Pfaffenhofen
Destis großer Auftritt

Julia Ottinger begleitet mit ihrem Paso Fino erstmals den Martinszug in Oberstimm

10.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:14 Uhr

−Foto: Kein Honorar (kein)

Pörnbach (PK) Für sie geht ein Traum in Erfüllung: Julia Ottinger aus Weichenried wird mit ihrem Paso Fino Destello del Rey heuer erstmals den Martinszug in Oberstimm begleiten. Die beiden haben das Spektakel auf dem Eichnerhof in Pörnbach schon mal geprobt.

Destello del Rey hat einen hoch aufgesetzten, schwungvollen Hals und geschmeidige Bewegungen. Er ist ein Paso Fino, was übersetzt "feiner Gang" bedeutet. Die Rasse gilt als sensibel und temperamentvoll. Das klingt erst einmal nicht wie ein Pferd, das man im Halbdunkeln auf einem Martinsumzug mit aufgeregten Kindern und bunten Laternen mitnehmen sollte - immerhin sind Pferde Fluchttiere, die gerne weglaufen, wenn sie etwas ängstigt.

Doch Destello del Rey - Ottinger nennt ihn Desti - hat in seinem Leben selten etwas geängstigt. "Er ist eine coole Socke", sagt Ottinger. Wenn im Gelände andere Pferde vor Angst rückwärts gehen oder zur Seite springen, geht Desti stets vorneweg. "Neue Umgebungen findet er interessant", sagt sie. Und wenn es dann doch mal etwas gibt, was Desti ängstigt, "dann stampft er die Beine fest in den Boden". Weglaufen - das kam für den Braunen nie infrage.

Das beweist er auch, als seine Reiterin ihm zum ersten Mal den langen flatternden Martinsmantel zeigt - den beschnuppert er nur neugierig und lässt ihn sich sofort um den Hals legen. Für Pferde ist das eigentlich nicht leicht, ihr Urinstinkt sagt ihnen, dass Berührungen am Hals gefährlich sind, denn schließlich packen Raubtiere ihre Beute gern am Hals. Desti kratzt es nicht. Ebenso wenig, als sich Ottinger wenig später samt Mantel auf seinen Rücken schwingt.

Beim Reiten zeigt sich, dass der Paso Fino trotz seiner inneren Ruhe äußerst sensibel ist. Er hört auf kleinste Hilfen der Gewichtsverlagerung, die beiden kommunizieren so miteinander, dass es für Außenstehende kaum sichtbar ist. Desti vertraut seiner Reiterin sogar dann noch, wenn er von einem Flammenmeer umgeben ist. Wie etwa auf einem Kurs, den die beiden besuchten. "Sie hatten in der Reithalle überall Feuerstellen aufgebaut", erzählt Ottinger. "Desti ist mir ohne Zögern gefolgt - und hat nur ein bisschen geschaut." Wer so viel Nervenstärke beweist, der muss das Martinspferd werden, dachte Ottinger und meldete sich sofort, als ein Nachfolger gesucht wurde. "Als Kind habe ich mir bei den Umzügen immer gewünscht, auf dem Pferd zu sitzen." Die Lieder kann sie noch heute auswendig.

Eigentlich sind die beiden nicht gerade das typische St-Martins-Duo. Denn traditionell reitet ein Mann auf einem hoch gewachsenen Schimmel vor der Kinderschar. Desti ist weder weiß noch besonders groß. Dafür trägt er seine Reiterin mit viel Anmut, wenn die beiden etwa in formschönem Aufwärtsgalopp - der schnellsten Gangart der Pferde - ihre Runden auf dem Platz drehen. Ottinger hat Desti sogar den spanischen Schritt beigebracht: Jedes Mal, wenn sie ihn mit der Gerte an der jeweiligen Schulter antippt, streckt er einen Vorderhuf in die Höhe. Als wolle er zeigen, wie stolz er ist.

Der Martinsumzug in Oberstimm beginnt am 13. November um 17.15 Uhr vor der Kirche.