Pfaffenhofen
Huckleberry Finn lässt grüßen

Lebendige Literatur: Davide Morosinotto las in Pfaffenhofen aus seinem Abenteuerroman "Die Mississippi-Bande"

19.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:46 Uhr
Gespannt hören die Schüler Autor Davide Morosinotto zu. −Foto: Foto: Schmeizl

Pfaffenhofen (DK) Wer den Worten von Davide Morosinotto lauscht, könnte meinen, er sitzt nicht in der Kreisbücherei in Pfaffenhofen, sondern taucht gerade in die abenteuerliche Welt von Huckleberry Finn und Tom Sawyer ein. Morosinottos Buch "Mississippi-Bande. Wie wir mit drei Dollar reich wurden" erinnert zwar an Mark Twains Klassiker, und doch ist alles ganz anders. Wobei: Wären Tom Sawyer und Huckleberry Finn der Mississippi-Bande aus Morosinottos Buch begegnet - sie hätten sich ganz bestimmt sofort der Gang angeschlossen.

 


An die beiden Lausbuben aus Mark Twains Büchern denken die Fünftklässer des Schyren-Gymnasiums wohl nicht, als sie der Lesung des italienischen Autors in der Kreisbücherei Pfaffenhofen zuhören. Morosinotto hat eine lange Reise hinter sich. Er ist extra aus Italien nach Pfaffenhofen gekommen, um im Rahmen des White Ravens Festival (siehe Kasten) den Kindern sein Buch "Mississippi-Bande" vorzustellen.

Morosinotto liest aber nicht selbst - dazu reichen seine Deutschkenntnisse nicht. Das erledigt Schauspieler Markus Campana für ihn, der den Kindern immer wieder spannende Passagen aus dem Roman vorträgt. Unterstützung bekommt der Autor zudem von der Übersetzerin und Mitorganisatorin des Festivals, Virginia Maiorino, die die Lesung interaktiv mitgestaltet.

Morosinottos Buch ist Abenteuerroman, Krimi und Reisereportage in einem. Es handelt von vier armen Kindern, die Anfang des 20. Jahrhunderts im amerikanischen Bundesstaat Louisiana leben. Beim Angeln ziehen sie eine alte Blechdose aus dem Wasser, in der drei Dollar stecken - für damalige Verhältnisse ein Batzen Geld. Die vier beschließen, sich einen Revolver aus dem Versandhauskatalog zu bestellen. Doch dann gibt es eine böse Überraschung: Statt einer Waffe bekommen die Kinder eine silberne Taschenuhr. Als ein Mann ihnen für die defekte Uhr unglaubliche 50 Dollar bietet, nimmt der Krimi rasant an Fahrt auf - plötzlich geht's um Mord und Intrigen. Die vier machen sich auf nach Chicago und erleben ein mörderisches Abenteuer. Der Vortrag kommt bei den jungen Zuhörern an. Das merkt sofort, wer die Schüler beobachtet. Sie sitzen gespannt auf ihren Plätzen und sind mucksmäuschen still. Viele von ihnen haben extra ihr eigenes Exemplar mitgebracht und lesen jede Zeile mit, um kein Wort zu verpassen.

Nach der Lesung dürfen die Mädchen und Buben dem Schriftsteller Fragen stellen. Einen Schüler interessiert, wie Morosinotto zum Schreiben gekommen ist. "Lesen war immer meine Leidenschaft. Irgendwann wollte ich auch selber schreiben und habe festgestellt, dass ich darin recht gut bin. Als ich in eurem Alter war, habe ich dann meine erste Erzählung verfasst und dafür sogar einen kleinen Preis gewonnen. Seitdem hat mich das Schreiben nie wieder losgelassen", erzählt der 38-Jährige. Mittlerweile hat er rund 40 Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht, für die er zahlreiche Preise erhalten hat.

Am Ende nimmt sich der Autor noch Zeit, um die Bücher der Kinder zu signieren. Auch Bücherei-Leiter Stephan Ligl stellt sich mit dem Exemplar der Bücherei in die lange Schlange. Das kommt jetzt wieder zurück ins Regal. Vielleicht sogar in die Nähe von Mark Twains Abenteuergeschichten mit Tom Saywer und Huckleberry Finn. Die beiden würden sich wohl freuen.
 

 

Xenia Schmeizl