Im Ersatzgelände stören Fichten

19.08.2008 | Stand 03.12.2020, 5:40 Uhr

Fichten wie im Hintergrund am Manterinbach gibt es in großer Zahl auf Gemeinde- und Privatgrund in Lenting. Den Schimmel auf seiner Koppel stören sie nicht. Seine Haube ist durchsichtig und schützt ihn gegen Fliegen. - Foto: Greis

Lenting (DK) Die scheinbare Routineangelegenheit der Ausweisung einer relativ kleinen Fläche als Holzlagerplatz löste eine zunächst skurril anmutende Geschichte aus: Wegen deren Umwidmung als Nutzfläche drohen den Nadelbäumen auf dem kilometerweit entfernten Ersatzgelände Axt und Säge.

Das so genannte Ökokonto einer Gemeinde muss nämlich stimmen. Es erfasst den ungenutzten, der Natur belassenen Freiraum der Gemeindefläche. Dieser Natur soll aber möglichst wenig weggenommen werden. Deshalb muss für die Herausnahme einer Fläche als Holzlagerplatz eine Ausgleichsfläche ausgewiesen werden. So will es Vater Staat und folglich die Untere Naturschutzbehörde.

Die Behörde verlangte somit die Benennung einer Ersatzfläche. Erst ein wenig verwundert und ratlos, kam die Gemeindeverwaltung schließlich auf ein ziemlich naturbelassenes Gebiet um den kleinen Weiher an der Kriegsstraße im Westen Lentings, durch das der Manterinbach fließt. Es wurde als Ersatzfläche abgehakt und registriert.

Allerdings war damit noch eine Bedingung verknüpft. Der Baumbestand, vor vielen Jahren eingesetzt und sich selbst oder besser gesagt der Natur überlassen, ist verwildert. Aber das sei doch schön, sagen Naturfreunde. Er hat jedoch – sein Mangel – unter dem Laubbestand gut zwei Dutzend Fichten, und diese hätten dort nichts verloren, seien "artfremd" in dieser Bachaue. Sie müssten also umgesägt werden, sagt die amtliche Aufsicht.

"Unfassbar", sagen aktive Männer und Frauen wie Traudl Haury vom Bund Naturschutz. "Die haben doch nicht alle Tassen im Schrank", war auch zu hören, oder: artfremd seien da wohl eher die Fachleute.

Obwohl, so ein ausgewiesener Lentinger Naturfreund, der amtlich auferlegte Einschnitt letztlich nicht viel schaden könne, habe andererseits der unbehinderte Wildwuchs in dieser Flurecke einen gewissen Reiz – auch mit den so genannten artfremden Bäumen. Auch einer wie Dieter David vom Landesbund für Vogelschutz hat da seine Zweifel. Er will zwar Fichten am Bach "nicht verteufeln", aber sie seien dort halt nicht wachstypisch und auch für gewisse Vogelarten nicht unbedingt förderlich.

Weitere solcher "Fremdlinge" stehen allerdings bachabwärts zu Dutzenden auf Gemeinde- und Privatgrund. Wann die Holzaktion an der Kriegsstraße beginnen soll, steht noch nicht fest.