Im Windhundverfahren noch zur Lehrstelle

23.05.2006 | Stand 03.12.2020, 7:52 Uhr

Eichstätt (aur) Sie haben nur noch gut zwei Monate in der Schule vor sich – und immer noch sind sie ohne Lehrstelle. Zahlreiche Jugendliche im Landkreis Eichstätt sind noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Im März, aus dem die letzte verfügbare Lehrstellenstatistik stammt, gab es noch 314 Bewerber für das im September beginnende Ausbildungsjahr. Umgekehrt sind noch viele Lehrstellen unbesetzt, wenn auch etwas weniger, als nötig wären.

Landrat Xaver Bittl sagte bei der Eröffnung: "Leider bleibt es auch bei uns bei der angespannten Lehrstellensituation. Es werden auch heuer einige von ihrem Wunschberuf Abschied nehmen und sich Gedanken über einen alternativen Berufswunsch machen müssen." Dass am Ende doch der Realitätssinn die Oberhand behält, zeigte sich im vergangenen Jahr: Da fanden letztlich bis Ende September 30 Suchende keine Stelle. Dabei liegt die Betonung auf "suchen", dann im Landkreis Eichstätt gibt es pro Jahrgang auch immer rund 50 junge Leute, die sich erst gar nicht aktiv bewerben, sondern sang- und klanglos in die so genannten Jungarbeiterklassen der Berufsschule einziehen. "Traurig" nennt das der Landrat.

Diejenigen, die den Weg zur Ausbildungsbörse gefunden hatten, waren da in der Regel schon besser motiviert. Schon vor dem offiziellen Beginn um 10 Uhr warteten sie auf Einlass in den Spiegelsaal, um dann ausgiebig die Angebote zu studieren. In ausgelegten Mappen fanden sich die Details zu den angebotenen Stellen einschließlich Anforderungen und Firmenadressen. Draußen im Foyer standen Ausbildungsexperten für Einzelgespräche zur Verfügung.

"Eine zweite Chance"

Karl Jägle, der Vorsitzende des Industrie- und Handelsgremiums im Landkreis Eichstätt, empfahl im Gespräch mit unserer Zeitung allen Jugendlichen ohne Lehrstelle, auch nach zahlreichen Absagen nicht aufzugeben. "Jetzt geht es nämlich erst nochmal rund." Viele Firmen bekämen momentan die Absagen von Doppelbewerbern, Lehrstellen stünden deswegen unerwartet immer wieder neu zur Verfügung. "Fragen Sie ruhig nochmal bei den Firmen nach, auch bei denen, wo Sie früher eine Absage bekommen haben." Ohnehin sollten die Jugendlichen nach Möglichkeit persönlich bei den Firmen vorbeischauen und sich nicht aufs schriftliche Bewerben verlassen: "Diese Verschickerei von Bewerbungsschreiben nimmt über-hand." Beim persönlichen Auftritt gelte: "Du hast eine zweite Chance durch deine Persönlichkeit. Nicht nur Noten zählen."

Landrat Bittl mahnte zur Eile: "Hier gilt das Windhundverfahren: Wer als erster dran ist, greift zu." Er rate allen Besuchern der Lehrstellenbörse, sich sofort bei den Betrieben zu melden und einen Termin zu vereinbaren.