Buxheim
"Im Sommer werden wir einheimisch"

Familie Benda hofft, über Punktesystem einen Bauplatz in Buxheim oder Tauberfeld zu erhalten

29.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:24 Uhr

Fühlen sich rundum wohl in Buxheim: Mira Benda (von rechts), Tommie Benda, Kerstin Collins-Freytag, Maike Freytag, Lars Freytag und Ella Benda vergnügen sich nachmittags gerne auf dem Spielplatz. - Foto: Gülich

Buxheim (DK) Ella und Maike sind sich einig: Das Schönste an Buxheim ist ihr Kindergarten mit dem eingewachsenen Garten. Da lässt es sich sehr gut spielen. "Das macht großen Spaß, und die Erzieherinnen sind auch sehr, sehr nett", erzählen die Freundinnen. Ihren Brüdern Tommie und Lars gefällt die Schule am besten, die coolen Spielplätze und die vielen Sportangebote. "Mir fehlt hier gar nix", sagt Lars auf die Frage, ob er denn auch etwas vermisst im Ort.

Ellas und Tommies Eltern, Mira und Vincent Benda, leben eine "europäische Ehe" in Buxheim: Die 38-jährige Mira kommt aus der Slowakei, ihr Mann Vincent (40) aus den Niederlanden. Kennengelernt haben sie sich in den USA, und nach einigen Jahren in Österreich sind sie wegen Vincents Arbeitsstelle im Sommer 2012 nach Buxheim gezogen. Sie wohnen zur Miete in einer Doppelhaushälfte, in der sie sich sehr wohl fühlen. Die Familie ist voll ins Dorfleben integriert: Vincent engagiert sich im Elternbeirat von Kindergarten und Schule, beide Eltern sind - wie auch ihre Kinder - sehr aktiv im Sportverein.

"Wir sind schon so oft umgezogen, aber hier fühlen wir uns jetzt so richtig zu Hause. Wir wollen nicht mehr weg", erzählt Mira. Aber immer zur Miete wohnen möchte sie auch nicht. "Man kann nicht alles in Haus und Garten so machen, wie man gerne möchte, und es ist ein bisschen rausgeschmissenes Geld auf Dauer", sagt sie. Aber ein Eigenheim in Buxheim oder Tauberfeld zu finden, scheint derzeit fast unmöglich. Seit vier Jahren suchen Vincent und Mira schon, sie schauen sich regelmäßig auf Internetseiten um und haben zudem allen Freunden und Bekannten erzählt, dass sie sich nach etwas Eigenem umschauen.

Ihre Freunde Kerstin Collins-Freytag (45) und Claus Freytag (47) halten mit die Augen auf. Die beiden haben vor zehn Jahren gerade noch vor dem großen Boom und den horrenden Preisen ein Haus in Buxheim kaufen können, worüber sie im Rückblick sehr erleichtert sind. "Aber es ist schon krass", so Kerstin zur augenblicklichen Lage. Sobald eine neue Anzeige im Internet erscheine und man mal schauen fahre, wo das Haus genau liegt und wie es aussieht, könne man es am Menschenauflauf davor erkennen: Gefühlt sei die Hälfte aller Kindergarten-Eltern versammelt.

Buxheim sei eben einfach klasse zum Leben: "Es ist überschaubar hier, die Wege sind kurz. Man kann alles gut mit dem Fahrrad erreichen. Es gibt eine Schule, zwei Kindergärten, Bäcker und Metzger, den genialen Hofladen und die Bücherei, die auch die Kinder sehr gerne besuchen. Friseure, eine Schneiderin und eine Physiotherapiepraxis sind ebenfalls vor Ort vorhanden. Man muss also nicht alles im Westpark erledigen", berichtet Kerstin Collins-Freytag.

Ihr Mann Claus fährt gerne mit dem Rad zur Arbeit: "Ich habe einen optimalen Radweg zur Arbeit: nicht zu kurz und nicht zu lang, und immer schön durch Wiesen und Felder." Gute elf Kilometer sind es sowohl bis zur Technischen Entwicklung von Audi als auch bis zur zentralen Piazza. Der passionierte Läufer Vincent Benda versucht außerdem, mindestens einmal pro Woche von der Arbeit nach Hause zu laufen. "Dann lasse ich das Auto bei Audi stehen und habe, wenn ich nach zwölf Kilometern zu Hause ankomme, mein Training hinter mir", sagt der Ingenieur.

Die Einwohnerzahlen in Buxheim und Tauberfeld sind in den vergangenen 20 Jahren stetig gewachsen - auf aktuell rund 2830 in Buxheim und 940 in Tauberfeld. Bürgermeister Peter Doliwa ist überzeugt von den Qualitäten seiner Gemeinde: "Buxheim liegt günstig und ruhig, man könnte fast sagen, gesegnet am Rande des Jura." Das mache allerdings die Bauplatz- und Immobilienlage exá †trem schwierig. Es gebe durchaus innerorts noch Lücken, aber die Grundstücke seien in privater Hand. So könne man nur nach außen gehen mit neuen Baugebieten, aber auch das sei nicht einfach: Durch die Tatsache, dass alle in Immobilien flüchten ("Hauptsache, das Geld ist nicht auf der Bank!"), sei die Nachfrage riesig und der Druck wachse stetig. Und man brauche immer Ausgleichs- und Tauschflächen, das erschwere die Situation zusätzlich, weil das Tauschland fehle und auch für Äcker horrende Preise gezahlt würden.

"Trotzdem bin ich zuversichtlich, dass wir in Buxheim und in Tauberfeld demnächst Baugebiete ausweisen können", so Doliwa. Das stehe und falle allerdings mit der Bereitschaft der Grundstückseigentümer. Für das Gebiet "Angerá †äcker" am südwestlichen Ortsrand hat die Gemeinde gerade einen Aufstellungsbeschluss gefasst. Knapp 40 Grundstücke könne man dort wahrscheinlich unterbringen. Nach den Baulandpreisen gefragt, zögert Doliwa. "Unter 400 Euro pro Quadratmeter geht wahrscheinlich nichts mehr", sagt der Rathauschef - und man merkt, dass ihm das nicht gefällt. "Ich will die Preisspirale bremsen, so kann es doch nicht weitergehen", so der Bürgermeister.

Die Gemeinde richte sich nach der offiziellen Kaufpreissammlung, die der Gutachterausschuss des Landratsamts alle zwei Jahre herausgebe. Im Einheimischenmodell kosteten die Grundstücke dann 75 Prozent dieses Betrags. Das sei aktuell aber schwierig einzuschätzen, da die jüngste Kaufpreissammlung bereits vor zwei Jahren herausgekommen sei. Die damaligen Werte von 240 Euro für Buxheim und 190 für Tauberfeld - inklusive Erschließung - seien kaum noch aktuell, auf die neue Kaufpreissammlung warte man gerade. Doliwa bekräftigt noch einmal: "Diese Preistreiberei mache ich nicht mit. Dann sitzen wir das halt aus. Es muss ja auch noch Perspektiven für junge Leute geben. Die wollen schließlich nicht nur ein Grundstück kaufen mit ihrem Geld, sondern müssen dann ja auch noch das Haus drauf bezahlen." Die Interessentenliste sei jedenfalls lang, rund 90 Einheimische und 90 Auswärtige hätten sich bisher bei ihm gemeldet.

Peter Doliwa wird sich im September in den Ruhestand verabschieden. Viele Projekte hat er vorher noch angestoßen: Der alte Bahnhof in Tauberfeld soll Dorfladen und Bürgerhaus werden, die Gemeindeverwaltung in Buxheim, die aktuell nicht barrierefrei zugänglich ist, ins ehemalige Schulhaus umziehen, das zum neuen Rathaus umgebaut wird. Jetzt hofft der Rathauschef, dass er die Verhandlungen mit Landwirten über Grundstücke auch in Tauberfeld noch während seiner Amtszeit abschließen kann. "Das hätte ich sehr gerne noch in trockenen Tüchern, bevor ich pensioniert werde", erklärt er.

Mira und Vincent Benda wollen sich auf jeden Fall bewerben, wenn die Bauplätze im Gebiet Angeräcker von der Gemeinde - wahrscheinlich nach einem Punktesystem - vergeben werden. Im Sommer wohnen sie seit fünf Jahren in Buxheim. "Dann werden wir einheimisch", freut sich Mira. Die Familie hofft, dass ihre Punkte dann für eins der Grundstücke reichen und sie vielleicht schon 2018 mit dem Bauen beginnen können. Sonst warten sie auf das Baugebiet in Tauberfeld. Ella wird dann schon die Schule in Buxheim besuchen. Und ihrem alten Kindergarten mit dem wunderbaren Garten vielleicht einmal einen Besuch abstatten.