Langenmosen
"Ich werde singen, so lange ich kann"

Mathilde Ahle ist seit 32 Jahren Mitglied im Langenmosener Frauenchor bei den Kastelruther Spatzen dreht sie richtig auf

29.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:37 Uhr

Damals und heute: Seit 32 Jahren singt Mathilde Ahle (oben, l.) im Langenmosener Frauenchor. In den 70ern war sie (unten 2. v.l.) mit ihren Schwestern als Dreigesang unterwegs. - Fotos: privat

Langenmosen (SZ) Wer Mathilde Ahle zuhört, wie sie vom Singen spricht, bekommt sofort Lust, es auch auszuprobieren. "Das Singen ist so vieles für mich. Es gibt mir Kraft, entspannt mich und gibt mir so viel zurück." Sie sagt es mit belegter Stimme. Man merkt es sofort, ihre Stimme ist für die Bürgermeisterin der Gemeinde Langenmosen mehr als nur ein Mittel zur Verständigung. "Ich kann das nicht in Worte fassen", sagt sie, überlegt kurz und fügt bedächtig hinzu: "Ich glaube, Musik war mein Leben."

Dieses "war" muss man allerdings erklären, schließlich spielt die Musik auch heute noch eine wichtige Rolle im Leben der 58-Jährigen. Jedoch anders. Früher, als Ahle noch ein Kind war, gehörte das Singen schon zu ihrem Alltag. Es versüßte ihr sozusagen die Arbeit. "Ich komme aus der Grabmühle, wir waren daheim vier Mädchen und hatten einen Hof. Mitzuhelfen war ganz normal." Und während der Arbeit wurden Volkslieder gesungen. "Das hat die Arbeit enorm erleichtert", sagt Ahle. Gleichzeitig ist sie mit zwei ihrer Schwestern durchgestartet. "Wir waren die Grabmühler Dirndl", erinnert sich die Bürgermeisterin. Als Dreigesang traten sie Anfang der 70er-Jahre auf sämtlichen Festeln in der Umgebung auf. "Unser Vater war richtig stolz auf uns", sagt auch sie ganz stolz.

Gleichzeitig ist sie seit der siebten Klasse Mitglied im Langenmosener Kirchenchor. Bis heute. "1984 hat sich daraus der Frauenchor entwickelt - und da bin ich jetzt schon seit 32 Jahren dabei", sagt sie strahlend. Und wenn Mathilde Ahle einmal nicht selbst sang, so war sie doch immer von Musik begleitet. "Daheim haben meine Schwester und ich Schlager gehört. ,Deine Spuren im Sand' von Howard Carpendale zum Beispiel", erzählt sie amüsiert. Aber auch Uschi Glas und Roy Black fanden den Weg ins Ahl'sche Jugendzimmer. So richtig erobert hat ihr Herz aber ein anderer Mann: Jakob Ahle vom Nachbarhof der Familie.

Nach der Hochzeit der beiden im Jahr 1977 kam schon bald das erste von vier Kindern. Mit dem Hof zu Hause, den Kindern und ihren vielen Ehrenämtern, zum Beispiel als Kreis- und Ortsbäuerin, hatte Mathilde Ahle viel zu tun. Die wöchentliche Chorprobe aber ließ sie nie sausen. "Das war mir immer wichtig", betont sie. Und das ist es noch bis heute, auch wenn Mathilde Ahles Tage als Bürgermeisterin meist vollgepackt und stressig sind. "Das brauche ich dann einfach. Und ich freue mich jede Woche auf die Chorprobe am Mittwochabend. Ich werde singen und dabei sein, so lange ich kann."

Denn der Chor bedeutet nicht nur singen, der Chor bedeutet auch Freundschaft. Von 28 Frauen sind rund zwei Drittel wie Mathilde Ahle von Anfang an dabei. Das verbindet. "Bei uns ist so eine Selbstverständlichkeit drin, die ich richtig genieße", schwärmt sie. Da müsse man keinen lange bitten, sich für einen Auftritt Zeit zu nehmen.

Apropos Auftritte: Auch Ahles Dreigesang gibt es nach einer 15-jährigen Pause wieder, allerdings nicht mehr in der ursprünglichen Besetzung - zwar zu dritt, singt nun nur mehr eine ihrer Schwestern mit - und auch nicht mehr als Grabmühler Dirndl, sondern als Grabmühler Sängerinnen.

Und was macht Mathilde Ahle, wenn sie doch einmal keinen Termin oder Auftritt hat? Na klar, sie hört Musik. Privat habe sich ihr Musikgeschmack allerdings entwickelt, wie sie sagt. Freilich dürfe es schon auch mal der ein oder andere Schlager sein, oder die Volksmusikfeste im Fernsehen. "Aber mittlerweile höre ich auch gerne klassische Musik oder lege mich aufs Sofa und lausche Naturklängen, das ist ein echter Genuss", verrät sie. Schon auch deshalb wäre ein Leben in der Stadt für Mathilde Ahle wahrscheinlich nichts. "Haben Sie schon mal zugehört, wie die Natur runterfährt am Abend", fragt sie. "Es ist fantastisch!", sagt sie und lacht. "Ich schätze, wenn man älter wird, sucht man in der Musik den Erholungsmoment." Auch deshalb sei "dieses Techno" nicht das Ihre. "Zu viel Bass, zu laut, zu schnell", sagt sie. Und verrät: "Wenn ich mal so richtig aufdrehen will, dann leg ich die Kastelruther Spatzen ein."