Ingolstadt
IG Metall nimmt Kurs aufs Güterverkehrszentrum

Ein neuer Gewerkschaftssekretär soll dort die Mitbestimmung stärken und den Kollegen beistehen

20.11.2011 | Stand 03.12.2020, 2:09 Uhr

Mission Mitgliederwerbung: Christian Daiker (r.) soll für die IG Metall im GVZ Boden gut machen. Das Logistikzentrum müsse nun „endlich ein normaler Industriepark werden“, fordert Johann Horn (l.). - Foto: Silvester

Ingolstadt (DK) Christian Daiker kommt nicht alleine. Hinter dem neuen Sekretär der Ingolstädter IG Metall stehen 42 000 Mitglieder. Darauf weist er bei seinen Besuchen im Güterverkehrszentrum (GVZ) gerne dezent hin, denn Daikers Mission bedarf starker Rückendeckung: Nur wenige der knapp 4000 Beschäftigten im GVZ gehören einer Gewerkschaft an, sehr viele Firmen haben keinen Betriebsrat.

Unübersichtliche Konstellationen mit diversen Sub- und Sub-Subunternehmern gestalten das Terrain nicht einfacher. Hier also soll Daiker jetzt für die IG Metall an Boden gewinnen.

Der 35-Jährige kommt von der IG Bergbau, Chemie, Energie. Er wurde eigens für die Aufbauarbeit im GVZ geholt. „Ich weiß, dass es eine umfangreiche Aufgabe ist, dort Mitbestimmungsstrukturen zu entwickeln, aber das macht auch den Reiz aus“, erzählte er, nachdem er bei der Delegiertenversammlung der IG Metall am Samstag vorgestellt worden war.

Daiker will auf mehreren Wegen an alle nichtorganisierten Kollegen herantreten: über eine eigene Internetseite, an der Seite der raren IG-Metall-Vertreter, die es im GVZ schon gibt, und natürlich persönlich mit Besuchen und Sprechstunden. „Es ist mein Ziel, durch starke Präsenz als Ansprechpartner wahrgenommen zu werden.“

Johann Horn, der erste Bevollmächtigte der IG Metall, erklärte die Strategie: „Das GVZ arbeitet wie ein einziger, großer Betrieb für Audi. Und daher betrachten auch wir es als einen Betrieb. Wir folgen dem Grundsatz: ein Betrieb – eine Gewerkschaft!“ Das Logistikzentrum müsse endlich „ein ganz normaler Industriepark werden“, forderte Horn, „so wie wir sie kennen und wie es sich gehört!“ Er ist zuversichtlich, dass die Werbetour im GVZ die Zahl der Mitglieder – mit über 42 000 eh auf Rekordniveau – steigern wird. Schließlich sei diese Stärke ein gutes Argument, finden die Gewerkschafter.

Die Metaller beflügelt zudem ein beruhigender Kassenstand, worauf Horn sehr gern hinwies. Im vergangenen Jahr wuchs das Plus um rund 300 000 Euro. Die IG Metall gehe also gut gerüstet die kommenden Ziele an.

Das hörten auch die Gäste aus Mittelfranken gerne. Die Delegierten der Schwabacher IG Metall – Kooperationspartner der Ingolstädter – nahmen an der Versammlung teil, die wegen des Platzbedarfs im Saal des TSV Nord stattfand. Hier stimmten sie sich gemeinsam auf die Aufgaben des nächsten Jahres ein, allem voran: diverse Tarifrunden sowie der Kampf gegen den Missbrauch der Leiharbeit.

Das Thema erfahre seit dem neusten Schwenk der Union zum Mindestlohn viel Aufmerksamkeit, erzählte Bartl Pfisterer vom IGM-Bezirksverband. „Es gibt heute mehr Leiharbeiter als vor der Krise 2008/2009! Es ist klar, wohin die Reise gehen soll.“ Jedoch nicht mit der IG Metall. „Es wird keine zweite Lohnlinie geben! Die Billiganbieter dürfen nicht das große Geschäft machen.“ Daher fordert er: „Klare Kriterien für Leiharbeitsfirmen nach dem Grundsatz ,Gleiches Geld für gleiche Arbeit’!“