Hitzige Diskussion über Kopftuch-Streit entbrannt

10.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:31 Uhr

Ingolstadt (dk) Der DK-Artikel "Nur mit Kopftuch?" über die Muslima Eman Sobh, die in einem Ingolstädter Fitness-Studio kein Kopftuch tragen darf, stieß im Netz auf unterschiedliche Reaktionen. Vom Verständnis für die Entscheidung des Fitness-Studio-Betreibers bis hin zu völliger Missbilligung gab es viele Für und Wider.

Hintergrund für den Streit war, dass die 45-jährige Ärztin des Ingolstädter Klinikums einen Vertrag mit dem Fitness-Studio LifePark Max abgeschlossen hatte. Doch schon beim zweiten Training wurde sie aufgefordert, das Kopftuch abzunehmen. Grund sei die bestehende Hausordnung. Volker Beitler, Inhaber des Fitness-Studios, führt hier hygienische Gründe an. Im Zuge dessen bot er ihr an, ein kleineres, sportliches Kopftuch oder ein Käppi zu tragen und räumte ihr auch ein Sonderkündigungsrecht ein. Beides lehnte Eman Sobh ab. Sie fühle sich in ihren Grundrechten verletzt, sagte sie.

Sowohl auf www.donaukurier.de als auch auf der Facebook-Seite des DONAUKURIER wurde nun rege darüber diskutiert, ob die Entscheidung des Fitness-Studio-Inhabers gerechtfertigt ist. Dabei gingen die Meinungen stark auseinander:

"Ein Kopftuch ist sogar hygienischer, denn es hält ausfallende Haare und Schuppen zurück", lautete ein Kommentar. "Ich finde es schlimmer wenn jemand nach einem acht- oder zehnstündigen Arbeitstag stinkend neben mir trainiert als frischgewaschen in Trainingsklamotten und Kopftuch", postet ein weiterer Leser auf Facebook. 
"Klar gibt es das Hausrecht. Man kann auch im Kleinen unsere gesellschaftlichen Prinzipien beschneiden. Man kann als Inhaber des Hausrechts auch grüne T-Shirts verbieten. Wäre genauso absurd."

Einige Leser meinen hingegen, Beitler hätte die Frau schon vor dem Vertragsabschluss auf das Verbot des langen Kopftuches hinweisen müssen: "Wenn eine Kleiderordnung bestünde, dann hätte man sie schon beim Probetraining darauf hinweisen können. Wie beschrieben, hätte sie dann auch den Vertrag nicht abgeschlossen."

"Auch Muslimas können sich anpassen"


Andere verteidigen die Entscheidung des Fitness-Studios-Inhabers: "Ist es Toleranz, eine Kultur anzuerkennen, die ohne Kopftuch lebt, oder muss sich diese Kultur an Kopftuchträger anpassen und zeichnet sich dadurch als tolerant aus? Ich würde mir wünschen, dass mein Fitness-Studio-Besitzer sich genauso verhält wie Herr Beitler".

"Ich kann beide Parteien verstehen. Herr Beitler hat Hausrecht und kann die Kleiderordnung bestimmen. Auf der anderen Seite denke ich nicht, dass es irgendjemanden stören würde, wenn sie mit Kopftuch trainiert. Ich selbst habe das öfter gesehen und mich hat es nicht gestört. Dass Herr Beitler ein Sonderkündigungsrecht einräumt, ist schon sehr entgegenkommend, trotzdem ist seine Sichtweise sehr veraltet. Wir müssen uns in den muslimischen Ländern anpassen, weil die Toleranz gegenüber Nichtmuslimen noch nicht viel gereift ist. Deswegen denke ich, er sollte mit gutem Beispiel vorangehen."

"Also ich verstehe die Aufregung nicht", schreibt ein weiterer Leser: "Im LifePark wird multikuli gelebt. Dort gibt es viele Menschen aus unterschiedlichen Ländern. Auch Frauen mit Kopftuch. Meine Frau ist auch dort und hat erzählt, dass es Frauen gibt, die ihr Kopftuch in der Umkleide in ein kleines Tuch wechseln. Auch Muslimas können sich anpassen." 

Und dieser Leser bringt es wie folgt auf den Punkt: "Zum Glück muss ich kein Kopftuch tragen. Mir ist das völlig schnuppe, ob jemand Kopftuch, Sombrero oder Lampenschirm am Kopf trägt. Solange es mich nicht betrifft, ist mir das schnuppe! Artikel 1 im Grundgesetz: Die Würde des Menschen ist unantastbar."

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