"Ich schlüpfe gern in eine andere Rolle"

11.04.2007 | Stand 03.12.2020, 6:51 Uhr

Hilpoltstein (rom ) Vom Münchner Stadtteil Hasenbergl an die Spitze der deutschen Comedy-Szene: Willy Astor hat eine beeindruckende Karriere hingelegt. Der 45-jährige Musiker, Kabarettist und Comedian hat sich mit seinen Wortspielen ganz nach oben gereimt. Am 19. April kommt der Sprachakrobatiker mit seinem "aktuellen Wortstudio" nach Hilpoltstein. Eine Woche v or seinem Konzert in der Stadthalle sprach Willy Asto r mit unserem Mitarbeiter Roland Münch.

Herr Astor, wie schaffen Sie es, Woche für Woche Tausende Zuhörer an den Radiogeräten mit Ihrem "aktuellen Wortstudio" zu begeistern?

Willy Astor: Dafür gibt es kein Erfolgsrezept. Ich muss zugeben, dass ich sehr gern mit Wörtern spiele. Wenn ich an einem neuen "Wortstudio" arbeite, zerschnipsle ich Wörter und setze sie wieder neu zusammen. Dabei komme ich mir schon vor wie ein Wortpsychiater. Ein einzelnes Wort ist wie eine Sucht.

Woher nehmen Sie die Ideen für "Das aktuelle Wortstudio"?

Astor: Ich lese sehr viel und sehr gern in Büchern und mache mir dabei Notizen . Aber auch beim Telefonieren kritzele ich ständig etwas aufs Papier. Ich lass’ mich von einem Wort inspirieren.

Haben Sie nach über 20 Jahre im Comedy-Geschäft überhaupt noch den nötigen Antrieb?

Astor: Man muss sehr diszipliniert arbeiten. Dass heißt jetzt nicht, dass ich manchmal ein Kreativitätsverweigerer bin. Aber nebenbei bin ich auch noch Mensch. Und der Mensch ist halt auch ein Faultier. Oft quäle ich mich tagelang, um eine Folge zu schreiben – ein anderes Mal geht es wie aus einem Guss . Das hängt von der Tagesform ab.

Haben Sie sich schon für Ihren Auftritt in Hilpoltstein vorbereitet? Ma chen Sie das bei ihrer Routine überhaupt noch?

Astor: Ich versuche bei jedem Auftritt auf verschiedene Dinge einzugehen. Bei der Anreise zu einem Veranstaltungsort bereite ich mich dann auf spezielle regionale Themen vor. Die Vorbereitungen für den Auftritt in Hilpoltstein müssen also noch warten. Leider habe ich den Hilpoltsteiner Kurier nicht abonniert . Ebenso begebe ich mich in den freien Fall – ich gehe ins Publikum hinein.

Sie sind jetzt vier Tage lang in Berlin in einer voll besetzten Halle aufgetreten. Die nächsten Stationen sind Neumarkt, Rothenburg o. d. Tauber und eben Hilpoltstein. Ist das nicht ein extremer Kontrast?

Astor: Ganz im Gegenteil. Ein gutes Programm ist auch in kleineren Hallen gern gesehen. Meine Herkunft ist die Kleinkunst, dass darf man nicht vergessen. Es ist ein Privileg in einer so großen Halle, in einer so großen Stadt zu spielen. Abgesehen davon: In Franken trete ich sowieso sehr gern auf.

Warum gerade in Franken?

Astor: Die Franken waren nach den Oberbayern die Ersten, die mich herzlich aufgenommen haben.

Themenwechsel: Mit Ihrer Gitarren-Band "Sound of Island" zeigen Sie sich von Ihrer gefühlvollen Seite. Lässt sich das mit Ihrem Leben als Comedian vereinbaren?

Astor: Ich schlüpfe gern in eine andere Rolle. Schon als Kind habe ich mich mal als Indianer, mal als Cowboy verkleidet. Für diese Begabung kann ich nichts, aber ich bin sehr dankbar dafür. Als veritabler Komponist habe ich schon sehr viele Fans gewonnen. Die Musik ist ein Kontrapunkt in meinem Leben.