Walting
Hündin "hütet" Zweitklässler

25.01.2010 | Stand 03.12.2020, 4:19 Uhr

Schulhündin Lisa ist bei den Waltinger Kindern sehr beliebt. - Foto: jbk

Walting (EK) Schon im Gang der Waltinger Grundschule steht es groß auf einem Plakat zu lesen: "Morgen ist Hundtag". Und tatsächlich, wer am Mittwoch das Klassenzimmer der zweiten Klasse betritt, wird mit freudigem Schwanzwedeln begrüßt: Schulhündin Lisa ist zu Besuch.

Lisas Frauchen und zugleich die Hauptinitiatorin des ungewöhnlichen Schulprojekts ist Cornelia Muskat, Grundschullehrerin und Vorsitzende des Tierschutzvereins in Eichstätt. Seit das Schuljahr im Herbst begonnen hat, bringt sie die Hündin jeden Mittwoch mit in den Unterricht.

Dort fühlt sich Lisa "pudelwohl": Während die Zweitklässler die Mathehausaufgaben korrigieren, streift sie um die Tische, schnuppert interessiert nach Pausenbrotdosen und lässt sich ab und zu den Kopf kraulen. Dabei ist sie ein Hütehund: Lisa gehört zu Rasse der "Australian Shepherd" und ist besonders kinderlieb und geduldig. Das ist bei 27 Schülern, die in den Zwischenpausen alle am liebsten gleichzeitig mit der Hündin kuscheln würden, auch dringend nötig.

Cornelia Muskat: "Lisa ist schon seit Jahren auf Wandertagen dabei, und die Kinder haben sich jedes Mal riesig darüber gefreut. Dank der totalen Unterstützung durch unsere neue Schulleiterin, Tanja Schorer-Dremel, konnte ich meine Idee mit dem Schulhund endlich verwirklichen." Die Schulleiterin ist ebenfalls begeistert: "Wir haben einfach gemerkt, was für eine wahnsinnig positive Ausstrahlung Lisa auf die Kinder hat, wie allein durch ihre Anwesenheit sofort eine freundliche Atmosphäre entsteht – fast ein wenig wie Psychohygiene. Die Gemeinde lässt uns da völlig freie Hand, und wir bekommen wir sogar Anfragen, wann die Lisa denn mal wieder zu Besuch kommt."

Auch von Seiten der Eltern sind mittlerweile alle Bedenken ausgeräumt: "Wir haben am Anfang des Schuljahres zuerst einen Elternabend veranstaltet und von unseren Plänen erzählt. Die einzige Befürchtung von Seiten der Eltern war, dass ihre Kinder vielleicht Angst vor dem Hund haben könnten." Davon ist nichts zu merken: Die Kinder scharen sich um Lisa, füttern sie mit Leckerlis und kraulen ihr das Fell. Wenn der Hündin der Andrang zu viel wird, greift Muskat gelegentlich ein: "Nicht so viele Kommandos auf einmal – Immer nur Einer, sonst weiß die Lisa gar nicht, wem von euch sie zuhören soll!"

Auch die kleine Isabel erzählt ganz begeistert: "Gestern im Sport, da war die Lisa auch da, da hat sie uns den Ball geholt und ist so richtig schnell gerannt!" Und ihre Mitschülerin Elisa meinst sogar: "Im Kindergarten sollte es auch Hunde geben, da sind doch ganz viele Kinder, die würden sich bestimmt auch freuen!"

Die Vorteile eines Vierbeiners im Unterricht sind sogar durch Forschungen bewiesen worden, wie Schulleiterin Schorer-Dremel erklärt: "Es gibt Untersuchungen die zeigen, dass in Klassen mit Tieren die Kinder viel weniger Stress-Symptome zeigen."

Und Muskat ergänzt: "Ein Hund kümmert sich auch um Außenseiter, um Kinder, die von der Klasse vielleicht nicht so viel Aufmerksamkeit bekommen, er hat keine Vorurteile. Die Kinder lernen auch Rücksichtnahme und den richtigen Umgang mit Tieren, das ist sehr wichtig."

Die Erfolge der "Hupäsch", so die offiziell Abkürzung für die Hundegestützte Schulpädagogik, sind mittlerweile allgemein anerkannt. Sie wird an fast 100 Schulen in Deutschland angewendet, und das Bayrische Kultusministerium bietet sogar spezielle Fortbildungskurse für Lehrkräfte an.

Und Lisa? Nach einem ganzen Unterrichtstag in der Waltinger Grundschule macht sie zu Hause immer ein Mittagsschläfchen, denn nach so viel Aufregung ist auch sie hundemüde!