"Ich habe ein Wunschrennen im Kopf"

Der Ingolstädter Triathlet Sebastian Mahr gilt beim Halbmarathon am Samstag als heißester Anwärter auf den Sieg. Die Lehren aus dem unglücklichen Rennen im Vorjahr und Tipps vom Sportpsychologen lassen den 30-Jährigen selbstwusst an den Start gehen. Die Favoritenrolle nimmt Mahr jedenfalls an.

03.05.2019 | Stand 02.12.2020, 14:03 Uhr
Startet mit klaren Ambitionen: Der Ingolstädter Sebastian Mahr hofft nach dem dritten Platz im Vorjahr am Samstag beim Ingolstädter Halbmarathon ganz vorne zu landen. −Foto: Rimmelspacher

Der Ingolstädter Triathlet Sebastian Mahr gilt beim Halbmarathon am Samstag als heißester Anwärter auf den Sieg. Die Lehren aus dem unglücklichen Rennen im Vorjahr und Tipps vom Sportpsychologen lassen den 30-Jährigen selbstwusst an den Start gehen. Die Favoritenrolle nimmt Mahr jedenfalls an.

Ingolstadt (DK) In diesem Jahr will es Sebastian Mahr wissen. Nach den Plätzen fünf und drei in den Vorjahren peilt der 30-Jährige am Samstag den Sieg beim Ingolstädter Halbmarathon (Start 17.30 Uhr, Konrad-Adenauer-Brücke) an. Dabei ist das Heimrennen für den Profi-Triathlet aus Ingolstadt, der immerhin schon auf diverse Ironman-Starts verweisen kann und in diesem Jahr noch die Qualifikation für Hawaii schaffen will, ein ganz besonderes. "Am Start werde ich wahrscheinlich nervöser sein, als beim Ironman in Barcelona", erzählt er mit einem Lächeln. Im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt er, warum gerade die Zusammenarbeit mit einem Sportpsychologen seine Vorbereitung auf das Rennen verändert hat.

Herr Mahr, aus dem Vorjahr dürften Sie mit dem Ingolstädter Halbmarathon noch eine Rechnung offen haben. Die Endzeit von 1:14,05 Stunden und Rang drei nannten Sie seinerzeit "nicht so dolle".
Sebastian Mahr: Es stimmt, die Zeit entsprach sicher nicht dem, was ich zu leisten im Stande war und bin. Meine Bestzeit liegt bei 1:11,47 Stunden, von daher war es schon enttäuschend. Unterm Strich war ich aber ganz froh, zumindest noch Platz drei gerettet zu haben.

Das hohe Anfangstempo und die Hitze hatten offenbar ihren Tribut gefordert.
Mahr: Aus meiner Sicht haben drei Aspekte eine Rolle gespielt: das Anfangstempo, die Hitze und der Fakt, dass ich unmittelbar davor im Trainingslager war. Es war klar, dass es ein Tanz auf der Rasierklinge werden würde, am Ende hat die Regenerationszeit vor dem Lauf dann eben nicht mehr ganz gereicht.

Sie sagen, Sie haben daraus gelernt. Außerdem wird es an diesem Samstag im Vergleich zum Vorjahr mindestens zehn Grad kühler sein. Erleben wir somit ein völlig anderes Rennen?
Mahr: Mit Sicherheit, aber wir müssen uns überraschen lassen. Es können ja kurzfristig auch noch weitere Starter hinzu kommen. Ich rechne da zum Beispiel noch mit Burka Kedir aus München (Vorjahres-Vierter, Anmerk. der Red.), der sich meist erst samstags anmeldet. Und dann muss bei den kühleren Temperaturen eben jeder zeigen, wie fit er wirklich ist.

Gehen Sie mit einer festen Taktik ins Rennen oder reagieren Sie im Lauf eher auf das, was passiert?
Mahr: Grundsätzlich bin ich schon lieber der aktive Part im Rennen. Aber es ist Sport, man muss auch während des Laufes natürlich immer Entscheidungen treffen. Ich arbeite seit dem vergangenen Jahr mit einem Sportpsychologen zusammen und habe mein Wunschrennen schon irgendwo im Kopf. Das gehe ich - mit Musik unterlegt - täglich zwei- bis dreimal durch. Durch die Visualisierung versuche ich die Chancen zu erhöhen, dass es am Ende dann auch tatsächlich so kommt. Denn, ja, ich möchte dieses Rennen gewinnen.

Mental keine einfache Situation für Sie, weil bei Ihrem Heimrennen nicht nur die sportliche Konkurrenz eine Rolle spielt.
Mahr: (lacht) Ja, ich werde am Start vermutlich nervöser sein, als beim Ironman in Barcelona, wo mich keiner kennt. Das ist hier dann schon etwas anderes. Organisator Roland Muck ist zum Beispiel mein Sponsor, sein Partner Roland Knoll mein Trainer - da ist schon eine sehr enge Verbindung. Hinzu kommt, dass ich für mein zweites Profijahr noch einige regionale Sponsoren hinzugewonnen habe und mich schon verpflichtet fühle, diese vor Ort auch gut zu repräsentieren.

Vorjahressieger Markus Stöhr hat Sie zum Favoriten erklärt. Nehmen Sie diese Rolle an?
Mahr: Bevor ich mit dem Sportpsychologen zusammengearbeitet habe, war das immer eines meiner Probleme, dass ich nicht wirklich selbstbewusst geäußert habe, was ich kann und was ich will. Da habe ich sicher eine Entwicklung durchgemacht und nehme so eine Rolle jetzt auch gerne an. Ich komme sicher nicht, um hier Vierter zu werden.

Sie waren bis Ostern noch in einem elftägigen Trainingslager in Italien. Inwieweit stand Laufen da für Sie nochmal im Fokus?
Mahr: Für uns Triathleten steht Laufen eigentlich nie speziell im Fokus. Das Trainingslager war sehr ausgeglichen und ich bin zum Beispiel so viel geschwommen, wie lange nicht mehr. In der mittleren Woche bin ich aber auch in Italien über 100 Kilometer gelaufen.

Wie passt der Halbmarathon in Ihren Saisonplan, auf welche Höhepunkte bereiten Sie sich vor?
Mahr: Eines ist klar: Egal, ob er jetzt hundertprozentig reinpasst oder nicht, der Ingolstädter Halbmarathon wird bei mir immer im Programm sein. Wenn ich durch meine Teilnahme solche Traditionsveranstaltungen unterstützen kann, leiste ich gerne meinen Beitrag. Der erste Höhepunkt wird dann Mitte Juli der Ironman in Vitoria-Gasteiz in Spanien sein, wo ich nach Möglichkeit schon eine Duftmarke setzen möchte. Der zweite soll der Ironman in Argentinien Anfang Dezember werden, bei dem ich die Qualifikation für Hawaii anstrebe.

Heißt, der Halbmarathon dient Ihnen eher als Vorbereitung, Ihre Bestzeit von 1:11,47 ist am Samstag also nicht in Gefahr?
Mahr: (lacht) Auf einen Platz lege ich mich fest, bei der Zeit aber lieber nicht. Dafür kann hinsichtlich des Wetters und dem Rennverlauf einfach zu viel passieren. Dass ich einen guten Lauf hinlegen will, ist klar. Unterm Strich geht es aber auch für mich als Profi in erster Linie darum, gesund ins Ziel zu kommen. Und wenn dann drei andere besser waren, muss ich das sportlich nehmen.

Das Gespräch führte
Norbert Roth.