Ingolstadt
Im Dutzend zu spät

Trotz neuer Buslinien schaffen es Mittelschüler nicht rechtzeitig in den Unterricht

27.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:37 Uhr

Seit diesem Schuljahr gehen die Mittelschüler aus dem Südosten mit auf die Asam-Mittelschule im Schulzentrum Südwest an der Maximilianstraße. Doch die Busanbindung hakt noch etwas - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Im Schulzentrum Südwest in Ingolstadt sorgt die Busanbindung für Ärger bei den Eltern und der Schulleitung der Asam-Mittelschule. Regelmäßig kommen ganze Busladungen mit Schülern aus dem Südosten zu spät in den Unterricht, weil die Busse den engen Linientakt nicht halten können.

Der Anruf im Schulsekretariat liefert eine eindeutige Reaktion. Ein kurzes Lachen und dann der Satz: „Die Busse? Das ist ein heißes Thema!“ Hier in der Herzkammer der Asam-Mittelschule bekommen es die Sekretärinnen tagtäglich mit: 30, 40, 50 Kinder laufen gegen 8 Uhr in der Früh ein und geben wie im Kanon die Mitteilung ab: Sie sind erneut zu spät für den Unterricht. „Der Bus wieder!“

Als hätte er nicht schon genug Baustellen in dem neu bezogenen Schulhaus, kann Rektor Anton Jungwirth ein Lied von der Busmisere singen, die sich mit dem Beginn des Schuljahrs eingestellt hat. Seit diesem Zeitpunkt kommen mehr als 220 Schüler, die bisher die inzwischen geschlossene Mittelschule an der Stollstraße im Südosten besuchten, zu ihm in die Ochsenschlacht in den Südwesten der Stadt. Gerade sie sind es, die zu spät eintreffen.

Dabei sind zwei Sonderlinien eingerichtet worden, der 20er und der 30er, die vor 8 Uhr direkt die Ochsenschlacht ansteuern. „Wir haben aber das Problem“, erklärt Jungwirth, „dass die Busse laufend verspätet von der Bushaltestelle abfahren.“ Sie setzen, so hat er erfahren, wegen der Verkehrssituation und der gesamten Taktung des Liniennetzes zu spät an den Startpunkten ein. Die verlorene Zeit lasse sich auf dem Weg nicht mehr hereinholen. Der Rektor telefoniert täglich mit dem Einsatzleiter der INVG. Jungwirth weiß deshalb: „Die INVG und das Schulverwaltungsamt tun, was sie können. Da ist ja keine Böswilligkeit dabei. Und die Busfahrer können am allerwenigsten etwas für die Situation.“

INVG-Geschäftsführer Robert Frank versichert die großen Bemühungen des Busunternehmens: „Der Schülerverkehr hat bei uns mit dem Pendlerverkehr oberste Priorität.“ Er erklärt die Schwierigkeiten, vor denen die Verkehrsgesellschaft stand. „Durch die Verlegung der Schule an der Stollstraße mussten für die Kinder neue Bedienkonzepte erfolgen.“ Das sei ein sehr anspruchsvolles Unterfangen bei dem engen Liniennetz, das bereits bestehe.

Es werden inzwischen auch größere Busse eingesetzt, damit alle Kinder sicher transportiert werden können. „Wir sind bemüht, so schnell wie möglich die bestmöglichen Buslinien zu gestalten“, sagt Frank.

Für die Schüler, Lehrer und die Eltern ist die aktuelle Situation dennoch mehrfach ärgerlich. Die Schüler sind unter Druck, weil sie ständig zu spät kommen. Die Lehrer müssen manchmal vor halb leeren Klassen in den Tag starten. Und die Eltern sind sauer, weil viele von ihnen Buskarten für 180 Euro gekauft haben. „Nicht alle bekommen das Ticket gestellt“, berichtet Schulleiter Jungwirth.

Die Familie Schmidtner aus Kothau ist so ein Fall. Sie hat ihr Leid mehrfach der INVG beziehungsweise dem Rektor geklagt. Der Schulbus der Linie 20 soll planmäßig bei ihnen an der Buchnerstraße um 7.31 Uhr abfahren, komme aber „meist erst um 7.35 Uhr“, berichtet Roland Schmidtner. An einem Tag sogar erst um 7.38 Uhr. Was nach einer nur kleinen Verspätung klingt, hat große Folgen: Die Kinder kommen einfach zu spät. Die Asam-Mittelschule startet um 7.55 Uhr den Unterricht. „Mittlerweile haben wir Eltern, die ihre Kinder extra schon um 6.45 Uhr in einen Bus setzen, wo sie am Brückenkopf umsteigen müssen, damit sie pünktlich zur Schule kommen“, berichtet Schmidtner. Die Kinder würden dann 30 Minuten vor der Schule warten müssen. „Hauptsache, sie sind pünktlich zum Schulbeginn anwesend“, sagt der Vater.

Doch nicht nur wegen der Situation in der Früh gibt es Verstimmung. Auch nach der Schule holpere es: „Ebenso haben wir das Problem, dass nun schon zum zweiten Mal der Bus, der um 13.06 Uhr nach Hause abfahren sollte, gar nicht da war“, berichtet der Vater. „Wir mussten die Kinder selbst abholen von der Schule.“ Wofür dann die 180 Euro? Das fragt er sich. Auch Rektor Jungwirth ist das zu Ohren gekommen. „Die Kinder stehen mittags dann ja noch vor der Schule und sind ratlos.“

Der Schulleiter kann sogar noch eine dritte Situation nennen, bei der der Bustransport bisher hakt: Alle 32 Schulklassen müssen zum Sportunterricht in die Paul-Wegmann-Halle nach Ringsee gefahren werden. Weil die Sporthalle im Schulzentrum Südwest von Apian-Gymnasium und Fronhofer-Realschule vormittags komplett belegt sei und das Hallenbad Südwest wegen der Sanierung geschlossen ist, sei das nötig. Doch es klappe mit der neuen Taktung nicht immer. „Der Busfahrer muss zum Beispiel um Punkt 8 Uhr fahren, weil er sonst den nachfolgenden Linieneinsatz nicht mehr schafft“, beschreibt Jungwirth das Dilemma. „Dann kommen die Schüler, die mit einem anderen Bus zu spät dran sind, gar nicht mehr mit.“ Es habe sogar einen Fall gegeben, bei dem eine ganze Klasse „nur mehr die Rücklichter des Busses gesehen hat“, berichtet Jungwirth. Bei allem Verständnis für die Startprobleme zum Schulbeginn sagt er: „Wir müssen das in den Griff bekommen!“