Kelheim
Blick in die Geschichte des Tourismus

05.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:50 Uhr
Eine Ausstellung über die Geschichte des Tourismus in der Region Kelheim wurde im Archäologischen Museum eröffnet. Fotos: Rast −Foto: Harald Rast

Kelheim (DK) Seit mehr als 500 Jahren gibt es im Unteren Altmühltal und an der Donau Fremdenverkehr. Unter dem Motto „Vorzügliche Betten zu billigsten Preisen“ widmet sich nun eine Sonderausstellung in Kelheim der Geschichte des Tourismus in der Region.

Die Schau im Archäologischen Museum bietet einen bunten und amüsanten Streifzug durch das Thema. Die Bandbreite der Sonderausstellung reiche „vom frommen Pilger bis zum erlebnis- und genussorientierten Urlauber unserer Tage“, sagte Museumsleiter Bernd Sorcan bei der Eröffnung am Dienstagabend. Er dankte den über 40 Leihgebern. „Es ist nicht zu glauben, wie viel Arbeit und Vorbereitungszeit in dieser Schau stecken“, meinte Sorcan.

Kelheims Bürgermeister Horst Hartmann (SPD) lobte die Ausstellungsmacher für ihre Mühen und ihren Ideenreichtum. Er bezeichnete das Archäologische Museum als wichtigen Standortfaktor für die Weiterentwicklung des Tourismus im Raum Kelheim.

Zu sehen sind altmodische Souvenirs, historische Postkarten und abgegriffene Reiseführer von einst. Längst vergessenes Geschirr und Kochtöpfe aus den Gaststätten wurden ans Licht der Öffentlichkeit gebracht. Der Riedenburger Max Krieger steuerte aus seiner Sammlung einen tragbaren Plattenspieler bei. Am eindrucksvollsten sind aber die vielen alten Bilder und Stiche. Zudem machten sich die Verantwortlichen große Mühe, anhand von Schautafeln die lange Geschichte des Tourismus in der Region zu erläutern.

Frühe Formen des Fremdenverkehrs entwickelten sich entlang der Pilgerwege und kleinerer regionaler Wallfahrten. Bereits im Spätmittelalter wurde der altbayerische Raum zur klassischen Wallfahrtslandschaft des katholischen Deutschlands. Ab dem 14. Jahrhundert war die Frauenbergkapelle, unmittelbar neben dem Kloster Weltenburg auf dem Arzberg gelegen, ein wichtiges Pilgerziel. Eine erste schriftliche Quelle zu den Wallfahrten mit Ziel Kloster Weltenburg findet sich auf einer Urkunde aus dem Jahr 1442. Diese befasst sich mit der kostenfreien Benutzung der Fähre durch die Wallfahrer bei Stausacker. Während der Reformationszeit und des Dreißigjährigen Krieges kam der Pilgerverkehr nach Weltenburg und zur Frauenbergkapelle weitgehend zum Erliegen. Eine neuerliche Blüte erlebte er im Barockzeitalter.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entwickelte sich eine touristische Frühform, die auch die Region Kelheim erreichte: die sogenannte Bildungsreise. Angesteuert wurden meistens größere Städte mit kulturellen Zentren. Wegen der unzureichenden Infrastruktur folgten die Routen fast ausschließlich den traditionellen Handels- und Verkehrswegen. Die Städte entlang der Donau – der Fluss war damals einer der bedeutendsten Verkehrswege Süddeutschlands – zählten natürlich zu den Zielen dieser Bildungsreisen. So erschien bereits 1819 ein „Handbuch für Reisende auf der Donau“, in dem auch die hiesige Region beschrieben wurde. Dank dieser Reisebeschreibungen wurde die Region also schon vor 200 Jahren einem überregionalen Publikum bekannt gemacht.

Der Personenverkehr auf der Donau war bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von Bedeutung und speziell auf Ausflügler und Sommerfrischler ausgerichtet. Allerdings mussten die Kähne, die auch Zillen genannt wurden, von Kelheim zu Fuß wieder nach Weltenburg gezogen werden. Die sogenannte Lange Wand in der Weltenburger Enge war nur überwindbar, indem sich der Kranführer an 65 Eisenringen, die zu diesem Zweck im Fels angebracht waren, entlang zog. Fahrgäste konnten dabei nicht mitgenommen werden.

Im Jahr 1924 brach ein neues Zeitalter an, als sich 14 Fischer, Flößer und Kahnführer zur Motorschifffahrtsgesellschaft Befreiungshalle zusammenschlossen. Gemeinsam gaben sie das Schiff Befreiungshalle I in Auftrag. Ab dem Jahr 1925 konnten die Gäste endlich auch donauaufwärts mitgenommen werden. Man fuhr auch auf dem Ludwig-Donau-Main-Kanal nach Riedenburg. Der Zweite Weltkrieg brachte einen enormen geschäftlichen Einbruch. Die Befreiungshalle I lag ungenutzt im Hafen, bevor sie von den Amerikanern beschlagnahmt wurde. Nach der Rückgabe wurde das Schiff im Jahr 1950 generalüberholt. Heute betreiben die Kelheimer Schifffahrtsbetriebe insgesamt sieben Motordampfer.

Doch wie kamen die Touristen in die Region? Neben den Wasserwegen gab es Straßen, auf denen Pferde oder von Pferden gezogene Kutschen unterwegs waren. Das Reisen mit der Postkutsche erreichte in der Mitte des 19. Jahrhunderts seinen Höhepunkt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verbesserte sich die Verkehrssituation durch die Motorpostlinie zwischen Kelheim, Riedenburg und Dietfurt. Zu dieser Zeit bestand bereits eine Eisenbahnverbindung nach Saal, mit Anschluss an Ingolstadt und Regensburg. Bereits seit dem Jahr 1924 gab es eine Omnibusverbindung von Kelheim nach Regensburg.

Ein Jahrzehnte währender Kampf um die eisenbahntechnische Erschließung des Altmühltals begann bereits im Jahr 1838. Doch die Eingaben scheiterten immer wieder am Widerstand des Königs, der die wirtschaftliche Bedeutung des Ludwig-Kanals nicht durch andere Verkehrsträger gefährdet sehen wollte. Im Jahr 1899 gab es einen Vorstoß, Kelheim mittels einer Lokalbahn durch das Altmühltal mit Beilngries zu verbinden. Doch die bayerische Staatsregierung entschied sich zur großen Enttäuschung der Kelheimer für die Linie von Ingolstadt nach Riedenburg, die bis 1972 für den Personenverkehr in Betrieb war.

Das Gastgewerbe nahm in Kelheim immer eine bedeutende Rolle ein. Im 16. Jahrhundert gab es drei Weinwirte und zwölf bis 14 Bierschänken. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts belegen großformatige Anzeigen in Reiseführern eindeutig die Ausrichtung der Gastronomie auf den Fremdenverkehr. Die Betriebe warben mit vorzüglichen Betten, Bier, bürgerlicher Küche, Jagd-und Fischereigelegenheiten, organisierten Kahnfahrten, Bademöglichkeiten, Biergärten, Kegelbahnen und immer wieder mit der herrlichen Landschaft. Die Übernachtungspreise zu Beginn des 20. Jahrhunderts reichten von 0,50 D-Mark bis zu 2,50 D-Mark.