Ingolstadt
Im Laufschritt zum Kindergarten

Alleinerziehende Mütter und Väter diskutieren mit Unternehmern über Jobchancen

26.01.2013 | Stand 03.12.2020, 0:34 Uhr

Ingolstadt (DK) Für berufstätige alleinerziehende Mütter und Väter ist es jeden Tag eine Herausforderung, Kinderbetreuung und Beruf zu koordinieren. Noch schwieriger ist es, überhaupt Arbeit zu finden. Am Freitag haben sie sich im Alten Rathaus mit Unternehmern zu einer Podiumsdiskussion getroffen.

Eigentlich müsste man schon längst am Kindergarten sein. Doch wie so oft ist etwas dazwischen gekommen: Der Chef wollte ein Gespräch, ein Kunde hatte einen Extrawunsch oder ein Kollege brauchte noch kurz Hilfe. Jetzt heißt es: Durch die Stadt hetzen, ungeduldig auf der Autobahn im Stau stehen oder jenseits des Tempolimits über die Straßen jagen. Immer mit dem Gedanken im Kopf, dass die Kinder seit Minuten vor dem geschlossenen Kindergarten stehen.

Bei der „Unternehmer-Brot-ZEIT“ diskutierten am Freitag Unternehmer und Erzieher, wie die Lebens- und Arbeitsbedingungen für die 2800 alleinerziehenden Ingolstädter verbessert werden können. „Wir möchten eine Brücke zwischen den Erziehern und den Unternehmen bauen“, sagte Barbara Deimel vom „Netz für Ingolstädter Alleinerziehende“ (Nina), das das Treffen zusammen mit dem Jobcenter organisiert hatte.

Claudia Döhrmann war OP-Fachschwester in einem Krankenhaus. Dass ein Notfall die Pläne durchkreuzt, hat sie sehr oft erlebt. Dass dann „zwei heulende Kinder vorm Kindergarten standen und warten mussten“, bis sie nach Hause kam, auch. „Ich war jahrelang mit schlechtem Gewissen unterwegs“, erzählte Döhrmann.

Von den 2800 Alleinerziehenden in Ingolstadt erhalten 780 finanzielle Unterstützung des Jobcenters, erklärte dessen Geschäftsführer Isfried Fischer. 42 Prozent davon seien erwerbstätig. „Daran sieht man, dass der Arbeitsmarkt durchaus Chancen bietet“, sagte Fischer.

Meist seien auch nicht die Arbeitgeber das größte Hindernis alleinerziehender Mütter und Väter, sondern die fehlende Solidarität der Kollegen. „Die Mütter und Väter werden ausgegrenzt, weil sie weniger flexibel sind“, sagte Döhrmann. Frank Wendler, Geschäftsführer des Edeka-Markts in der Theresienstraße, setzt deshalb darauf, in seinem Unternehmen den Familiensinn zu entwickeln, damit sich die Mitarbeiter aufeinander zubewegen. Alleinerziehende Mütter und Väter hätten sogar große Vorteile: „Ich stelle sie lieber ein, denn sie sind viel stressresistenter“, sagte Barbara Schabmüller von der gleichnamigen Steuerkanzlei.

Mütter und Väter, die dennoch keine Arbeit finden, erhalten im Jobcenter Unterstützung. „Wir helfen zum Beispiel auch mit Umschulungen oder Praktika“, erklärte Fischer. Um Betreuungsmöglichkeiten kümmert sich die Stadt – mit Erfolg, wie Oberbürgermeister Alfred Lehmann (CSU) betonte: Seit Jahren gebe es in Ingolstadt eine hundertprozentige Abdeckung mit Kindergartenplätzen. Und noch in diesem Jahr sollen für 40 Prozent der Kinder unter drei Jahren Krippenplätze geschaffen werden, versprach der OB.