Eichstätt/Kipfenberg
Im Blührausch

Die extrem ausfallende Fichtenblüte macht die Welt gelb - Regen wäre dringend nötig

03.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:06 Uhr
Hermann Redl
Die Fichten sind im "Blührausch" . Deren Pollen sind es vor allem, die für den gelben Staub sorgen, der durch die Lande weht und alles zudeckt. Die Periode dürfte noch etwa eine Woche anhalten.. −Foto: Chloupek

Eichstätt/Kipfenberg (EK) Überall ist er derzeit festzustellen: der gelbe Staub. Dick liegt er auf Fensterbrettern, Autos, Tischen im Freien, auf den Straßen oder auf Flüssen und Seen. "Der Wald ist im Blührausch", sagt Walter Erl, Leiter des Forstbetriebs Kipfenberg. "Vor allem die Fichte blüht extrem." Das ist nicht nur unübersehbar, sondern vor allem für Allergiker ein Problem.

Blühende Landschaften - ein Begriff, der für Wachstum und Wohlstand, für Gesundheit und Natur verwendet wird, Doch derzeit stellen die Blühexzesse des Waldes (nicht nur die Fichten, sondern auch alle anderen Baumarten sind geradezu explodiert) eine Gefahr dar. Die Wälder werden durch die extreme und anhaltende Trockenheit geschwächt, gleichzeitig blühen die Bäume richtiggehend auf. Das, so sagt Forstexperte Erl, "schwächt die Bestände extrem".

Zudem ist der Borkenkäfer bereits seit zwei Wochen wieder aktiv, habe schon die zur Abfuhr bereitliegenden Bestände befallen und werde in Kürze wohl auch auf das gesunde, noch stehende Holz übergreifen, befürchtet Erl. In den vom Forstbetrieb aufgestellten Fallen jedenfalls seien jetzt schon tausende Exemplare gezählt worden. "Wenn das Wetter so trocken bleibt, kommt eine Borkenkäferkatastrophe auf uns zu", prophezeit Erl.

Dies sieht auch der Vorsitzende der Forstbetriebsgemeinschaft Eichstätt (FBGE), Johann Stadler, mit wachsender Sorge. In den von der FBGE im Wald errichteten Fallen seien ebenfalls tausende Borkenkäfer gezählt worden. "Die gehen jetzt auf die gesunden Bäume über, bohren sich in die Rinde und dann beginnt das große Schwärmen", weiß Stadler.

Er wie auch Erl appellieren deshalb eindringlich an alle Waldbesitzer, jetzt bereits die Bestände engmaschig zu kontrollieren und entschlossen zu handeln. Das heißt: "Alles muss raus aus dem Wald. Das betrifft sowohl die schon geschlagenen Hölzer als auch die noch stehenden Bäume, sobald sie Käferbefall aufweisen." Für Johann Stadler ist die enorme Fichtenblüte, die in der Regel in einem Zyklus von vier bis fünf Jahren auftritt, in der jüngsten Vergangenheit aber wiederholt registriert worden war, ein "deutliches Zeichen für den Klimawandel. Es geht eindeutig hin zu immer mehr und längeren Trockenperioden, mit denen unser Wald nur ganz schwer zurecht kommt", sagt der Waldbauer. Stadler: "Wer jetzt den Klimawandel noch leugnet, dem kann nicht mehr geholfen werden."

"Die ganze Natur schreit nach Wasser", erklärt Josef Kroll, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes im Landkreis Eichstätt. Der praktizierende Landwirt befürchtet angesichts der längeren Frostperiode und dem dann rasch erfolgten Temperaturwechsel mit einem "Hochschießen der Pflanzen" Einbußen beim Ertrag. Und das ziehe sich durch alle Bestände und Anbausorten hindurch; vom Getreide über Raps und Mais bis hin zu Kartoffeln.

Zwar, so Kroll, könne sich die Natur immer wieder erholen, doch angesichts der seit Wochen anhaltenden Trockenheit sei davon auszugehen, dass dies Auswirkungen auf die Ernte haben werde. "Wir bräuchten dringend Regen", sagt Landwirt Josef Kroll.
 

"Haare erst am Abend waschen"

Geplagt mit dem vielen Blütenstaub sind auch viele Allergiker, wie aus den Hausarztpraxen zu erfahren ist. "Wir haben vermehrt Patienten, die uns wegen allergischer Beschwerden aufsuchen. " Zwar sei der Frühling immer eine problematische Zeit, aber heuer träten die Beschwerden verstärkt auf, sagt der Allgemeinmediziner Florian Weinhofer. Auch neue Patienten kämen wegen allergischer Beschwerden dazu.

Die typischen Symptome: Die Augen tränen und jucken, die Nase läuft und das Atmen fällt schwerer. Weinhofer wie auch seine Kollegin Margarethe Bauer raten zur Verwendung von Augen- und Nasentropfen, damit die allergische Reaktion nicht zu Entzündungen führt. "Die Betroffenen sollten die Beschwerden unbedingt behandeln, bevor es zu Verschlimmerungen kommt", sagt Weinhofer.

Weiter empfehlen er und Bauer, die Haare erst am Abend zu waschen oder die Fenster tagsüber geschlossen zu halten. Auch sportliche Betätigungen im Freien sollten zurückhaltend ausgeübt werden. Viele Betroffene verhielten sich richtig und suchten den Weg in die Apotheke. Dort, so bestätigt die Gabrieli-Apotheke, würden vermehrt Medikamente gegen allergische Beschwerden nachgefragt.

Hermann Redl