Beilngries
Hotel Gallus wird Asylunterkunft

Gesundheitliche Probleme zwingen Familie zur Aufgabe des Betriebs – Schließung im Dezember

02.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:36 Uhr
Astrid und Siegfried Gallus schließen ihren Hotelbetrieb in Beilngries aus gesundheitlichen Gründen. - Foto: Archivfoto: Messner −Foto: Foto:

Beilngries (DK) Die Familie Gallus wird ihren bayernweit bekannten Hotel- und Restaurantbetrieb in Beilngries schließen. Siegfried Gallus nennt gesundheitliche Probleme als Grund für diese Entscheidung. Das Anwesen soll künftig zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden.

Seit Jahrzehnten ist das Hotel Gallus als eines der Aushängeschilder der Gästebewirtung im Naturpark Altmühltal bekannt. Damit wird im Dezember dieses Jahres Schluss sein, wie Siegfried Gallus und Ehefrau Astrid gestern im Gespräch mit unserer Zeitung bestätigten. Der Entschluss sei in den vergangenen Wochen gereift.

Als Grund für die Entscheidung nannte der frühere Präsident des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes gesundheitliche Probleme in der Familie. „Die Lage hat sich zugespitzt“, sagte er. Nach außen hin habe man zwar stets die Fassade gewahrt. Inzwischen sei man aber an einem Punkt angekommen, an dem es gesundheitlich nicht mehr weitergehe. Bei Gesprächen in der Familie habe man schließlich den Entschluss gefasst: „Wir schließen.“

Natürlich habe man sich viele Alternativen durch den Kopf gehen lassen. Verkaufen, vermieten, Seniorenstift? Letztlich fällte die Familie folgende Entscheidung: Das Gebäude wird der Regierung von Oberbayern zur Unterbringung von Asylbewerbern angeboten. Inzwischen liege ein unterschriftsreifer Vertrag vor, berichtete Gallus.

Bürgermeister Alexander Anetsberger hatte am vergangenen Freitag die Beilngrieser Stadträte in einer nicht-öffentlichen Sitzung über die Pläne informiert. Eine Entscheidung musste das Gremium dabei nicht fällen, da es sich bei Vollzug der Pläne nicht um eine Nutzungsänderung handeln würde. Im Gespräch mit unserer Zeitung teilte der Rathauschef gestern mit, dass man bei der Regierung darauf poche, dass nicht mehr als 120 Flüchtlinge in das Hotel kommen. Dennoch werde die Großgemeinde in Sachen Integrationshilfe an ihre Grenzen gelangen. „Da brauchen wir definitiv Unterstützung von der Regierung und dafür werde ich auch kämpfen“, sagte er. Den Kurs der gelebten Willkommenskultur werde er weiter vorleben, versicherte Anetsberger. Auch von Seiten der ehrenamtlichen Helfer habe er weitere Unterstützung zugesichert bekommen. Die personellen Kapazitäten seien aber nicht unerschöpflich. Immerhin sei die Containeransiedlung hinter dem Altmühl-Jura-Gebäude durch die Entwicklung im Hotel Gallus zunächst vom Tisch. Aus touristischer Sicht sei das Ende des Hotels natürlich alles andere als erfreulich für die Stadt Beilngries, so der Bürgermeister. Nichtsdestotrotz müsse man aus der Situation das Beste machen.

Der weitere Fahrplan im Hotel Gallus steht fest, wie das Gastronomen-Ehepaar gestern mitteilte. In dieser Woche ist der Betrieb geschlossen, ab Samstag sind Restaurant und Hotel wieder regulär geöffnet. Am 24. November plant die Familie dann einen großen Abschiedsabend mit Weggefährten, Freunden und Gästen. Bis zum 15. Dezember läuft der Seminarbetrieb noch weiter, dann schließt das Haus vollständig. Das Personal müsse man entlassen, so Gallus. Inklusive Familienmitgliedern belaufe sich die Belegschaft auf knapp 20 Personen.

Gänzlich von der Bildfläche verschwinden will die Familie allerdings nicht. „Wir werden nicht auswandern“, sagte Gallus gestern. Man brauche nun erst einmal Zeit zum Abschalten und vor allem zur körperlichen Erholung. Es gebe allerdings Pläne, den Bahnhof weiter als Veranstaltungsstätte zu besonderen Anlässen zu nutzen. Er könne sich auch vorstellen, sich weiterhin ehrenamtlich einzubringen, so Siegfried Gallus.