitsagentur hält die Lage in Neuburg-Schrobenhausen für stabil genug, um konjunkturelle Rückgänge aufzufangen: "Ich sehe das sehr optimistisch".

Allerdings wird es bei den zum Jahresanfang gemeldeten rund 1300 Arbeitslosen nicht bleiben. Erfahrungsgemäß kommen jetzt 300 bis 400 vornehmlich Bauarbeiter dazu, die während der Wintermonate von den Unternehmen ausgestellt werden. Einige Firmenchefs schicken ihr Personal in der kalten Jahreszeit auch in die Saisonkurzarbeit.

Das Instrument Kurzarbeit hat aus Sicht der Fachleute erheblich dazu beigetragen, Arbeitsplatzverluste zu vermeiden. Rund 1300 Beschäftigte in 60 Betrieben sind derzeit im Kreis Neuburg-Schrobenhausen als Kurzarbeiter gemeldet. Zwei-Mann-Firmen greifen genauso darauf zurück wie Fabriken. Die Eternit AG zum Beispiel fährt in Neuburg seit Anfang 2009 Kurzarbeit, um Absatzrückgänge in der Baubranche aufzufangen.

In der reinen Kurzarbeit überweist der Staat über seine Agenturen den Betroffenen 60 Prozent ihres Nettolohnes, mit Kinderzuschlag 67 Prozent. Diese Leistungen werden maximal 18 Monate lang gewährt.

"Die Krise hat uns nicht verschont", beschreibt Agenturchef Anton Schäringer die Eindrücke aus seinem Einzugsbereich – der Landkreis ohne Karlskron und Weichering, die von der Agentur Ingolstadt betreut werden. Ganz massive Einbrüche blieben aus. Autozulieferer wie Faurecia – mit 1000 Beschäftigten größter Arbeitgeber in Neuburg – hängen von Audi ab und fahren weiterhin Vollbeschäftigung.

Der von der Quelle-Pleite betroffene Zulieferer Kempfle (Rohrenfels) kündigte 60 Mitarbeitern. Um einen Teil von ihnen kümmert sich die Arbeitsagentur. Ein Silberstreif am Horizont zeichnet sich durch eine fränkische Firmengruppe ab, die weiter Küchen ordert und per Katalog vertreibt.

Nach den Schließungen von Jeyes und Goldix (2008) fehlen immer noch Frauenarbeitsplätze in Neuburg. Ingolstadt ist in der Textilbranche mit Rosner und Bäumler betroffen.

Eklatant macht sich die Arbeitslosigkeit bei jungen Leuten unter 25 Jahren bemerkbar. Ihr Anteil am Anstieg macht 50 Prozent aus. Momentan sind im Landkreis 162 Jugendliche ohne Arbeitsplatz gemeldet, darunter 70 Prozent mit abgeschlossener Lehre. "Wir hoffen, dass sich im Frühjahr Stellen finden lassen", sagt Schäringer.

Staatliche Arbeitsagentur und das frühere Sozialamt des Landratsamtes arbeiten im fünften Jahr zusammen. Doch kaum hat die Arbeitsgemeinschaft die neuen Räume im früheren Goldixwerk bezogen, steht wieder eine Änderung ins Haus: Das Bundesverfassungsgericht verlangt bis Ende 2010 die Trennung des Arbeitslosengeldes für den Lebensunterhalt von der kommunalen Aufgabe . Ob es zur räumlichen Trennung kommt, bleibt abzuwarten.