Röttenbach
Im Zeichen der Völkerverständigung

Kirchenchor Pleinfeld und Gesangverein Walting gestalten Hochfest im tschechischen Erzgebirge mit

01.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:24 Uhr

Ein unvergessliches Gemeinschaftserlebnis: Tschechen und Deutsche scharen sich gemeinsam um den Altar, sichtlich froh um ihre freundschaftliche Begegnung. Direkt hinter dem Altar von links Ehrenfried Zenker, Chorleiter Alois Osiander bei seinen Dankesworten und der tschechische Bürgermeister Zdenek Lakatos - Foto: privat

Röttenbach/Pleinfeld (HK) Der Kirchenchor Pleinfeld und der Gesangverein Walting mit ihrem Chorleiter Alois Osiander aus Röttenbach haben eine überraschende und zugleich ehrenvolle Einladung erhalten: Sie wurden gebeten, den Gottesdienst auf dem jährlichen Hochfest des Städtchens Aberthamy im tschechischen Erzgebirge gesanglich mitzugestalten.

Nach mehrwöchigem gemeinsamem Proben machten sich über 40 Sängerinnen und Sänger beider Chöre zusammen mit mehreren Begleitern aus dem Landkreis Roth auf den Weg nach Tschechien. Auf dem langen Weg erinnerte Chorleiter Alois Osiander an die „politischen und menschlichen Leiden“ des tschechischen Volkes nach dem Münchener Abkommen während der Nazidiktatur und an das „schmerzliche Schicksal“ der deutschen Heimatvertriebenen durch die Beneš-Dekrete in den Nachkriegsjahren.

Mit der gespannten Erwartung – „Wie werden wir wohl empfangen nach all diesen politischen und menschlichen Zerwürfnissen zwischen Tschechen und Deutschen“ – erreichten die Sängerinnen und Sänger nach über vierstündiger Fahrt das tschechische Erzgebirgsstädtchen und wurden vor der Kirche schon von vielen Gottesdienstbesuchern erwartet und herzlich begrüßt.

Das Geschehen der anschließenden Messfeier wurde für die Franken zu einem unvergesslichen Erlebnis: Deutsche und Tschechen beteten gemeinsam. Die zentralen liturgischen Bibelabschnitte trugen die Lektoren in Deutsch und in Tschechisch vor. Am Altar zelebrierte ein deutscher Priester, und später fand sich noch der tschechische Ortsgeistliche ein, der von anderen Sonntagsgottesdiensten zur Messe in Aberthamy geeilt war. Besonders ergreifend war das gemeinsame Vaterunser und Te Deum am Schluss.

Zum Ausklang der Messfeier wurden die Waltinger und Pleinfelder zum Altarraum gebeten. Unter dem herzlichen Beifall der übrigen Messbesucher hießen der tschechische Bürgermeister Zdenek Lakatos und seine Stellvertreterin Jana Rojovska noch einmal die deutschen Gäste willkommen und dankten für die gesangliche Gestaltung des Gottesdienstes. Zugleich luden die Bürgermeister die Sänger zum Mittagessen und zu einer nachmittägigen Kaffeerunde unterhalb der höchsten Erhebung des Erzgebirges, des Keilbergs, ein.

Sichtlich gerührt wie seine ganze Sängerschar äußerte sich Chorleiter Alois Osiander tief bewegt von den für Deutsche nunmehr „offenen Grenzen, offenen Orten und offenen Herzen“ und überbrachte zur Freude der tschechischen Gastgeber mit netten Präsenten Freundschaftsgrüße vom Rother Landrat Herbert Eckstein, dem Weißenburger Landrat Gerhard Wägemann und dem Pleinfelder Bürgermeister Markus Dirsch.

Als die Sänger dann erfuhren, dass Deutsche und Tschechen für den Wiederaufbau und die Sanierung der Kirche in den letzten Jahren rund 380 000 Euro aus privater Tasche gespendet haben, legten sie spontan als Gastgeschenk 1000 Euro dazu. Als schließlich der tschechische Bürgermeister noch darauf hinwies, dass Ehrenfried Zenker, der als ehemaliger Vertriebener besonderen Anteil an der Renovierung der Kirche und der Organisation dieses Begegnungstags hatte, als Deutscher vor kurzem die Ehrenbürgerschaft der tschechischen Stadt erhalten hat, wurde beeindruckend und zugleich erfreulich bewusst, dass neben allem Bemühen der großen Politik ein Miteinander gewachsen ist und weiter wächst. Ein Miteinander, das eine so kostbare Brücke menschlicher Versöhnung gebaut hat und weiter festigt.

Immer wieder nach Angelika Schwarz’ Gitarrenklängen im Bus heitere Lieder singend kehrten die Waltinger und Pleinfelder beeindruckt und zugleich frohen Herzens ob der „guten menschlichen Erfahrung dieses Tages“ zurück.