Mörnsheim
Hochwohlgeboren und tugendsam

26.11.2010 | Stand 03.12.2020, 3:25 Uhr

Erinnerung im Gebet an die Privatierstochter Walburga Zinsmeister von Mörnsheim.

Mörnsheim (EK) Eine ansehnliche Sammlung historischer Sterbebilder mit Berufsangaben und persönlichen Daten aus Mörnsheim gibt Bürgermeister Richard Mittl und älteren Mitbürgern Rätsel auf.

Die kunstvollen Druckwerke, teils aus dem 19. Jahrhundert, wurden von einem Nachlassverwalter zugesandt. Sie stammen von Maria Niggl, geboren 1916, sie hieß mit Mädchennamen Rapp, und wohnte in Schongau. "Niggl und Rapp sind keine Mörnsheimer Namen", sagten übereinstimmend die alteingesessenen Ortsbürgerinnen Lore Beerhold, Rosi Hajek und Amalie Schermbacher. Auch der Nachlassverwalter konnte keine Auskunft dazu geben. Bürgermeister Mittl hofft nun, dass jemand aus dem Leserkreis die Verbindung in die Region nach Schongau aufklären kann. Außer Erinnerungsbilder an Mörnsheimer befinden sich in der Sammlung Drucke, die zum Beispiel gewidmet sind: "Gebetsandenken an Seine Exzellenz, den Hochwürdigsten Hochwohlgeborenen Herrn Dr. Johann Leo Ritter von Mergel, Benediktiner, Bischof von Eichstätt."

ANNO DAZUMAL

Aus dem Nachlass stammt noch das katholische Missionsbuch "Rette deine Seele" von 1897. Als Besitzervermerk ist eingetragen: "Babette Stößl, geboren am 24. September 1888". In dem Buch befand sich ein Gebetszettel der Sankt-Anna-Bruderschaft in Mörnsheim. Er gehörte "Xaver Stößl von Mörnsheim 1888". Eines der Sterbebildchen wurde für den "Ersatzreservist im 21. Infanterie-Regiment, Steinbrecher und Hausbesitzer in Mörnsheim", Franz Xaver Stößl gedruckt. Er "starb den Heldentod fürs Vaterland am 12. Juni 1915". Den "ehr- und tugendsamen Jüngling Herrn Georg Rueff" hat es nach Trostberg verschlagen. Er war dort Rentamtsassistent, also beim Finanzamt beschäftigt. Geboren war er am 11. März 1889 in Mörnsheim, gestorben ist er am 27. Juli 1913 in Aschau im Chiemgau.

Auch von Anna Hammel, Ökonomens- und Steinbruchbesitzersgattin aus Mörnsheim findet sich in der Sammlung ein Sterbebild aus dem Jahr 1911.

In der Sammlung ist zudem das Bildchen für "die ehrengeachtete Frau Anna Wilhelm, Lehrers- und Chorregentenwitwe zu Kipfenberg. Sie starb 1921 im 74. Lebensjahr, "wohlvorbereitet durch den öfteren Empfang der heiligen Sterbesakramente". Die meisten der Sammelobjekte sind Steinbruchbesitzern oder Steinbrechern gewidmet. Dies gilt auch für "den ehr- und tugendsamen Jüngling Johann Steff". Er war Steinbruchbesitzers- und Verwaltersohn in Mörnsheim und starb 1903 mit 18 Jahren.

Nicht alt geworden ist der "practische Arzt in Mörnsheim, der hochwohlgeborene Dr. Joachim Franz Xaver Schermbacher", der 1890 im Alter von 36 Jahren starb.

Interessant ist das Sterbebildchen, das an "die ehr- tugendsame Jungfrau Walburga Zinsmeister, Privatierstochter in Mörnsheim, geboren am 1. Oktober 1886, gestorben am 13. März 1909" erinnert. Sie ist mit großer Sicherheit die Tochter des ehemaligen Bierbrauers, Ökonomen und späteren Privatiers Michael Zinsmeister, der die einstige Waffenschmiede Altendorf im Jahr 1858 gekauft hatte.

Außer der Schongauer Sammlung bekam die Gemeinde noch "mehrere hundert" Mörnsheimer Sterbebilder von Lore Beerhold. Diese hat ihr verstorbener Mann, der zweite Bürgermeister Joachim Beerhold, gehortet. Hinzu kommen aktuelle Erinnerungsbildchen, die Richard Mittl seit 2003 gesammelt hat.

"Nach der Sichtung und Ordnung sollen einmal die Drucke in einer Ausstellung gezeigt werden", kündigte Mittl an.