Eichstätt
Höhenflug in Budapest

Eichstätter Florian Bergér gewinnt Red Bull Air Race in Ungarn und baut Vorsprung auf Titel aus

05.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:50 Uhr

Foto: DK

Eichstätt/Budapest (DK) Wie gerne hätte er am Wochenende beim Eichstätter Altstadtfest mitgefeiert. Das Alternativprogramm von Florian Bergér konnte damit aber durchaus mithalten: Der Eichstätter ging beim Red Bull Air Race in Budapest an den Start - und holte Gold.

Es ist schon ein bisschen wie in der Formel 1: Am Ende sind es immer dieselben, die auf dem Treppchen stehen. Nur, dass sie in der Challenger-Klasse des Red Bull Air Race eben nicht Hamilton, Bottas oder Vettel heißen, sondern Bergér, Coleman und Ryfa. Da ruft ein weiterer Sieg von Florian Bergér freilich immer noch Begeisterungsstürme hervor, überraschend ist ein erster Platz des Eichstätters aber längst nicht mehr. Die Zeiten, in denen er darum kämpfte, nicht Letzter zu werden, sind ein für alle Mal passé.

Vielmehr wäre es jetzt überraschend, ihn auf einem der hinteren Plätze zu finden. Schließlich hat der 28-Jährige in drei Rennen, in denen er bislang in dieser Saison angetreten ist, nie das Treppchen verfehlt. Zum Saisonauftakt in Abu Dhabi flog er sich auf den zweiten Platz, in San Diego im April räumte er Gold ab und jetzt, am Wochenende in Budapest, konnte er sich erneut den Sieg sichern.

"Nachdem mein letztes Rennen im April war, hatte ich schon meine Bedenken, wie fit ich noch bin", sagt Bergér. Aber - wie fast immer möchte man schon sagen - waren diese Bedenken umsonst. Bergér kam über drei Sekunden schneller ins Ziel als der Zweitplatzierte Luke Czepiela, der Unterschied zur Zeit des Dritten im Rennen, Daniel Ryfa, betrug fast fünf Sekunden - Welten im schnellsten Motorsport der Welt. "Na ja, ich bin ja jetzt auch schon das zweite Mal in Budapest geflogen", erklärt Bergér etwas zurückhaltend. "Den Track kenne ich schon, vielleicht hat das auch nochmal mit reingespielt." Vielleicht aber auch nicht.

Vielleicht war es auch eine ganz andere Motivation, die ihn zu dieser Spitzenleistung beflügelt hat. "Meine Eltern waren in Budapest zum ersten Mal bei einem Rennen dabei", verrät Bergér. "Die sind extra aus Eichstätt gekommen, um mich auch mal fliegen zu sehen, ich hab mich tierisch gefreut", so der Eichstätter. Und mit seinen Eltern saß außerdem noch seine Freundin im Publikum - macht dreimal jeweils zwei Daumen, die extra fest gedrückt wurden. "Ich wollte schon auch für sie alle gewinnen", so Bergér.

Immerhin, sagt er, sei ihm völlig klar, dass er ohne die Unterstützung seiner Eltern nicht da wäre, wo er heute ist. "Und das meine ich nicht nur aufs Finanzielle bezogen, sondern generell", so der 28-Jährige. Auch dass seine Freundin "das alles" mitmache, bedeute ihm viel. "Dafür geht ja schon ein Großteil meiner Freizeit drauf und sie steht trotzdem hinter mir", erklärt er.

Kann also sein, dass Flo Bergér auch deshalb gewonnen hat. Um seine Familie stolz zu machen, ihnen zu zeigen, wofür sie ihn all die Jahre unterstützt haben. Kann aber auch sein, dass es ganz einfach nur Können war und Flo Bergér seine Mitstreiter mittlerweile einfach überholt hat. "Ganz so würde ich es nicht sagen", sagt Bergér. "Da ist ja auch immer viel Glück dabei", wiegelt er ab.

So ganz glauben mag man das aber jetzt nicht mehr. Dafür ist er mittlerweile zu gut. "Na dann sage ich mal, war es wahrscheinlich eine Kombination aus allem: Können, Glück, meine Familie im Publikum und die bekannte Strecke, die mir einfach liegt", sagt er lachend. Und damit liegt er vermutlich ganz richtig.

Schwarz auf Weiß steht hingegen etwas Anderes fest: Die Gesamtwertung führt Florian Bergér mit dem Sieg in Budapest und zehn weiteren Punkten auf seinem Konto souverän an. Mit insgesamt 28 Punkten liegt er weit vor seinem Kumpel und härtesten Konkurrenten Daniel Ryfa. Der wurde in Budapest Dritter und bringt es insgesamt gerade einmal auf 16 Punkte - ist allerdings auch ein Rennen weniger als Bergér geflogen.

Zur Erinnerung: Der Kader der Challenger umfasst neun Piloten, bei einem Air Race dürfen aber nur sechs Piloten antreten, die restlichen drei müssen aussetzen. Auf Ryfa folgt der Pole Luke Czepiela, der sich mit dem zweiten Platz in Budapest wieder zurück ins Spiel gebracht hat und sich acht Punkte gesichert hat. Er bringt es bei drei geflogenen Rennen auf insgesamt zehn Punkte - wird sich aber nur dann unter den ersten Dreien halten können, wenn der Amerikaner Kevin Coleman es beim nächsten Rennen nicht aufs Treppchen schafft. Wie Bergér und Ryfa ist Coleman nach einer erfolgreichen Saison im vergangenen Jahr ebenfalls als einer der heißesten Anwärter auf den Titel 2017 gestartet. Derzeit liegt Coleman mit insgesamt zehn Punkten auf Platz vier im Gesamtklassement, hat aber erst zwei Rennen absolviert. Gut möglich, dass er beim nächsten Race in Russland wieder an Czepiela vorbeizieht.

Nur an Bergér, an den müssen sich die anderen erst mal herankämpfen. Gelegenheit dazu haben Ryfa und Co Mitte Juli. Da findet nicht nur das Rennen im russischen Kasan statt, auch das für alle ausgefallene Rennen in Japan wird gleich nachgeholt. "Ich muss bei beiden Rennen aber aussetzen", sagt Bergér. "Ich bin gespannt, wie der Punktestand nach den beiden Rennen aussieht." Bergér darf dann wieder am 2./3. September ran, da wird dann in Porto gekämpft.