Augsburg
Hollywood am Lech

Augsburgs Theater wurde beim 16. Opernball zur Traumfabrik und begeisterte 3000 Besucher Nur der Ausblick auf die neue Saison fehlte

17.01.2016 | Stand 02.12.2020, 20:19 Uhr

Wer kann, der kann: Musiktheater und Ballett des Hauses zeigten in einer Revue, was sie zu bieten haben. - Foto: Theater Augsburg

Augsburg (DK) Wehmut kommt schon jetzt: Nur noch einen Opernball 2017 wird es im Augsburger Theater geben - die weitere Zukunft ist wegen der dann anstehenden Theater-Sanierung ungewiss. Denn der nun mittlerweile 16. Opernball, der am Samstag das Theater Augsburg in einen Balltempel verwandelte, ist die schönste Veranstaltung dieser Art im Freistaat.

Und das nicht, weil Europaministerin Beate Merk und Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth Stammgäste sind und sich in diesem Jahr auch Finanzminister Markus Söder blicken ließ, der bekräftigt, Walzer lieber rechts- als linksherum zu tanzen und eigentlich ohne seine Frau am liebsten gar nicht. Sondern, weil es unglaublich ist, wie hauseigene Kräfte es schaffen, an neun Orten vom Hoffmannkeller bis zur Malsaal-Lounge, vom großen Haus bis zum 3. Rang-Foyer ein Gesamtkunstwerk zu gestalten: Einen riesigen Unterhaltungstempel mit unzähligen guten Bands - in der abermals höchst gelungenen Dekoration von Ausstattungschef Wolfgang Buchner, die unter Glamour, Stoff und Blumen das Marode des Hauses wegzaubert.

So wurde das Augsburger Theater für einen Abend zur Traumfabrik Hollywood - und überall lugten Clarke Gable, James Dean, Marilyn Monroe und Liz Taylor hervor. Unter ihnen aber auch die eigentlichen Stars des Opernballs - das Organisatorenteam Doris Baumeister, Marlene Hahn und Philip Peters, dem Buchner auf humorvolle Weise auf einer großen Wanddekoration (zurecht!) einen Oscar verleiht. Die goldenen Hollywood-Statuen hängen übrigens zwischen Blumenbouquets und Kronleuchtern von der Decke im Großen Haus herunter - dem vielleicht schönsten Ort des Opernballs. Vor allem, weil hier der neue Generalmusikdirektor Domonkos HÃéja beweist, dass auch die Augsburger Philharmoniker den typischen Wiener Ton treffen und mit Schmelz und Schwung Walzer und Polkas rund um Strauß, LÃéhar und Waldteufel hören lassen - eine Musik, die ja alles andere als leicht zu dirigieren und musizieren ist. Es ist der wahre Luxus dieses Balls, auf diese konzertreife Darbietung tanzen zu dürfen.

Begeistert zeigte sich das Publikum auch vom Eröffnungsprogramm des Theaters - diesmal eine Revue à la Hollywood. Hier zeigen traditionell Musiktheater und Ballett des Hauses, was sie zu bieten haben. Von Charlie Chaplin bis zu "Stars Wars", vom "Starlett Medley" bis "Pirates of the Carribean" ordnete sich das Programm in diesem Jahr völlig dem Ballmotto unter. Was spannende Begegnungen mit dem Operntenor Ji-Woon Kim als Frank Sinatra ermöglichte, aber auch die Erkenntnis, dass Tina Turner und Marlene Dietrich halt nicht so einfach von Opernsängern zu doubeln sind. Sally du Randt fiel mit Umberto Giordanos "La Mamma Morta" völlig aus dem Rahmen - nicht stimmlich, sondern mit der einzigen Opernarie, einem "Fremdkörper" der Hollywood-Show, die sie schon im Disney-Schneewittchen-Outfit der nächsten Nummer singen musste. So umwerfend die Choreographien von Riccardo de Nigris und Daniel Zaboj waren, so gekonnt die Arrangements von Franz Lippe, so groß die Leistung des Ensembles: In früheren Opernball-Zeiten war die Gala eine Vorausschau auf kommende Produktionen und so ein Wink für rund 3000 Gäste, doch mal wieder ins Theater zu gehen. Vielleicht auch mal wieder eine Idee für die Opernball-Eröffnung 2017?