Hinter glatten Oberflächen

10.12.2009 | Stand 03.12.2020, 4:25 Uhr

Eine umfassende Einzelschau widmet die Kunsthalle Juergen Teller. Dieses Selbstporträt des Künstlers mit der Schauspielerin Charlotte Rampling stammt aus der Serie "Louis XV." (2004). - Foto: Kunsthalle

Nürnberg (DK) Er fotografiert die ungeschminkte Kate Moss im Badezimmer und die englische Filmschauspielerin Charlotte Rampling nackt vor der "Mona Lisa" im Louvre. Das brasilianische Top-Model Raquel Zimmermann räkelt sich für ihn und seine Kamera lasziv auf dem Tisch einer Kreissäge in der Geigenbauer-Werkstatt seines Vaters oder tanzt vor seinem Onkel auf dem Küchentisch.

Jetzt zeigt Juergen Teller, der aus der Geigenbauersiedlung Bubenreuth stammt, seine Fotografien erstmals in einer Einzelausstellung in seiner fränkischen Heimat. "Logisch!" nennt sich die Ausstellung in der Kunsthalle Nürnberg, denn seit der 1964 geborene Kunst-Fotograf nach seiner Fotoausbildung in München mit gerade mal 22 Jahren nach London ging und dort internationale Karriere machte, hat man in Franken nicht mehr viel von ihm gesehen und gehört.

Die 99 Bilder, meist aus Fotoserien, verstehen sich zwar nicht als Retrospektive, zeigen aber den weiten Weg, den der Künstler zurückgelegt hat. Eine Grenze zwischen der Kunst und der Mode- und Werbefotografie zieht er längst nicht mehr: Teller kann es sich leisten, einen Star wie Victoria Beckham in eine riesige Papiertüte zu stecken, aus der nur ihre Beine mit den tollen Schuhen ragen, ihr Gesicht aber nicht zu zeigen.

Dabei laviert Juergen Teller vor allem in seinen Akten hart am Rande manierierter Geschmacklosigkeit und artifiziell aufgemöbelten Kitsches. Wenn er im Pariser Louvre blass geschminkte nackte Models vor antiken und klassizistischen Statuen aus Marmor frivol posieren lässt, haben diese hart kontrastierenden Arrangements oft etwas von gewollter Künstlichkeit. Seine Nackt-Selbstporträts wirken überinszeniert, wenn er sich selbst in Hard-Core-Manier vor der Klavier spielenden Charlotte Rampling auf dem Flügel ausstellt.

Dann gelingen ihm wieder verträumte private Szenen mit dem eigenen kleinen Sohn oder eine liebevoll-lustige Hommage mit dem Kopf seiner Mutter im Rachen eines ausgestopften Krokodils.

Juergen Teller scheut aber auch vor Blasphemien nicht zurück, setzt offenbar immer nur auf eine Karte, die von vorne Kunst – und von hinten Kitsch sein kann.

Kunsthalle Nürnberg, Lorenzer Straße 32, bis 14. Februar 2010. Di bis So und Fei 10 bis 18 Uhr, Mi bis 20 Uhr. Am 24. und 31. Dezember sowie am 1. Januar geschlossen.