Eichstätt
Sparkassenchefs geben Bekenntnis zur Region ab

Erster Empfang nach Fusion bestens besucht Experte Wolfgang Wiegard referiert über "Wirtschaftspolitik in unsicheren Zeiten"

29.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:24 Uhr

Eichstätt (DK) Diesen Sparkassenempfang wollte wohl kaum ein geladener Gast verpassen: Es ist der erste nach der Fusion der beiden Häuser Ingolstadt und Eichstätt gewesen. Das Alte Stadttheater in Eichstätt war am Dienstagabend bestens besucht.

Einen Blick in die Bilanz, wie ihn die Sparkasse Eichstätt bisher beim Empfang stets gegeben hatte, gab es diesmal nicht - die Bilanzpressekonferenz hatte erst kürzlich in Ingolstadt stattgefunden. Dafür stellten sich Vorstandschef Jürgen Wittmann und seine Vorstandskollegen Reinhard Dirr (beide Ingolstadt), Emmeran Hollweck und Karl-Heinz Schlamp (beide Eichstätt) in einer von Pressesprecher Jörg Tiedt moderierten Fragerunde vor. Alle vier gaben dabei ein ausdrückliches Bekenntnis zur Region ab. Hollweck versicherte, dass auch die fusionierte Sparkasse "den Kontakt zum Markt, zu den Kunden und zu den Mitarbeitern nicht verlieren wolle. Wir stehen zur Regionalität und wollen diese auch weiterhin leben". Das zeigte sich auch bei der Spendenübergabe: Der Vorstand hatte diesmal nicht 2000, sondern sogar 3000 Euro für den Sozialfonds der Stadt mitgebracht. Oberbürgermeister Andreas Steppberger nahm die Gabe gerne entgegen. Wittmann äußerte Verständnis dafür, dass eine Fusion auch "Ängste und Befürchtungen" wecke - der Begriff sei ja oft negativ belegt. Diese Fusion sei aber "aus der Stärke heraus" entstanden. "Wir werden das Beste aus beiden Häusern heraus in die Zukunft tragen" und auch weiterhin in der Fläche präsent sein, versprach er. Er erinnerte daran, dass die langanhaltende Niedrigzinsphase einer der Gründe gewesen sei, die Fusion der beiden "starken" Häuser Ingolstadt und Eichstätt jetzt zu betreiben.

Der Referent des Abends, Wolfgang Wiegard, ging ebenfalls auf die Niedrigzinsphase ein und bestätigte: "Je länger sie dauert, desto schwieriger wird es für die Ertragslage der Banken." Der Experte, der dem Gremium der sogenannten Wirtschaftsweisen angehört und unter anderem wissenschaftlicher Gutachter des Bundesfinanzministeriums ist, prognostizierte dann allerdings: "Ab Mitte 2018 geht die Europäische Zentralbank aus der Niedrigzinsphase wieder raus." Angesichts der internationalen wirtschaftlichen Unwägbarkeiten sagte Wiegard ab dann einen moderaten Anstieg des Leitzinses für die Jahre 2019 bis 2021 voraus.

Daneben bot er den Zuhörern einen Einblick in die Weltwirtschafts- und Steuerpolitik im Schnelldurchlauf. Das Verhalten von US-Präsident Donald Trump und die Folgen des Brexit seien unberechenbar. Wenn angesichts der drohenden neuen Zölle und anderer Faktoren keine ordentlichen Freihandelsabkommen zustande kämen, dann sei ein "Regulierungswettlauf" zu befürchten, der auch den "Grundstein einer neuen Finanzkrise" legen könne.

Deutschland selbst stehe wirtschaftlich "bombig" da, sagte Wiegard und lobte hier mit Blick auf Vollbeschäftigung und Wirtschaftskraft ausdrücklich die Erfolge der "Agenda 2010". Allerdings müsse nach der Bundestagswahl der Hebel von der bisherigen "Umverteilungspolitik" wieder hin zu einer echten Wachstums- und Beschäftigungspolitik erfolgen.