Schrobenhausen
Hinten neu, vorne alt

Denkmalamt äußert sich zum Fluchtweg - Archäologischer Fund

09.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:43 Uhr
Im Hof des Pflegschlosses wurde zur Freude der Archäologen im Fernwärme-Leitungsgraben auch ein Mauerrest gefunden. Foto: Stadtwerke Schrobenhausen KU −Foto: Stadtwerke Schrobenhausen KU (Wolfgang Braun)

Schrobenhausen (SZ) Das Kopfschütteln ist groß, der Aufschrei hält sich allerdings in Grenzen: Für Gesprächsstoff sorgt der Betonfluchtweg im Pflegschlosspark allemal. Kreisheimatpfleger Hans Hammer hat sich im Denkmalamt beschwert - aber die Diskussion ist wohl rum.

Und während das historische Schrobenhausener Gebäude hinten um den modernen Kubus ergänzt wird, sind vorne bei Grabungsarbeiten archäologische Funde aufgetaucht. Um die Fernwärmeleitung an das Gebäude anzuschließen, wurde nämlich der Vorplatz aufgemacht. Bei der Untersuchung des Fundes ist man aber erst ganz am Anfang.

Bei der Diskussion um den Betonklotz hinterm Haus ist man dagegen eher am Ende. Wobei das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege aus seinem Herzen keine Mördergrube macht. Da wird - auf Anfrage unserer Zeitung - durchaus Klartext gesprochen: "Wenngleich ein zweites Fluchttreppenhaus notwendig ist, stellt diese Lösung aus denkmalpflegerischer Sicht zweifellos eine bedauerliche Beeinträchtigung dar."

So sehen das viele Menschen in Schrobenhausen, denn der Pflegschlosspark war für sie einer der schönsten Flecken der ohnehin schon zauberhaften Altstadt. Mit Betonung auf: war. Das Vinum oder das Schrannenfest, aber auch der Weihnachtsmarkt des Verkehrsvereins haben hier eine perfekte Kulisse gefunden. Und hinten, beim kleinen Brunnen, konnte man immer wieder Menschen antreffen, die sich eine Auszeit nahmen, um den idyllischen Anblick zu genießen.

Ob das in diesem Sommer noch so sein wird, mit dem Betonklotz vor der Nase, der den kleinen Brunnen zum Störenfried degradiert, wird sich zeigen. Bei den Lions, die der Stadt Schrobenhausen für ihre lebendige Kulturszene gerne eine kleine Freiluftbühne schenken würden, hat man auf das Bauwerk jedenfalls irritiert reagiert. Denn dass die Frage der Gestaltung der Bühne im idyllischen Park so laut diskutiert wurde, über den Betonklotz rund um die Stahltreppe aber gar nicht, verwunderte doch sehr.

Kreisheimatpfleger Hans Hammer hat sich aufgeregt. Als einziger ist er mit dem Thema an die Öffentlichkeit gegangen, und er hat auch nach München geschrieben und sich darüber beschwert, was hier passiert. Und auch Hans Hammer wundert sich, ein wenig, weil es eben keine Leserbriefflut gab, als die Bauarbeiten begannen, und so gar keine Schrobenhausener Bürgerinnen und Bürger hier um Liebgewonnenes in ihrer Stadt kämpfen.

Auf Anfrage unserer Zeitung hin hat das Denkmalamt in München noch einmal sehr genau erklärt, warum das jetzt so gekommen ist: Nachdem das Pflegschloss als Museum öffentlich genutzt wird, bedarf es eines zweiten Fluchtwegs, um den Anforderungen des Brandschutzes gerecht zu werden. "Die Thematik ist insofern mehr eine brandschutztechnische Frage, als eine denkmalpflegerische", teilt eine Sprecherin des Hauses mit. Bisher habe es nur einen Fluchtweg gegeben, das konnte so nicht bleiben. Also setzte eine Diskussion darüber ein, ob das notwendige zweite Fluchttreppenhaus innen- oder außenliegend errichtet werden sollte. "Beide Varianten sind mit Eingriffen in das Denkmal verbunden", betont die Sprecherin: Der Einbau eines innenliegenden Treppenhauses hätte zu großen Substanzverlusten am Denkmal geführt und "war aus denkmalpflegerischer Sicht daher abzulehnen". Der Anbau eines Treppenturms sei "zweifellos ebenfalls eine Beeinträchtigung des Denkmals; für die öffentliche Nutzung des Pflegschlosses ist er aber zwingend notwendig".

Die Gestaltung des Fluchttreppenhauses sei von Seiten der Unteren Denkmalschutzbehörde in Neuburg und des Landesamtes fachlich begleitet worden, berichtet die Sprecherin. Und weiter: "Der nun aus Beton errichtete Treppenturm ist noch nicht im Endzustand zu sehen; er wird noch in der Fassadenfarbe des Pflegschlosses gestrichen und sich dann weniger stark abheben." Oder anders gesagt: Wird schon noch.