München
Spektakulärer Ankauf

Pinakothek der Moderne erwirbt "Pastor Kohl" von Paul Klee eines seiner wenigen pointillistischen Werke

17.01.2016 | Stand 02.12.2020, 20:19 Uhr

Vermutlich ein Priester: "Pastor Kohl". - Foto: Pinakothek der Moderne

München (DK) Ein markanter roter Hut und ein ebensolcher Schulterkragen rahmen das Gesicht von "Pastor Kohl" ein, den Paul Klee 1932 mit Ölfarbe auf Nesseltuch malte. Das 50 auf 65 Zentimeter kleine Werk stammt aus dem Nachlass des deutsch-schweizerischen Malers und wurde jetzt für die Pinakothek der Moderne angekauft.

Bernhard Maaz, Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, präsentierte der Presse stolz einen "Vierteljahrhundert-Erwerb", denn nur selten gelinge ein Ankauf im Bereich der Klassischen Moderne - den Kaufpreis wollte er nicht bekanntgeben.

Bemerkenswert ist die Technik des Gemäldes: Klee umreißt die Person karikaturhaft mit Linien, füllt aber die Fläche mit eckigen Tupfern im Stil des Pointillismus. Dafür setzte er immer wieder einen flachen Pinselabdruck neben den anderen und schuf so eine flimmernde Oberfläche. Die Effekte sind vielfältig: Eine orange leuchtende Farbwolke umhüllt den Geistlichen quasi wie eine Aura, und die Pupillen unter den schweren Lidern werden durch eine delikate Farbabstufung erst aus der Ferne erkennbar - in der Nahsicht bleibt es ein Spiel von Tupfen, das dem Maler viel Geduld abgefordert haben mag.

Der 1879 geborene Klee wurde 1931 an die Akademie in Düsseldorf berufen, musste aber unter dem Druck der Nationalsozialisten 1933 Deutschland verlassen und kehrte daraufhin in sein Geburtsland, die Schweiz, zurück, wo er 1940 starb. Nur in der hochproduktiven Phase 1931/32 in Düsseldorf hat Klee sich einer pointillistischen Technik bedient, wie sie etwa auch die "Tänzerin" von 1932 zeigt - das Bild befindet sich in einer amerikanischen Privatsammlung und ist bis 24. Januar in der Schau "Klee & Kandinsky" im Kunstbau des Lenbachhauses zu sehen.

Bisher ungeklärt ist die Beziehung zwischen dem dargestellten Pastor und dem Künstler. In Regionen am Mittelrhein werden Priester auch "Pastor" genannt - vermutlich ist also hier ein katholischer Geistlicher mit Schulterkragen (Mozetta) dargestellt; die Wangenlinie könnte auf einen ausgeprägten Backenbart schließen lassen. In der Farbgebung mit der Kombination aus Rot- und Grüntönen greift Klee auf seine eigene Farbtheorie zurück, die er ab 1926 als Lehrer am Bauhaus entwickelt hatte.

Ermöglicht wurde der Ankauf des Werkes durch die Unterstützung der Ernst-von-Siemens-Kunststiftung und der Kulturstiftung der Länder; dazu kamen 20 Prozent der Kaufsumme als Anschub-Finanzierung von PIN, den Freunden der Pinakothek der Moderne. 50 Prozent des vereinbarten Preises brachten die Staatsgemäldesammlungen durch "umsichtiges Wirtschaften" selbst auf, so Generaldirektor Maaz. Insgesamt kann die Pinakothek der Moderne nun sieben Gemälde von Paul Klee zeigen.