Brüssel (DK
Hohe Kartellstrafe für Scania

Lkw-Bauer soll 880 Millionen Euro zahlen Spediteure fordern Schadensersatz

27.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:26 Uhr

Brüssel (DK) Die schwedische VW-Tochter Scania muss nach einer Entscheidung der EU-Wettbewerbshüter wegen unerlaubter Preisvereinbarungen rund 880 Millionen Euro Strafe zahlen. Der Lkw-Bauer habe zusammen mit fünf anderen Herstellern die Preise für Lastwagen 14 Jahre lang abgesprochen, teilte die EU-Kommission gestern in Brüssel mit.

Zudem sei ausgemacht worden, die Kosten für die Entwicklung neuer Technologien zur Emissionsbegrenzung an die Kunden weiterzugeben.

Scania kündigte gestern an, die Entscheidung anzufechten. Das Unternehmen bestreite alle Behauptungen der Europäischen Kommission und werde in vollem Umfang Berufung einlegen, teilte die VW-Tochter mit. Zuvor hatte eine Unternehmenssprecherin gesagt, Scania habe keine Preisabsprachen mit anderen Herstellern getroffen. Unternehmen haben grundsätzlich die Möglichkeit, Entscheidungen der EU-Wettbewerbshüter vor den Europäischen Gerichtshof zu bringen.

Die Brüsseler Behörde hatte mit den übrigen Beteiligten - Daimler, Iveco, DAF und Volvo/Renault - bereits im vergangenen Jahr einen Vergleich geschlossen. Die Unternehmen mussten eine Strafe von insgesamt knapp 2,93 Milliarden Euro zahlen. Zu dem Zeitpunkt war es die höchste von den europäischen Wettbewerbshütern je verhängte Geldbuße. Die Münchner VW-Tochter MAN war als Hinweisgeber durch die sogenannte Kronzeugenregelung straffrei geblieben. Auch bei anderen Beteiligten waren die Strafen reduziert worden, weil sie bis zu einem gewissen Grad kooperiert hatten. Scania hatte sich gegen einen Vergleich entschieden.

"90 Prozent aller in Europa verkauften schweren und mittelschweren Lastkraftwagen werden von Scania oder einem anderen an dem Kartell beteiligten Lkw-Hersteller produziert", sagte EU-Kommissarin Margrethe Vestager. "Anstatt ihre Preise untereinander abzustimmen, hätten die Lkw-Hersteller miteinander konkurrieren sollen - auch im Hinblick auf Verbesserungen zum Umweltschutz."

Mit der Milliardenbuße ist für die Lkw-Bauer das Thema aber noch nicht vom Tisch. So wollen etliche deutsche Logistikunternehmen von den Herstellern per Sammelverfahren Schadensersatz einklagen. Die Anmeldefrist zu der Initiative, die vom Branchenverband BGL gestartet wurde, endet an diesem Samstag. Bislang wurden rund 70 000 Lkw bei diesem Sammelverfahren angemeldet.