München
Immer mehr Bayern zieht es aufs Land

Finanzminister Füracker zeigt sich zufrieden mit den Zahlen in seinem ersten Heimatbericht

28.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:51 Uhr

München (DK) "Stadtluft macht frei", hieß es schon im Mittelalter.

Und tatsächlich hält weltweit der Trend zu wachsenden Ballungsräumen an. Immerhin in Bayern stemmt sich der ländliche Raum wacker dagegen an. Auch wenn es erst der harten politischen Debatten im Rahmen des umstrittenen Zukunftsrats-Gutachtens bedurfte: Mittlerweile hat die Entwicklung des ländlichen Raumes im Freistaat sogar Verfassungsrang.
Gestern stellte Finanz- und Heimatminister Albert Füracker (CSU), Nachfolger des zwischenzeitlich zum Ministerpräsidenten avancierten Markus Söder (CSU), seinen ersten Heimatbericht vor. Der Inhalt hält einige Zahlen bereit, die die Zukunft des ländlichen Raumes durchaus positiv aussehen lassen. Ende 2016 (das ist derzeit das aktuellste, statistisch voll erfasste Jahr) lebten knapp 56 Prozent der 12,93 Millionen Einwohner des Freistaats im ländlichen Raum - also 7,21 Millionen. Das ist ein Plus von 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr 2015. Bayernweit stieg die Zahl der Einwohner allerdings um 0,7 Prozent.
Der gesamte Freistaat verzeichnet ausweislich des Heimatberichts zum fünften Mal in Folge ein Bevölkerungsplus und einen Geburtenanstieg und zum siebten Mal in Folge ein Wanderungsplus durch Zuzüge. Bayernweit stiegen die Geburten um 6,4 Prozent auf 125689 an, die Sterbefälle sanken um 3 Prozent auf 129 552, das Wanderungsplus lag bei 96 066. Bei all diesen Kriterien schnitt bayernweit der ländliche Raum etwas besser ab als die Ballungsgebiete.
Ähnlich ist es bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, wo das Bayern-Plus bei 2,7 Prozent lag, im ländlichen Raum lag das Plus bei 2,6 Prozent. Und bei der Arbeitslosenquote schlägt der ländlicher Raum mit 2,8 Prozent sogar den Bayern-Durchschnitt mit 3,2 Prozent - "und das nicht, weil im ländlichen Raum keine Menschen mehr leben", so Minister Füracker, "sondern weil dort sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze entstanden sind". Der ländliche Raum sei kein Abwanderungsgebiet mehr.
Insgesamt mache der ländliche Raum 90 Prozent der Fläche Bayerns aus, 56 Prozent der Einwohner, 47 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und 44 Prozent der Wirtschaftskraft. Mit ursächlich für diese positive Entwicklung sei, dass der Freistaat im Kommunalen Finanzausgleich den Kommunen in den letzten Jahren so viel Geld wie nie zuvor zur Verfügung gestellt hat (Gesamtvolumen 9,53 Milliarden Euro). Außerdem nannte Füracker die Breitband-Initiative (die nun zu superschnellem Glasfaser-Internet weiterentwickelt wird), die Behördenverlagerungen - und in Zukunft auch die gezielte Neuansiedelung von Unternehmen auf dem Land beziehungsweise die staatliche Hilfe bei Umsiedelung von Ballungsgebieten in den ländlichen Raum.
"Wir wollen, dass wirtschaftliche Entwicklung kein Privileg der Städte ist", sagte der Minister. Dazu gehöre auch die Möglichkeit zur dezentralen akademischen Ausbildung. Zudem gebe es "eine Renaissance des Heimatbegriffs", so Füracker. "Heimat ist heute mehr als Brauchtumspflege". Mit Initiativen wie dem "Digitalen Rathaus" sollen künftig Behördengänge erleichtert oder gar erspart werden. Bis 2020 soll es umfassend verfügbar sein.

Alexander Kain