Beilngries (DK) "Wir machen all das, was ein guter Nachbar eben so macht." Unter diesem Motto hat die Nachbarschaftshilfe Beilngries vor gut vier Jahren ihren Dienst angetreten. Seitdem ist viel passiert. An der Grundidee hat sich aber nichts geändert.
Manchmal müsse man sich schon die Augen reiben und verwundert feststellen, mit welcher Dynamik sich die Nachbarschaftshilfe Beilngries entwickelt hat. Diese Erkenntnis äußerte Willy Hanemann vor einigen Wochen im Gespräch mit unserer Zeitung, als er ankündigte, dass er wegen eines Umzugs den Vorsitz der Gruppierung abgeben müsse. Er tue das mit einer ordentlichen Portion Wehmut, wie er berichtete. Kein Wunder, schließlich hat die Nachbarschaftshilfe nicht einmal vier Jahre gebraucht, um sich in Beilngries unentbehrlich zu machen.
Angetreten waren die Ehrenamtlichen im Herbst 2013 mit der Idee, als feste Institution kostenlose Hilfsdienste anzubieten. Fahrdienste zum Einkaufen oder zum Arzt für alleinstehende Senioren, Hilfe beim Aufstellen eines Regals oder Unterstützung beim Frühjahrsputz, wenn bei den Hausbesitzern der Körper nicht mehr so mitspielt - all das hat die Nachbarschaftshilfe seither in ihrem Repertoire. Wer Hilfe braucht, muss nur das Servicetelefon unter der Nummer (08461) 705 89 36 anrufen. Aus dem Team der Nachbarschafshilfe wird dann ein Helfer gesucht, der Zeit hat und für die jeweilige Aufgabe geeignet ist. Man will ausdrücklich keine Konkurrenz zu Betrieben und Dienstleistern antreten, sondern nur kleine, aber wichtige Hilfestellungen im Alltag leisten.
Schon bald wurden die Aufgaben aber umfangreicher. Etwa ein Jahr nach der Gründung war die Nachbarschaftshilfe als Erstes zur Stelle, als es darum ging, den Flüchtlingen zu helfen. Sie erkannten die Probleme, die bei der dezentralen Unterbringung auftraten: Wie kommen die Asylbewerber von den Dörfern in die Stadt zum Einkaufen? Wer steht ihnen bei Fragen zur Seite? Und wer schaut ab und zu nach dem Rechten? Für die ehrenamtliche Truppe war klar: Auch die Flüchtlinge sind Nachbarn, denen man im Alltag helfen muss. In Kooperation mit der Stadt wurden zügig Strukturen geschaffen, die wohl einen entscheidenden Beitrag leisteten, damit die Asylsituation in der Altmühlstadt weitestgehend unproblematisch bewältigt werden konnte. Auch in dieser Zeit betonte das Team um den damaligen Vorsitzenden Willy Hanemann aber gebetsmühlenartig, dass man weiterhin für die alltäglichen Aufgaben der Einheimischen da sei. Ein eigenes Auto für Fahrdienste wurde angeschafft - Projekte wie dieses gehen freilich nicht ohne Spenden. "Die sind im Grunde unsere einzige Einnahmequelle", sagt der neue Vorsitzende Werner Fahnenstich.
Anfang 2016 veränderte sich dann die Situation bei der Flüchtlingsbetreuung. Von staatlicher Seite wurden zunehmend professionelle Angebote geschaffen, außerdem kamen ab Frühjahr 2016 deutlich weniger Asylbewerber nach Deutschland. Die Nachbarschaftshilfe kündigte an, sich zunehmend wieder auf die herkömmlichen Aufgaben zu konzentrieren - die Soforthilfe für die Flüchtlinge sei schließlich nicht mehr nötig. Stattdessen wurde ein eigener Asylhelferkreis gegründet, in dem sich bis heute freilich auch viele Mitglieder der Nachbarschaftshilfe einbringen.
Ein anderes Großprojekt, das parallel zum regulären Angebot vorangetrieben werden konnte, war bei der Nachbarschaftshilfe aber schnell gefunden. Der Traum der Gruppierung von einem Bürgertreff, den Menschen jeden Alters, jeden Geschlechts und jeder Herkunft gemeinsam nutzen können, wurde im Alten Feuerwehrhaus wahr. Seit September dieses Jahres werden dort regelmäßig Kurse angeboten, beispielsweise eine Hausaufgabenbetreuung und ein Spielenachmittag. Für weitere Angebote ist man jederzeit offen, so die Verantwortlichen.
Unerwartet aufregende Wochen erlebte die Nachbarschaftshilfe dann jüngst nach Hanemanns Ankündigung, den Vorsitz abgeben zu müssen. Zunächst fand sich trotz öffentlichen Aufrufs kein Nachfolger. Dann erklärte sich aber der bisherige Stellvertreter Werner Fahnenstich bereit, die Leitung zu übernehmen. An seiner Seite steht Mario Sommereder als stellvertretender Vorsitzender. Ihre Zielsetzung ist klar formuliert: Sie wollen den erfolgreichen Kurs fortsetzen - und all das tun, was ein guter Nachbar eben so tut.
