Ingolstadt
Im Namen des Volkes

Das Landgericht begrüßt neue und wieder ernannte Schöffen für die nächsten fünf Jahre

13.01.2014 | Stand 02.12.2020, 23:13 Uhr

Die höchsten Ingolstädter Justizbehörden sind zusammen im früheren Eichstätter Landratsamt in der Straße Auf der Schanz untergebracht. 2013 feierte das Landgericht sein 25-jähriges Bestehen - Foto: Archiv

Ingolstadt (DK) Der Andrang war groß am Montagvormittag im Sitzungssaal 11 des Landgerichts Ingolstadt. Allerdings füllte diesmal kein aufsehenerregender Prozess die Zuschauerreihen. Vielmehr begrüßte das Gericht seine neuen und wieder ernannten ehrenamtlichen Schöffen, die nun für fünf Jahre am Landgericht Ingolstadt den hauptamtlichen Richtern bei der Urteilsfindung zur Seite stehen werden.

Dies auf gleicher Augenhöhe wie die Berufsrichter, betonte die Landgerichtspräsidentin Sybille Dworazik in ihrer Begrüßungsrede. „Sie urteilen mit über Schuld und Unschuld eines Angeklagten“, sagte Dworazik, die auch darauf hinwies, wie wichtig Schöffen für ein demokratisches Rechtswesen seien. Dworazik erinnerte die Frauen und Männer aber auch an ihre Pflichten, zu denen unter anderem Sachlichkeit, Verschwiegenheit und der Wille zur Wahrheitsfindung gehören: „Ihnen muss bewusst sein, dass Sie in der dritten Gewalt (der, neben Parlament und Regierung, dritte Teil der Staatsgewalt) angekommen sind.“ Schöffen seien unmittelbare Teilnehmer des Volkes an der Rechtsprechung, so die Präsidentin.

In der rund zweistündigen Veranstaltung erhielten die zukünftigen ehrenamtlichen Richter einen filmischen Einblick in das Amt des Schöffen und wurden in Kurzvorträgen über Gerichtsorganisation und Gerichtsaufbau sowie über den Gang der Hauptverhandlung und über ihre Aufgaben und Pflichten informiert.

 

Helmut Drieger (61), Diplom-Informatiker, Pfünz

Ich bin Schöffe am Landgericht Ingolstadt bereits in der zweiten Periode. Das heißt, ich war es die letzten fünf Jahre als Hilfsschöffe und bin nun die nächsten fünf Jahre Hauptschöffe. Vorgeschlagen für dieses Ehrenamt wurde ich von der Gemeinde, in der ich wohne. Dann gibt es ein Beurteilungsverfahren, bevor man als Schöffe berufen wird. Einer meiner ersten Prozesse vor der Großen Strafkammer war gleichzeitig auch einer der spektakulärsten. Es ging um einen Mordfall in Pfaffenhofen, an dem drei Jugendliche aus München beteiligt waren. Als Schöffe kommt man relativ unvorbereitet in einen Fall. Man ist dann mit seinem gesunden Menschenverstand bei der Verhandlung dabei. Das kann schon auch anstrengend sein. Die Urteilsfindung war, durch die Beratungsrunden mit den hauptamtlichen Richtern, aber eigentlich nie belastend für mich. Als Hilfsschöffe hatte ich pro Jahr ungefähr drei Verhandlungen. Als Hauptschöffe, so meine Schätzung, werde ich wohl ein Mal pro Monat eingesetzt sein.

 

Kloty Schmöller, Geschäftsführerin des MTV Ingolstadt

Ich war schon zwei Perioden lang als Schöffin im Amtsgericht Ingolstadt eingesetzt. Jetzt das erste Mal am Landgericht Ingolstadt. Ich hatte viele Einsätze im Jugendgericht. Manchmal geht man schon mit einem etwas komischen Gefühl aus den Verhandlungen. Gerade, wenn es um schwerere Fälle geht. Weil man ja nicht weiß, wie die Emotionen bei den Betroffenen sind. Beispielsweise bei einer Jugendlichen, die das zweite Mal verurteilt wurde. Sie hatte irgendwie überhaupt nicht realisiert, dass sie etwas angestellt hatte, das eine Strafe nach sich zog. Sie hatte das gar nicht eingesehen. Für meine Zeit als Schöffin am Landgericht habe ich schon eine ganze Liste mit Terminen bekommen. Mein Blick auf die Justiz ist auch ein anderer geworden, weil man sich doch mit den Sachen intensiver auseinandersetzt. Man ist ja befasst mit einem Fall und sieht nicht nur das, was in der Zeitung steht oder einem andere erzählen.

 

Hubert Brandl (65), selbstständiger Patententwickler, Pfaffenhofen

Ich gehe jetzt in meine zweite Amtsperiode als ehrenamtlicher Schöffe am Landgericht Ingolstadt. Ich bin mit Vorsicht an diese Funktion herangegangen, kenne mich aber aus geschäftlicher Sicht, über lange Jahre als Prokurist, mit Gerichtsverfahren schon einigermaßen aus. Damals im Zivilbereich, und jetzt eben auch im Strafkammerbereich. Man findet sich aber sehr schnell ein, und ich habe das Gefühl, dass ich hier am Gericht ein geschätzter Schöffe bin. Einer der spektakulärsten Fälle, die ich als Schöffe begleitet habe, war der, des in der Psychiatrie einsitzenden Straftäters, der anschließend im letzten Jahr im Ingolstädter Rathaus die Geiselnahme durchgeführt hat. Meine Termine für das ganze Jahr sind bereits fest. Der erste ist schon am Donnerstag. Wie lange sich die einzelnen Termine dann aber zeitlich ausdehnen, sprich auf wie viele Verhandlungstage, das ergibt sich dann erst aus der Prozessführung. Meine Sicht auf die Justiz hat sich durch das Ehrenamt eigentlich nicht geändert. Ich habe es so erwartet, wie es ist.