Neustadt
Hinter der Autotür

Yanfeng gestattet in Neustadt einen exklusiven Blick in die Fertigung hochwertiger Türverkleidungen

10.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:14 Uhr
International präsent: Yanfeng hat in diesem Jahr auf der IAA in Frankfurt mit dem Konzeptfahrzeug XiM18 gezeigt, wie sich das Unternehmen die Zukunft des Innenraums vorstellt. Auf dem Messestand war auch eine in Neustadt gefertigte Türverkleidung des BMW 5er ausgestellt. −Foto: Yanfeng

Neustadt (DK) Zum 30-jährigen Bestehen des Produktionsstandortes in Neustadt hat Yanfeng Automotive Interiors (YFAI) am vergangenen Mittwoch einen exklusiven Blick in die Fertigung von Türverkleidungen gestattet. Bei einem Rundgang wurde deutlich, wie viel Hightech dahintersteckt.

Die Innenverkleidung einer Autotür findet meist wenig Beachtung, sie fristet im wahrsten Sinn des Wortes ein Schattendasein. Umso erstaunlicher ist der Aufwand, den ein Unternehmen wie YFAI in Neustadt für so eine Autotür betreibt. In hoch automatisierten Prozessen werden dort jeden Tag Türverkleidungen für den 3er und den 5er BMW gefertigt - nach höchsten Qualitätsmaßstäben. Von dort geht es punktgenau in die Autowerke nach Dingolfing und Graz.

Der Name YFAI mag vielen nicht geläufig sein, doch dahinter verbirgt sich ein weltweit agierendes Unternehmen mit mehr als 33 000 Mitarbeitern, das nach eigenen Angaben führend ist in der automobilen Innenausstattung. Das Werk in Neustadt ist ein kleines aber feines Rädchen im mehr als 100 Standorte umfassenden Konzern. An diesem Wochenende wird das 30-jährige Bestehen der Produktion in Neustadt gefeiert. Die Eigentürmer wechselten im Laufe der Jahre. Seit 2015 heißt der Hausherr YFAI. Die Europazentrale des Unternehmens liegt in Neuss, der Firmensitz in Schanghai.

Trotz der Eigentümerwechsel hat sich der Standort Neustadt im Laufe der Jahre stetig weiterentwickelt. Heute arbeiten hier rund 800 Mitarbeiter im Dreischichtbetrieb. Der Stromverbrauch entspricht dem einer kleinen Stadt mit gut 4000 Haushalten. Das Werk verfügt über mehr als 200 eigenständige Prozessanlagen und 75 Robotersysteme. "Wir haben hier zu einem hohen Grad automatisierte Fertigungslinien", sagt Eduard Kammerer, Leiter Instandhaltung Mechanik von YFAI in Neustadt, der eine Gruppe von Fachleuten durch die Produktionshallen führt.

Sie kommen auch an einem Treppenhaus vorbei. Dort hängt sie, die Ahnentafel des Werkes, das seit vielen Jahren eng mit BMW verbunden ist. Ganz unten hängt ein Bild eines 7er BMW aus dem Jahr 1994. Etwas darüber ein 8er BMW. Kammerer schwärmt noch heute von der Arbeit für dieses Modell. Stufe für Stufe werden auf der Treppe die Autos auf den Bildern moderner, neben BMW sind auch Modelle von Audi, Daimler oder Land Rover aufgehängt. Ganz oben, am Treppenabsatz, sind Fotos der BMW-Elektrofahrzeuge i3 und i8. Für diese Reihen werden in Neustadt Carbonteile gefertigt.

Auf dem Weg durch die Hallen bestimmen orangefarbene Roboter den Blick entlang der Fertigungslinie. Naturfasermatten werden verpresst, erhitzt, geformt und mit Kunststoff hinterspritzt. So entsteht eine extrem leichte und doch sichere Türverkleidung. Für dieses Produktionsverfahren ist das Unternehmen ausgezeichnet worden. YFAI will die Kunden unterstützen, "Modelle nachhaltig zu gestalten, Gewicht einzusparen und so den Verbrauch zu reduzieren", formuliert es Werkleiter Wolfram Brüning.

"Man sieht den Türverkleidungen von außen nicht die Komplexität an und das Know-how, das dahintersteckt", erzählt Kammerer den Gästen. Er nimmt eine fertige Verkleidung für einen 5er BMW in die Hand und verweist auf die feinen Details. Die Abstände bei den Nähten, die sauberen Übergänge, die LED-Lichtleisten, das harmonische Zusammenspiel verschiedener Materialien. Die Detailarbeit geht sogar soweit, dass Kunststoffränder mit einem sogenannten Anti-Knarz-Lack behandelt werden, um sicherzustellen, dass der Fahrer später in seiner Limousine der Premiumklasse keine Geräusche hört, die er nicht hören will. "Schon verrückt, der Aufwand, oder?", fragt Kammerer in die Runde und lacht dabei.